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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.

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Lohn empfing. Dann trat er 1680 wegen harter Behandlung aus, ging zu
einem andern Principal, bei dem er sich auf sechs Jahre verbindlich machte,
wofür ihm im ersten 80 Gulden, in jedem folgenden weitere 10 Gulden ver¬
sprochen wurden. Doch blieb er nur drei Jahre hier, wurde dann Nürn¬
berger Bürger und verheirathete sich 1583, also mit 26 Jahren, mit der
19jährigen Maria Harttenstein, der Tochter einer Nürnberger Rathsherrn¬
wittwe. Die Schwiegermutter verheirathete sich bald darauf auch wieder an
Georg Püchner in Nürnberg, der "zu solcher Zelte ein Jubelirer was" --
für ein modernes Ohr ein bedenklicher Doppelsinn, der denn auch im vor¬
liegenden Falle in das Wort gelegt werden kann, denn Püchner machte ein
großes Haus und brachte das Vermögen seiner Frau und ihrer Kinder zum
guten Theile durch. Um so glücklicher lebte Georg Planck mit seiner jungen
Frau. Den Eintrag über seine Hochzeit beginnt er mit den Worten: "Ich
sprich, die Ehee ist von gott beschert", und kurz darauf heißt es: "wie und
waß gestatte wir aneinander erfreut, davon wer vit zu schreiben; gott ist
mein hairatsman gewest." Wenige Monate nach seiner Verheirathung trat
er mit Marx Lutz in Compagnie, "die Handlung zu sum nach Leipzig", und
siedelte 1586 ganz nach Leipzig über. Im August dieses Jahres sagte er in
Nürnberg sein Bürgerrecht auf, und "ob wollt man einem idem, der solche
fachen ins werckh richt, schwere Punckhten vorbete, sonderlich die solchs mit
antonr thun, mit solchen, weiln ich es auß dringender Not unsser Handlung
thun müssen, ist mein und allein in solchen verschonet, Sündern bin auch von
den Herren der Nachsteur zum than begnadet worden." Im September er¬
hielt er darauf das Leipziger Bürgerrecht, und 1598 wurde er in den Leip¬
ziger Rath gewählt, ein Ereigniß, das er mit den frommen Wünschen be¬
gleitet: "die heilige dreifalttigkeit, gott vatter, Sohn und heikliger geiht, ver¬
leihe mir dazu weissheit und verstand, gemeiner stad wol vorzustehen und die
Armen in irer Nott zu hörn." Er starb in Leipzig 1620, seine Frau über¬
lebte ihn um etwa zehn Jahre.

Der Ehe Georg Planck's entstammten neun Kinder, von denen das erste
1585 noch in Nürnberg geboren war; bei des Vaters Tode waren nur noch
vier am Leben. Auch von den auf sie bezüglichen Aufzeichnungen theile ich
die erste -- ein Zeugniß rührendster Vaterliebe -- als Probe wörtlich mit:
"Ao. 1585 den 29. October ward durch die grad gottes uff die weite geborn
mein libe töchter Margretta zwischen 2 und 3 uff der großen uhr im Zeichen
deß stir 28 Minuten, und ward den sunabend hernach durch deß erbarm
hauß Hessen Tochter Jungfraw Margretta in der eristlichen Tauff bestediget,
welches zu fand Scholle (Se. Sebald) in der Pfarkirchen zu Nürnberg in dem
Kinderbuch zu finden ist. daß neugeborne Kindlein, Jesus verleihe ir grade,
daß sie gottesfürchtig, erltch und frum ausser war, auch alt und hernach neben


Lohn empfing. Dann trat er 1680 wegen harter Behandlung aus, ging zu
einem andern Principal, bei dem er sich auf sechs Jahre verbindlich machte,
wofür ihm im ersten 80 Gulden, in jedem folgenden weitere 10 Gulden ver¬
sprochen wurden. Doch blieb er nur drei Jahre hier, wurde dann Nürn¬
berger Bürger und verheirathete sich 1583, also mit 26 Jahren, mit der
19jährigen Maria Harttenstein, der Tochter einer Nürnberger Rathsherrn¬
wittwe. Die Schwiegermutter verheirathete sich bald darauf auch wieder an
Georg Püchner in Nürnberg, der „zu solcher Zelte ein Jubelirer was" —
für ein modernes Ohr ein bedenklicher Doppelsinn, der denn auch im vor¬
liegenden Falle in das Wort gelegt werden kann, denn Püchner machte ein
großes Haus und brachte das Vermögen seiner Frau und ihrer Kinder zum
guten Theile durch. Um so glücklicher lebte Georg Planck mit seiner jungen
Frau. Den Eintrag über seine Hochzeit beginnt er mit den Worten: „Ich
sprich, die Ehee ist von gott beschert", und kurz darauf heißt es: „wie und
waß gestatte wir aneinander erfreut, davon wer vit zu schreiben; gott ist
mein hairatsman gewest." Wenige Monate nach seiner Verheirathung trat
er mit Marx Lutz in Compagnie, „die Handlung zu sum nach Leipzig", und
siedelte 1586 ganz nach Leipzig über. Im August dieses Jahres sagte er in
Nürnberg sein Bürgerrecht auf, und „ob wollt man einem idem, der solche
fachen ins werckh richt, schwere Punckhten vorbete, sonderlich die solchs mit
antonr thun, mit solchen, weiln ich es auß dringender Not unsser Handlung
thun müssen, ist mein und allein in solchen verschonet, Sündern bin auch von
den Herren der Nachsteur zum than begnadet worden." Im September er¬
hielt er darauf das Leipziger Bürgerrecht, und 1598 wurde er in den Leip¬
ziger Rath gewählt, ein Ereigniß, das er mit den frommen Wünschen be¬
gleitet: „die heilige dreifalttigkeit, gott vatter, Sohn und heikliger geiht, ver¬
leihe mir dazu weissheit und verstand, gemeiner stad wol vorzustehen und die
Armen in irer Nott zu hörn." Er starb in Leipzig 1620, seine Frau über¬
lebte ihn um etwa zehn Jahre.

Der Ehe Georg Planck's entstammten neun Kinder, von denen das erste
1585 noch in Nürnberg geboren war; bei des Vaters Tode waren nur noch
vier am Leben. Auch von den auf sie bezüglichen Aufzeichnungen theile ich
die erste — ein Zeugniß rührendster Vaterliebe — als Probe wörtlich mit:
„Ao. 1585 den 29. October ward durch die grad gottes uff die weite geborn
mein libe töchter Margretta zwischen 2 und 3 uff der großen uhr im Zeichen
deß stir 28 Minuten, und ward den sunabend hernach durch deß erbarm
hauß Hessen Tochter Jungfraw Margretta in der eristlichen Tauff bestediget,
welches zu fand Scholle (Se. Sebald) in der Pfarkirchen zu Nürnberg in dem
Kinderbuch zu finden ist. daß neugeborne Kindlein, Jesus verleihe ir grade,
daß sie gottesfürchtig, erltch und frum ausser war, auch alt und hernach neben


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638/220>, abgerufen am 27.11.2024.