Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

allen Christ gleubigen ein Erb der ewigen Seligkeit werde. Amen. -- Ao. 90
den 10. Martzj hatt der Liebegott mein Margrettlein von dieser weite abge¬
fordert, gott erbarms, waß Hertzenleidt sie mir macht, sintemal sie zu iren
kleinen Altter mitt solchen verstand begabt, darob sich meniglich verwundert
hat. weil wir dan alle dem willt gottes underworffen, so ist diß mein socher
tröst, daß ich meinem liber gott ein solch Kind mit gebet und gottesfurchtig-
keit geben hab, dadurch sie gewiß die ewige Seligkeit erlangt, gott verlej ir
und ain verstorbenen ein frölche Aufferstehung. ward den anderntag hernach
begraben und under Jeromias Hoffman's schwibogen gelegte, solches geschach
auß Mangi, ehe ich denn meinen kaufst, o mein gott, o mein gott, wer es
dein will gewest und helles mir das Kind gelassen, wie hett ich dir imer
wer gnug danckhen kuren. ruhn Herr, dein will ist geschehen und geschehe
auch noch biß in Ewigkeit, Amen, o wie ein schon und selig end hastu ge¬
nommen, mein libeste tochter, gott sej dir gnedig. Ir Abconderfet nach iren
todt weist herlich auß, wie sie naturlich gesehen. Ich kan vor Laib nit
mer schreiben".

Das siebente Kind war Georg Planck d. I., in dessen Hände nach dem
Tode des Vaters das Familienbuch überging, und der es später, als er sich
selbst einen Hausstand gegründet, auch fortführte. Ueber dessen Leben ergiebt
sich aus seinen eignen Mittheilungen das Folgende. Er war 1597 geboren.
"Nachdem ich nun, schreibt er, erwachsen, hatt mich mein Vatter in scharffer
öiseiMll zu allen gutten erzogen undt anermahnet, von Jugendr aufs
^raeesptores gehalten, darnebenst in die Schule zu Lunet Melas in Leiptzigk,
alß H. KgA. ^okan Friedrich Rector LeKolae gewesen, gehen lassen, undt ob
woll mein geliebter Vatter heelt. mich gern zur handtlung gezogen, bevorab
weilt ich seines Tauffnahmens, gestatte ich albereidt ein halb Jahr zu
Nürnbergkh schreiben undt rechnen lernen müssen, so hatt er doch aufs
Naht unndt Zureden vornehmer gelehrter Leutte, so mein MMnium son¬
derlich geliebet, mich ferner zum Studieren gehalten". Im Jahre 1615
begann Georg Planckh d. I., nachdem er längere Zeit nur privatim vor¬
bereitet worden war, 18 jährig unter der Leitung eines besonderen Informa¬
tors in Wittenberg seine juristischen Studien; 1617 ging er nach Jena, 1619
nach Altorff, von da wollte er noch die Straßburger Universität besuchen,
wurde aber vom Vater "mit anführung seines hohen Alterß vnd täglicher
schwachheyt, sowoll andern Uhrsachen gantz beweglich wiederumb nach hauß
begehret". So kehrte er Ostern 1620 nach Leipzig zurück. Als er darauf
Nach des Vaters Tode in Leipzig seine Studien fortsetzte, "in Meinung, x"ri-
vg.wen vitam et stuäium zu ÄZirn undt den graäum voetoris zuerhohlen",
wurde er in Folge von Empfehlungen eines Dr. Philipp Lochmann von
dem Oberamtskanzler des Markgrafenthums Niederlausitz in Guben als Hilfs-


Grenzboten it. 1876. 28

allen Christ gleubigen ein Erb der ewigen Seligkeit werde. Amen. — Ao. 90
den 10. Martzj hatt der Liebegott mein Margrettlein von dieser weite abge¬
fordert, gott erbarms, waß Hertzenleidt sie mir macht, sintemal sie zu iren
kleinen Altter mitt solchen verstand begabt, darob sich meniglich verwundert
hat. weil wir dan alle dem willt gottes underworffen, so ist diß mein socher
tröst, daß ich meinem liber gott ein solch Kind mit gebet und gottesfurchtig-
keit geben hab, dadurch sie gewiß die ewige Seligkeit erlangt, gott verlej ir
und ain verstorbenen ein frölche Aufferstehung. ward den anderntag hernach
begraben und under Jeromias Hoffman's schwibogen gelegte, solches geschach
auß Mangi, ehe ich denn meinen kaufst, o mein gott, o mein gott, wer es
dein will gewest und helles mir das Kind gelassen, wie hett ich dir imer
wer gnug danckhen kuren. ruhn Herr, dein will ist geschehen und geschehe
auch noch biß in Ewigkeit, Amen, o wie ein schon und selig end hastu ge¬
nommen, mein libeste tochter, gott sej dir gnedig. Ir Abconderfet nach iren
todt weist herlich auß, wie sie naturlich gesehen. Ich kan vor Laib nit
mer schreiben".

