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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.

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Welt; er kann Ihnen sagen, ob es sicher ist oder nicht, und wie Alles ein¬
gerichtet werden muß."

Diesem Rathe folgend schickte ich nach Zu Paulu, und als ich ihm meinen
Wunsch vortrug, sagte er: "Allerdings ist um diese Jahreszeit das Wetter
Ziemlich ungünstig für einen solchen Ausflug, aber wenn Sie nur die Dienste
eines Fuhrmanns von der rechten Art sich verschaffen könnten, würde er dem
Regen auszuweichen verstehen."

Diese Leute sprechen gemeiniglich in Bildern, die nur ein Eingeborener,
der den Ausdruck ihrer Augen genau beobachtet, verstehen kann. Der obige
Satz sollte heißen: "Gegenwärtig wird das Land von Räubern unsicher ge¬
nandt, aber wenn sie sich einen Mann verschaffen könnten, der Einfluß und
Ansehen genug bei ihnen genießt, so würde es gar keine Gefahr haben."

"Und wer würde der Fuhrmann von der rechten Art sein?" fragte ich.

"Der einzige, den ich empfehlen könnte, wäre Gnuri Gaitanu (Gnuri ist
der Vorname aller Kutscher in Palermo), welcher sein Fuhrherrngeschäft hinter
der Kathedrale hat."

Auf diese Empfehlung hin schickte ich nach diesem Gnuri Gaitanu. oder
wie er gewöhnlich abgekürzt genannt wurde, Gnu Tann. Er kam den folgen¬
den Tag auf mein Bureau. Es war ein hochgewachsener, sehniger, athletischer
Mann von etwa fünfundvierzig Jahren, in dessen schwarze Haare sich mäßig
graue mischten. Sein ovales Gesicht, ursprünglich von maurischer, oliven¬
gelber Farbe, war dadurch, daß es fortwährend der heißen Sonne Siciliens
ausgesetzt gewesen, dunkelbraun geworden und zeigte eine Adlernase, schwarze,
stechende Augen, schmale Lippen und ein spitzes Kinn. Hätte er einen Voll¬
bart getragen und einen Burnus angezogen, so hätte er leicht für einen
arabischen Scheich Passiren können.

"Gnu Tann," sagte ich zu ihm, "meine Frau und eine englische Dame
wünschen einen Ausflug nach dem Tempel von Segeste zu machen. Ihr seid
wir als der beste Kutscher empfohlen, der sich ihrer annehmen könnte, und
so möchte ich Euch ersuchen, Euch auf die Tour vorzubereiten. Könnt Ihr
die Sache unternehmen?"

"Immer zu Ihren Diensten, Signorino. Geht kein Herr in der Gesell¬
schaft mit?"

"Keiner. Die Freundinnen meiner Frau reisen allein, und meine Pflichten
Wollen mir nicht gestatten, meinen Posten zu verlassen. So muß ich die
bier Damen ganz Eurer Fürsorge überlassen."

"Immer zu Ihrem Befehl, Signorino. Und wann wünschen die Damen
ZU gehen?"

"Das überlasse ich Euch zu entscheiden; aber sobald das Wetter günstig
ist, Gnu Tann."


Welt; er kann Ihnen sagen, ob es sicher ist oder nicht, und wie Alles ein¬
gerichtet werden muß."

Diesem Rathe folgend schickte ich nach Zu Paulu, und als ich ihm meinen
Wunsch vortrug, sagte er: „Allerdings ist um diese Jahreszeit das Wetter
Ziemlich ungünstig für einen solchen Ausflug, aber wenn Sie nur die Dienste
eines Fuhrmanns von der rechten Art sich verschaffen könnten, würde er dem
Regen auszuweichen verstehen."

Diese Leute sprechen gemeiniglich in Bildern, die nur ein Eingeborener,
der den Ausdruck ihrer Augen genau beobachtet, verstehen kann. Der obige
Satz sollte heißen: „Gegenwärtig wird das Land von Räubern unsicher ge¬
nandt, aber wenn sie sich einen Mann verschaffen könnten, der Einfluß und
Ansehen genug bei ihnen genießt, so würde es gar keine Gefahr haben."

„Und wer würde der Fuhrmann von der rechten Art sein?" fragte ich.

„Der einzige, den ich empfehlen könnte, wäre Gnuri Gaitanu (Gnuri ist
der Vorname aller Kutscher in Palermo), welcher sein Fuhrherrngeschäft hinter
der Kathedrale hat."

