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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.

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Von Seiten der demokratischen Partei wurden in jüngster Zeit folgende
Männer als Präsidentschaftskandidaten genannt: Hendricks, Thurnau, Pendle-
ton und der Hartgeldmann Tilden. Die demokratische Staatseonvention von
Pennsylvanien, welche am 22. März in Lancaster (Pennsylvanien) versammelt
war, nahm in der Geldfrage eine sehr lauwarme Stellung ein, sprach sich gegen
die Wiederaufnahme der Baarzahlung am 1. Juni 1879 aus und lehnte es
ab, der demokratischen Nationalconvention in Se. Louis einen Präsident¬
schaftskandidaten zu empfehlen.

Wie die Dinge jetzt liegen, scheint die Partei der Unabhängigen die No-
minationen der Präsidentschaftscandidaten Seitens der Republikaner und De¬
mokraten abwarten zu wollen, bevor sie selbst entscheidende Schritte thut.
Karl Schurz, einer der Hauptsührer dieser Partei, ist gegenwärtig tief
niedergebeugt durch den Tod seiner Frau Margarethe, der am 16. März d. I.
in New-Uork erfolgte. Eine geborene Meyer aus dem Hamburger Fabrik-
und Handelshause H. C. Meyer, hatte sie vor etwa 24 Jahren Schurz als
Flüchtling in London geheirathet und ihn dann nach Amerika begleitet, wo
sie ihm in seinem wechselnden Schicksale verständnißvoll zu folgen und dem für
ein inniges Familienleben so überaus empfänglichen Manne eine schöne Häus¬
lichkeit zu bereiten wußte. Margarethe Schurz ist ihrem Gatten in Freud
und Leid, in Glück und Noth stets eine treue Lebensgefährtin gewesen.


Rud. Doehn.


Line Berichtigung und einige Iragen.

Wenn es im Allgemeinen verdrießlich ist, sich berichtigen zu müssen, so
giebt es doch auch solche Berichtigungen, wo sich dem Schmerze Befriedigung,
ja lebhafte, herzliche Freude beimischt, und ein solcher angenehmer Fall ist
der folgende:

In dem Artikel über die Moabitica (Ur. 16 der Grenzb.) hieß es
auf Grund einer Aeußerung des Herrn Professor Mommsen im preußischen
Abgeordnetenhause, Herr Professor Fleischer in Leipzig habe sein Gutachten
für die Echtheit jenes Plunders abgegeben. Man durfte jene Aeußerung, so
auffallend sie war. nicht wohl bezweifeln, obschon inzwischen einige räthsel¬
hafte Dinge vorgekommen waren. Etliche Tage nach der betreffenden Rede
Mommsen's, am 21. März, hatte Professor Fleischer im "Leipziger Tage¬
blatt" erklärt, daß er jenem "im Vertrauen auf seine Ehrenhaftigkeit" eine
Berichtigung der von ihm gethanen Aeußerung zur Veröffentlichung


Von Seiten der demokratischen Partei wurden in jüngster Zeit folgende
Männer als Präsidentschaftskandidaten genannt: Hendricks, Thurnau, Pendle-
ton und der Hartgeldmann Tilden. Die demokratische Staatseonvention von
Pennsylvanien, welche am 22. März in Lancaster (Pennsylvanien) versammelt
war, nahm in der Geldfrage eine sehr lauwarme Stellung ein, sprach sich gegen
die Wiederaufnahme der Baarzahlung am 1. Juni 1879 aus und lehnte es
ab, der demokratischen Nationalconvention in Se. Louis einen Präsident¬
schaftskandidaten zu empfehlen.

Wie die Dinge jetzt liegen, scheint die Partei der Unabhängigen die No-
minationen der Präsidentschaftscandidaten Seitens der Republikaner und De¬
mokraten abwarten zu wollen, bevor sie selbst entscheidende Schritte thut.
Karl Schurz, einer der Hauptsührer dieser Partei, ist gegenwärtig tief
niedergebeugt durch den Tod seiner Frau Margarethe, der am 16. März d. I.
in New-Uork erfolgte. Eine geborene Meyer aus dem Hamburger Fabrik-
und Handelshause H. C. Meyer, hatte sie vor etwa 24 Jahren Schurz als
Flüchtling in London geheirathet und ihn dann nach Amerika begleitet, wo
sie ihm in seinem wechselnden Schicksale verständnißvoll zu folgen und dem für
ein inniges Familienleben so überaus empfänglichen Manne eine schöne Häus¬
lichkeit zu bereiten wußte. Margarethe Schurz ist ihrem Gatten in Freud
und Leid, in Glück und Noth stets eine treue Lebensgefährtin gewesen.