Das siebente Kind war Georg Planck d. I., in dessen Hände nach dem
Tode des Vaters das Familienbuch überging, und der es später, als er sich
selbst einen Hausstand gegründet, auch fortführte. Ueber dessen Leben ergiebt
sich aus seinen eignen Mittheilungen das Folgende. Er war 1597 geboren.
»Nachdem ich nun, schreibt er, erwachsen, hatt mich mein Vatter in scharffer
öiseiMll zu allen gutten erzogen undt anermahnet, von Jugendr aufs
^raeesptores gehalten, darnebenst in die Schule zu Lunet Melas in Leiptzigk,
alß H. KgA. ^okan Friedrich Rector LeKolae gewesen, gehen lassen, undt ob
woll mein geliebter Vatter heelt. mich gern zur handtlung gezogen, bevorab
weilt ich seines Tauffnahmens, gestatte ich albereidt ein halb Jahr zu
Nürnbergkh schreiben undt rechnen lernen müssen, so hatt er doch aufs
Naht unndt Zureden vornehmer gelehrter Leutte, so mein MMnium son¬
derlich geliebet, mich ferner zum Studieren gehalten". Im Jahre 1615
begann Georg Planckh d. I., nachdem er längere Zeit nur privatim vor¬
bereitet worden war, 18 jährig unter der Leitung eines besonderen Informa¬
tors in Wittenberg seine juristischen Studien; 1617 ging er nach Jena, 1619
nach Altorff, von da wollte er noch die Straßburger Universität besuchen,
wurde aber vom Vater „mit anführung seines hohen Alterß vnd täglicher
schwachheyt, sowoll andern Uhrsachen gantz beweglich wiederumb nach hauß
begehret". So kehrte er Ostern 1620 nach Leipzig zurück. Als er darauf
Nach des Vaters Tode in Leipzig seine Studien fortsetzte, „in Meinung, x»ri-
vg.wen vitam et stuäium zu ÄZirn undt den graäum voetoris zuerhohlen",
wurde er in Folge von Empfehlungen eines Dr. Philipp Lochmann von
dem Oberamtskanzler des Markgrafenthums Niederlausitz in Guben als Hilfs-