Auf diese Empfehlung hin schickte ich nach diesem Gnuri Gaitanu. oder
wie er gewöhnlich abgekürzt genannt wurde, Gnu Tann. Er kam den folgen¬
den Tag auf mein Bureau. Es war ein hochgewachsener, sehniger, athletischer
Mann von etwa fünfundvierzig Jahren, in dessen schwarze Haare sich mäßig
graue mischten. Sein ovales Gesicht, ursprünglich von maurischer, oliven¬
gelber Farbe, war dadurch, daß es fortwährend der heißen Sonne Siciliens
ausgesetzt gewesen, dunkelbraun geworden und zeigte eine Adlernase, schwarze,
stechende Augen, schmale Lippen und ein spitzes Kinn. Hätte er einen Voll¬
bart getragen und einen Burnus angezogen, so hätte er leicht für einen
arabischen Scheich Passiren können.

„Gnu Tann," sagte ich zu ihm, „meine Frau und eine englische Dame
wünschen einen Ausflug nach dem Tempel von Segeste zu machen. Ihr seid
wir als der beste Kutscher empfohlen, der sich ihrer annehmen könnte, und
so möchte ich Euch ersuchen, Euch auf die Tour vorzubereiten. Könnt Ihr
die Sache unternehmen?"

„Immer zu Ihren Diensten, Signorino. Geht kein Herr in der Gesell¬
schaft mit?"

„Keiner. Die Freundinnen meiner Frau reisen allein, und meine Pflichten
Wollen mir nicht gestatten, meinen Posten zu verlassen. So muß ich die
bier Damen ganz Eurer Fürsorge überlassen."

„Immer zu Ihrem Befehl, Signorino. Und wann wünschen die Damen
ZU gehen?"

„Das überlasse ich Euch zu entscheiden; aber sobald das Wetter günstig
ist, Gnu Tann."


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[0143] Welt; er kann Ihnen sagen, ob es sicher ist oder nicht, und wie Alles ein¬ gerichtet werden muß." Diesem Rathe folgend schickte ich nach Zu Paulu, und als ich ihm meinen Wunsch vortrug, sagte er: „Allerdings ist um diese Jahreszeit das Wetter Ziemlich ungünstig für einen solchen Ausflug, aber wenn Sie nur die Dienste eines Fuhrmanns von der rechten Art sich verschaffen könnten, würde er dem Regen auszuweichen verstehen." Diese Leute sprechen gemeiniglich in Bildern, die nur ein Eingeborener, der den Ausdruck ihrer Augen genau beobachtet, verstehen kann. Der obige Satz sollte heißen: „Gegenwärtig wird das Land von Räubern unsicher ge¬ nandt, aber wenn sie sich einen Mann verschaffen könnten, der Einfluß und Ansehen genug bei ihnen genießt, so würde es gar keine Gefahr haben." „Und wer würde der Fuhrmann von der rechten Art sein?" fragte ich. „Der einzige, den ich empfehlen könnte, wäre Gnuri Gaitanu (Gnuri ist der Vorname aller Kutscher in Palermo), welcher sein Fuhrherrngeschäft hinter der Kathedrale hat." Auf diese Empfehlung hin schickte ich nach diesem Gnuri Gaitanu. oder wie er gewöhnlich abgekürzt genannt wurde, Gnu Tann. Er kam den folgen¬ den Tag auf mein Bureau. Es war ein hochgewachsener, sehniger, athletischer Mann von etwa fünfundvierzig Jahren, in dessen schwarze Haare sich mäßig graue mischten. Sein ovales Gesicht, ursprünglich von maurischer, oliven¬ gelber Farbe, war dadurch, daß es fortwährend der heißen Sonne Siciliens ausgesetzt gewesen, dunkelbraun geworden und zeigte eine Adlernase, schwarze, stechende Augen, schmale Lippen und ein spitzes Kinn. Hätte er einen Voll¬ bart getragen und einen Burnus angezogen, so hätte er leicht für einen arabischen Scheich Passiren können. „Gnu Tann," sagte ich zu ihm, „meine Frau und eine englische Dame wünschen einen Ausflug nach dem Tempel von Segeste zu machen. Ihr seid wir als der beste Kutscher empfohlen, der sich ihrer annehmen könnte, und so möchte ich Euch ersuchen, Euch auf die Tour vorzubereiten. Könnt Ihr die Sache unternehmen?" „Immer zu Ihren Diensten, Signorino. Geht kein Herr in der Gesell¬ schaft mit?" „Keiner. Die Freundinnen meiner Frau reisen allein, und meine Pflichten Wollen mir nicht gestatten, meinen Posten zu verlassen. So muß ich die bier Damen ganz Eurer Fürsorge überlassen." „Immer zu Ihrem Befehl, Signorino. Und wann wünschen die Damen ZU gehen?" „Das überlasse ich Euch zu entscheiden; aber sobald das Wetter günstig ist, Gnu Tann."

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638/143>, abgerufen am 27.11.2024.