Rud. Doehn.


Line Berichtigung und einige Iragen.

Wenn es im Allgemeinen verdrießlich ist, sich berichtigen zu müssen, so
giebt es doch auch solche Berichtigungen, wo sich dem Schmerze Befriedigung,
ja lebhafte, herzliche Freude beimischt, und ein solcher angenehmer Fall ist
der folgende:

In dem Artikel über die Moabitica (Ur. 16 der Grenzb.) hieß es
auf Grund einer Aeußerung des Herrn Professor Mommsen im preußischen
Abgeordnetenhause, Herr Professor Fleischer in Leipzig habe sein Gutachten
für die Echtheit jenes Plunders abgegeben. Man durfte jene Aeußerung, so
auffallend sie war. nicht wohl bezweifeln, obschon inzwischen einige räthsel¬
hafte Dinge vorgekommen waren. Etliche Tage nach der betreffenden Rede
Mommsen's, am 21. März, hatte Professor Fleischer im „Leipziger Tage¬
blatt" erklärt, daß er jenem „im Vertrauen auf seine Ehrenhaftigkeit" eine
Berichtigung der von ihm gethanen Aeußerung zur Veröffentlichung


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[0158] Von Seiten der demokratischen Partei wurden in jüngster Zeit folgende Männer als Präsidentschaftskandidaten genannt: Hendricks, Thurnau, Pendle- ton und der Hartgeldmann Tilden. Die demokratische Staatseonvention von Pennsylvanien, welche am 22. März in Lancaster (Pennsylvanien) versammelt war, nahm in der Geldfrage eine sehr lauwarme Stellung ein, sprach sich gegen die Wiederaufnahme der Baarzahlung am 1. Juni 1879 aus und lehnte es ab, der demokratischen Nationalconvention in Se. Louis einen Präsident¬ schaftskandidaten zu empfehlen. Wie die Dinge jetzt liegen, scheint die Partei der Unabhängigen die No- minationen der Präsidentschaftscandidaten Seitens der Republikaner und De¬ mokraten abwarten zu wollen, bevor sie selbst entscheidende Schritte thut. Karl Schurz, einer der Hauptsührer dieser Partei, ist gegenwärtig tief niedergebeugt durch den Tod seiner Frau Margarethe, der am 16. März d. I. in New-Uork erfolgte. Eine geborene Meyer aus dem Hamburger Fabrik- und Handelshause H. C. Meyer, hatte sie vor etwa 24 Jahren Schurz als Flüchtling in London geheirathet und ihn dann nach Amerika begleitet, wo sie ihm in seinem wechselnden Schicksale verständnißvoll zu folgen und dem für ein inniges Familienleben so überaus empfänglichen Manne eine schöne Häus¬ lichkeit zu bereiten wußte. Margarethe Schurz ist ihrem Gatten in Freud und Leid, in Glück und Noth stets eine treue Lebensgefährtin gewesen. Rud. Doehn. Line Berichtigung und einige Iragen. Wenn es im Allgemeinen verdrießlich ist, sich berichtigen zu müssen, so giebt es doch auch solche Berichtigungen, wo sich dem Schmerze Befriedigung, ja lebhafte, herzliche Freude beimischt, und ein solcher angenehmer Fall ist der folgende: In dem Artikel über die Moabitica (Ur. 16 der Grenzb.) hieß es auf Grund einer Aeußerung des Herrn Professor Mommsen im preußischen Abgeordnetenhause, Herr Professor Fleischer in Leipzig habe sein Gutachten für die Echtheit jenes Plunders abgegeben. Man durfte jene Aeußerung, so auffallend sie war. nicht wohl bezweifeln, obschon inzwischen einige räthsel¬ hafte Dinge vorgekommen waren. Etliche Tage nach der betreffenden Rede Mommsen's, am 21. März, hatte Professor Fleischer im „Leipziger Tage¬ blatt" erklärt, daß er jenem „im Vertrauen auf seine Ehrenhaftigkeit" eine Berichtigung der von ihm gethanen Aeußerung zur Veröffentlichung

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638/158>, abgerufen am 27.11.2024.