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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.

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eine knappe Charakteristik seiner künstlerischen Eigenthümlichkeit gegeben; die
Beschreibungen der Kunstwerke befleißigen sich durchweg großer Objektivität,
Einfachheit und Sauberkeit; jeder Beschreibung ist die genaue Bezeichnung mit
dem Künstlernamen, die Angabe des Materials und der Maßverhältnisse, die
nöthige Notiz über die Erwerbung und den früheren Besitzer und der Nach¬
weis etwaiger Vervielfältigungen durch Stich oder Lithographie beigefügt.
Bei denjenigen Gemälden, die aus der Wagener'schen Sammlung stammen,
ist stets die Nummer des Waagen'schen Katalogs zum Vergleich mit ange¬
führt. Die Orientirung endlich in den Räumen des Museums ist durch die
angehefteten Grundrisse beider Geschosse erleichtert.

Auch die Verlagshandlung hat in der künstlerischen Ausstattung des
Katalogs augenscheinlich etwas "leisten" wollen; leider ist ihr dies, wie die
meisten derartigen Experimente unserer Tage, völlig mißglückt. Die hübsche
Titelumrahmung, die eben aufs Titelblatt gehört hätte, ist unbegreiflicher
Weise an den Umschlag verschwendet, der doch auf jeden Fall der Vernichtung
geweiht ist, und aus der Schriftgattung, welche auf dem Umschlage zur Ver¬
wendung gekommen ist, geht hervor, daß es der Druckerei ganz zuletzt erst
eingefallen ist, mit welchen Lettern sie eigentlich das ganze Buch hätte
drucken müssen.

Es bedarf wohl nicht der ausdrücklichen Bemerkung, daß der vorliegende
Katalog, neben seiner praktischen Bestimmung als Führer für die Besucher
der Galerie, zugleich für jeden Freund der Kunstwissenschaft ein unentbehrliches
Hilfsmittel beim Studium der modernen deutschen wie ausländischen Kunst
ist, für dessen Ausarbeitung man den beiden Verfassern, dem auf dem Titel¬
blatte genannten Direktor der Galerie und seinem in der Vorrede rühmend
erwähnten Mitarbeiter Dr. Dohme, -- ob man wohl irrt, wenn man dem
letzteren den Löwenantheil zuschreibt? -- zu aufrichtigem Dank verpflichtet ist.
Namentlich die Besitzer von Reder's "Geschichte der neueren deutschen Kunst"
mögen sich die Anschaffung des Katalogs dringend empfohlen sein lassen.


Neue musikalische Charakterbilder von Otto Gumprecht.
Leipzig, Haessel 1876.

Otto Gumprecht in Berlin, neben Hanslick in Wien einer unsrer treff¬
lichsten populären Musikschriftsteller, hat seinen vor einigen Jahren erschienenen
"Musikalischen Charakterbildern" (Schubert, Mendelssohn, Weber, Rossini,
Ander, Meyerbeer) eine zweite Serie nachgesendet, die wiederum sechs gesam¬
melte Aufsätze enthält. Der erste Aufsatz: "Die Frauen in der Musik" be¬
trachtet zunächst die weiblichen Compositionsversuche und sucht die Thatsache
zu erklären, daß auf dem Gebiete der musikalischen Production die Frauen
fast gänzlich bedeutungslos geblieben sind, schildert aber dann aus der andern


eine knappe Charakteristik seiner künstlerischen Eigenthümlichkeit gegeben; die
Beschreibungen der Kunstwerke befleißigen sich durchweg großer Objektivität,
Einfachheit und Sauberkeit; jeder Beschreibung ist die genaue Bezeichnung mit
dem Künstlernamen, die Angabe des Materials und der Maßverhältnisse, die
nöthige Notiz über die Erwerbung und den früheren Besitzer und der Nach¬
weis etwaiger Vervielfältigungen durch Stich oder Lithographie beigefügt.
Bei denjenigen Gemälden, die aus der Wagener'schen Sammlung stammen,
ist stets die Nummer des Waagen'schen Katalogs zum Vergleich mit ange¬
führt. Die Orientirung endlich in den Räumen des Museums ist durch die
angehefteten Grundrisse beider Geschosse erleichtert.

Auch die Verlagshandlung hat in der künstlerischen Ausstattung des
Katalogs augenscheinlich etwas „leisten" wollen; leider ist ihr dies, wie die
meisten derartigen Experimente unserer Tage, völlig mißglückt. Die hübsche
Titelumrahmung, die eben aufs Titelblatt gehört hätte, ist unbegreiflicher
Weise an den Umschlag verschwendet, der doch auf jeden Fall der Vernichtung
geweiht ist, und aus der Schriftgattung, welche auf dem Umschlage zur Ver¬
wendung gekommen ist, geht hervor, daß es der Druckerei ganz zuletzt erst
eingefallen ist, mit welchen Lettern sie eigentlich das ganze Buch hätte
drucken müssen.

Es bedarf wohl nicht der ausdrücklichen Bemerkung, daß der vorliegende
Katalog, neben seiner praktischen Bestimmung als Führer für die Besucher
der Galerie, zugleich für jeden Freund der Kunstwissenschaft ein unentbehrliches
Hilfsmittel beim Studium der modernen deutschen wie ausländischen Kunst
ist, für dessen Ausarbeitung man den beiden Verfassern, dem auf dem Titel¬
blatte genannten Direktor der Galerie und seinem in der Vorrede rühmend
erwähnten Mitarbeiter Dr. Dohme, — ob man wohl irrt, wenn man dem
letzteren den Löwenantheil zuschreibt? — zu aufrichtigem Dank verpflichtet ist.
Namentlich die Besitzer von Reder's „Geschichte der neueren deutschen Kunst"
mögen sich die Anschaffung des Katalogs dringend empfohlen sein lassen.


Neue musikalische Charakterbilder von Otto Gumprecht.
Leipzig, Haessel 1876.

Otto Gumprecht in Berlin, neben Hanslick in Wien einer unsrer treff¬
lichsten populären Musikschriftsteller, hat seinen vor einigen Jahren erschienenen
„Musikalischen Charakterbildern" (Schubert, Mendelssohn, Weber, Rossini,
Ander, Meyerbeer) eine zweite Serie nachgesendet, die wiederum sechs gesam¬
melte Aufsätze enthält. Der erste Aufsatz: „Die Frauen in der Musik" be¬
trachtet zunächst die weiblichen Compositionsversuche und sucht die Thatsache
zu erklären, daß auf dem Gebiete der musikalischen Production die Frauen
fast gänzlich bedeutungslos geblieben sind, schildert aber dann aus der andern


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638/202>, abgerufen am 23.11.2024.