Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.nach, sich als angetraut zu betrachten, bis ein Schwarzkünstler von Priester nach, sich als angetraut zu betrachten, bis ein Schwarzkünstler von Priester <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0138" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/135719"/> <p xml:id="ID_470" prev="#ID_469" next="#ID_471"> nach, sich als angetraut zu betrachten, bis ein Schwarzkünstler von Priester<lb/> die Venus zur Zurückgabe des Ringes zwingt. (Ein Theil dieser Geschichte<lb/> ist auch in der Kaiserchronik, Ausg. v. Maßmann, II. S. 266 zu lesen, wo<lb/> sie einem der Brüder des Kaisers Theodosius passirt.) Aber wir dürfen ge¬<lb/> trost noch einen Schritt, und einen guten, über das Mittelalter hinaus ins<lb/> Alterthum thun. Wenn Apulejus in seinen Metamorph. II. glaubt, er müsse<lb/> im Zauberland Thessalien sogar die Bilder und Bildsäulen wandeln sehn,<lb/> („imÄZines et statuag inesKsurÄs") so spricht er ja im Grunde denselben Ge¬<lb/> danken aus, der unserer Don Juan-Sage zu Grunde liegt. Zauberkräftige<lb/> metallene Bildsäulen wurden angeblich (s. Photius von Bekker p. 60 a) zur<lb/> Zeit Konstantin's des Großen an der illyrischen Küste ausgegraben: sie waren<lb/> mit den Händen auf den Rücken gefesselt und sollten den Einfällen der Bar¬<lb/> baren wehren (vergl. Gervais de Tilbury, von F. Liebrecht S. 102). Eine<lb/> eherne, zauberkräftige Bildsäule sollte (nach Olympiador bei Photius cod. 80)<lb/> in Nhegina aufgestellt gewesen sein, als Schutzwehr («?ror^o?rttto^) gegen die<lb/> Feuerausbrüche des Aetna und zugleich gegen die Einfälle der Barbaren von<lb/> der Seeseite her; in dem einen Fuß dieses Bildes, wußte die Sage weiter,<lb/> brannte ein nicht zu löschendes Feuer (?r^ «xo/^»o^), im andern rieselte<lb/> unverfiechbares Wasser (L^w^ «^«A>i?o^o»-). Immerhin könnte man hier und<lb/> bei einigen der angeführten Beispiele einwenden: zwischen zauberkräftigen und<lb/> wandelnden, d. h. gleichsam belebten Bildsäulen sei ein Unterschied, man könnte<lb/> auch die Aehnlichkeit vermissen mit einer andern, von Pausanias (VII, c. 5) über¬<lb/> lieferten Sage, gemäß welcher eine Heraklesstatue aus Erythrae sich auf einem<lb/> Fahrzeug befand, das ohne irgend welche menschliche Leitung überall auf<lb/> dem Meere umherfuhr. Aber überall finden wir den Hauptzug der Aehnlichkeit<lb/> darin, daß sich der Begriff des Wunderbaren, in unserem Falle des Menschen¬<lb/> ähnlichen, an die Statue des Todten heftet: und was wird man zu folgender,<lb/> von Aristoteles (mirad. auscult. 82) aufbewahrten Tradition sagen? Dädalus<lb/> verfertigte zwei Bildsäulen, seine eigene und die seines Sohnes Ikarus, von<lb/> Zinn die eine, und die andere von Erz. welche er auf den elektrischen Inseln<lb/> (im Ausfluß des Eridanus. d. i. Po) aufstellte. Als nun später aus Argos<lb/> flüchtige Pelasger sich hierher wandten, da floh das Bild des Dädalus nach 5er<lb/> Insel Ikaros. Und gerade von diesem Tausendkünstler Dädalus weiß ja die<lb/> Sage zu erzählen, daß er seine Schnitzbilder mit Leben und Bewegung auszu¬<lb/> rüsten (^^x« Tratst) gewußt habe. Ganz so wußten die Theurgen, d. h.<lb/> Zauberer und Hexenmeister (vgl. Lobeck's Aglaoph. I, S. 106 fg.) Bildsäulen<lb/> zu beleben, welche dann Orakel von sich gaben. Etwas ähnliches mögen die<lb/> von Festus s. v. genannten Kudsilles oder ipsullieos — s. Lobeck a. a. O. I.<lb/> 227 — gewesen sein. Wunderthätige, d. h. fieberheilende Statuen von Ath¬<lb/> leten werden von Lucian (Götterversamml. 12) erwähnt; daß ferner die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0138]