Grenzboten it. 1876. 28
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0221" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/135802"/>
          <p xml:id="ID_722" prev="#ID_721"> allen Christ gleubigen ein Erb der ewigen Seligkeit werde. Amen. &#x2014; Ao. 90<lb/>
den 10. Martzj hatt der Liebegott mein Margrettlein von dieser weite abge¬<lb/>
fordert, gott erbarms, waß Hertzenleidt sie mir macht, sintemal sie zu iren<lb/>
kleinen Altter mitt solchen verstand begabt, darob sich meniglich verwundert<lb/>
hat. weil wir dan alle dem willt gottes underworffen, so ist diß mein socher<lb/>
tröst, daß ich meinem liber gott ein solch Kind mit gebet und gottesfurchtig-<lb/>
keit geben hab, dadurch sie gewiß die ewige Seligkeit erlangt, gott verlej ir<lb/>
und ain verstorbenen ein frölche Aufferstehung. ward den anderntag hernach<lb/>
begraben und under Jeromias Hoffman's schwibogen gelegte, solches geschach<lb/>
auß Mangi, ehe ich denn meinen kaufst, o mein gott, o mein gott, wer es<lb/>
dein will gewest und helles mir das Kind gelassen, wie hett ich dir imer<lb/>
wer gnug danckhen kuren. ruhn Herr, dein will ist geschehen und geschehe<lb/>
auch noch biß in Ewigkeit, Amen, o wie ein schon und selig end hastu ge¬<lb/>
nommen, mein libeste tochter, gott sej dir gnedig. Ir Abconderfet nach iren<lb/>
todt weist herlich auß, wie sie naturlich gesehen. Ich kan vor Laib nit<lb/>
mer schreiben".</p><lb/>
          <p xml:id="ID_723" next="#ID_724"> Das siebente Kind war Georg Planck d. I., in dessen Hände nach dem<lb/>
Tode des Vaters das Familienbuch überging, und der es später, als er sich<lb/>
selbst einen Hausstand gegründet, auch fortführte. Ueber dessen Leben ergiebt<lb/>
sich aus seinen eignen Mittheilungen das Folgende. Er war 1597 geboren.<lb/>
»Nachdem ich nun, schreibt er, erwachsen, hatt mich mein Vatter in scharffer<lb/>
öiseiMll zu allen gutten erzogen undt anermahnet, von Jugendr aufs<lb/>
^raeesptores gehalten, darnebenst in die Schule zu Lunet Melas in Leiptzigk,<lb/>
alß H. KgA. ^okan Friedrich Rector LeKolae gewesen, gehen lassen, undt ob<lb/>
woll mein geliebter Vatter heelt. mich gern zur handtlung gezogen, bevorab<lb/>
weilt ich seines Tauffnahmens, gestatte ich albereidt ein halb Jahr zu<lb/>
Nürnbergkh schreiben undt rechnen lernen müssen, so hatt er doch aufs<lb/>
Naht unndt Zureden vornehmer gelehrter Leutte, so mein MMnium son¬<lb/>
derlich geliebet, mich ferner zum Studieren gehalten". Im Jahre 1615<lb/>
begann Georg Planckh d. I., nachdem er längere Zeit nur privatim vor¬<lb/>
bereitet worden war, 18 jährig unter der Leitung eines besonderen Informa¬<lb/>
tors in Wittenberg seine juristischen Studien; 1617 ging er nach Jena, 1619<lb/>
nach Altorff, von da wollte er noch die Straßburger Universität besuchen,<lb/>
wurde aber vom Vater &#x201E;mit anführung seines hohen Alterß vnd täglicher<lb/>
schwachheyt, sowoll andern Uhrsachen gantz beweglich wiederumb nach hauß<lb/>
begehret". So kehrte er Ostern 1620 nach Leipzig zurück. Als er darauf<lb/>
Nach des Vaters Tode in Leipzig seine Studien fortsetzte, &#x201E;in Meinung, x»ri-<lb/>
vg.wen vitam et stuäium zu ÄZirn undt den graäum voetoris zuerhohlen",<lb/>
wurde er in Folge von Empfehlungen eines Dr. Philipp Lochmann von<lb/>
dem Oberamtskanzler des Markgrafenthums Niederlausitz in Guben als Hilfs-</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten it. 1876. 28</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0221] allen Christ gleubigen ein Erb der ewigen Seligkeit werde. Amen. — Ao. 90 den 10. Martzj hatt der Liebegott mein Margrettlein von dieser weite abge¬ fordert, gott erbarms, waß Hertzenleidt sie mir macht, sintemal sie zu iren kleinen Altter mitt solchen verstand begabt, darob sich meniglich verwundert hat. weil wir dan alle dem willt gottes underworffen, so ist diß mein socher tröst, daß ich meinem liber gott ein solch Kind mit gebet und gottesfurchtig- keit geben hab, dadurch sie gewiß die ewige Seligkeit erlangt, gott verlej ir und ain verstorbenen ein frölche Aufferstehung. ward den anderntag hernach begraben und under Jeromias Hoffman's schwibogen gelegte, solches geschach auß Mangi, ehe ich denn meinen kaufst, o mein gott, o mein gott, wer es dein will gewest und helles mir das Kind gelassen, wie hett ich dir imer wer gnug danckhen kuren. ruhn Herr, dein will ist geschehen und geschehe auch noch biß in Ewigkeit, Amen, o wie ein schon und selig end hastu ge¬ nommen, mein libeste tochter, gott sej dir gnedig. Ir Abconderfet nach iren todt weist herlich auß, wie sie naturlich gesehen. Ich kan vor Laib nit mer schreiben". Das siebente Kind war Georg Planck d. I., in dessen Hände nach dem Tode des Vaters das Familienbuch überging, und der es später, als er sich selbst einen Hausstand gegründet, auch fortführte. Ueber dessen Leben ergiebt sich aus seinen eignen Mittheilungen das Folgende. Er war 1597 geboren. »Nachdem ich nun, schreibt er, erwachsen, hatt mich mein Vatter in scharffer öiseiMll zu allen gutten erzogen undt anermahnet, von Jugendr aufs ^raeesptores gehalten, darnebenst in die Schule zu Lunet Melas in Leiptzigk, alß H. KgA. ^okan Friedrich Rector LeKolae gewesen, gehen lassen, undt ob woll mein geliebter Vatter heelt. mich gern zur handtlung gezogen, bevorab weilt ich seines Tauffnahmens, gestatte ich albereidt ein halb Jahr zu Nürnbergkh schreiben undt rechnen lernen müssen, so hatt er doch aufs Naht unndt Zureden vornehmer gelehrter Leutte, so mein MMnium son¬ derlich geliebet, mich ferner zum Studieren gehalten". Im Jahre 1615 begann Georg Planckh d. I., nachdem er längere Zeit nur privatim vor¬ bereitet worden war, 18 jährig unter der Leitung eines besonderen Informa¬ tors in Wittenberg seine juristischen Studien; 1617 ging er nach Jena, 1619 nach Altorff, von da wollte er noch die Straßburger Universität besuchen, wurde aber vom Vater „mit anführung seines hohen Alterß vnd täglicher schwachheyt, sowoll andern Uhrsachen gantz beweglich wiederumb nach hauß begehret". So kehrte er Ostern 1620 nach Leipzig zurück. Als er darauf Nach des Vaters Tode in Leipzig seine Studien fortsetzte, „in Meinung, x»ri- vg.wen vitam et stuäium zu ÄZirn undt den graäum voetoris zuerhohlen", wurde er in Folge von Empfehlungen eines Dr. Philipp Lochmann von dem Oberamtskanzler des Markgrafenthums Niederlausitz in Guben als Hilfs- Grenzboten it. 1876. 28

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638/221
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638/221>, abgerufen am 27.11.2024.