nach, sich als angetraut zu betrachten, bis ein Schwarzkünstler von Priester
die Venus zur Zurückgabe des Ringes zwingt. (Ein Theil dieser Geschichte
ist auch in der Kaiserchronik, Ausg. v. Maßmann, II. S. 266 zu lesen, wo
sie einem der Brüder des Kaisers Theodosius passirt.) Aber wir dürfen ge¬
trost noch einen Schritt, und einen guten, über das Mittelalter hinaus ins
Alterthum thun. Wenn Apulejus in seinen Metamorph. II. glaubt, er müsse
im Zauberland Thessalien sogar die Bilder und Bildsäulen wandeln sehn,
(„imÄZines et statuag inesKsurÄs") so spricht er ja im Grunde denselben Ge¬
danken aus, der unserer Don Juan-Sage zu Grunde liegt. Zauberkräftige
metallene Bildsäulen wurden angeblich (s. Photius von Bekker p. 60 a) zur
Zeit Konstantin's des Großen an der illyrischen Küste ausgegraben: sie waren
mit den Händen auf den Rücken gefesselt und sollten den Einfällen der Bar¬
baren wehren (vergl. Gervais de Tilbury, von F. Liebrecht S. 102). Eine
eherne, zauberkräftige Bildsäule sollte (nach Olympiador bei Photius cod. 80)
in Nhegina aufgestellt gewesen sein, als Schutzwehr («?ror^o?rttto^) gegen die
Feuerausbrüche des Aetna und zugleich gegen die Einfälle der Barbaren von
der Seeseite her; in dem einen Fuß dieses Bildes, wußte die Sage weiter,
brannte ein nicht zu löschendes Feuer (?r^ «xo/^»o^), im andern rieselte
unverfiechbares Wasser (L^w^ «^«A>i?o^o»-). Immerhin könnte man hier und
bei einigen der angeführten Beispiele einwenden: zwischen zauberkräftigen und
wandelnden, d. h. gleichsam belebten Bildsäulen sei ein Unterschied, man könnte
auch die Aehnlichkeit vermissen mit einer andern, von Pausanias (VII, c. 5) über¬
lieferten Sage, gemäß welcher eine Heraklesstatue aus Erythrae sich auf einem
Fahrzeug befand, das ohne irgend welche menschliche Leitung überall auf
dem Meere umherfuhr. Aber überall finden wir den Hauptzug der Aehnlichkeit
darin, daß sich der Begriff des Wunderbaren, in unserem Falle des Menschen¬
ähnlichen, an die Statue des Todten heftet: und was wird man zu folgender,
von Aristoteles (mirad. auscult. 82) aufbewahrten Tradition sagen? Dädalus
verfertigte zwei Bildsäulen, seine eigene und die seines Sohnes Ikarus, von
Zinn die eine, und die andere von Erz. welche er auf den elektrischen Inseln
(im Ausfluß des Eridanus. d. i. Po) aufstellte. Als nun später aus Argos
flüchtige Pelasger sich hierher wandten, da floh das Bild des Dädalus nach 5er
Insel Ikaros. Und gerade von diesem Tausendkünstler Dädalus weiß ja die
Sage zu erzählen, daß er seine Schnitzbilder mit Leben und Bewegung auszu¬
rüsten (^^x« Tratst) gewußt habe. Ganz so wußten die Theurgen, d. h.
Zauberer und Hexenmeister (vgl. Lobeck's Aglaoph. I, S. 106 fg.) Bildsäulen
zu beleben, welche dann Orakel von sich gaben. Etwas ähnliches mögen die
von Festus s. v. genannten Kudsilles oder ipsullieos — s. Lobeck a. a. O. I.
227 — gewesen sein. Wunderthätige, d. h. fieberheilende Statuen von Ath¬
leten werden von Lucian (Götterversamml. 12) erwähnt; daß ferner die
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