Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.öffentliche Anlagen über ihre Grundstücke zu disponiren Pflegen. Herr Virchow Die nächste Sitzung der Abgeordneten wird nach den beiden Osterwochen Literatur. Kritisch e U ntersuchungen über die Lie inianische Christenv er fo lgung. Diese sehr interessante kirchenhistorische Schrift (sie ist Giesebrecht gewidmet) öffentliche Anlagen über ihre Grundstücke zu disponiren Pflegen. Herr Virchow Die nächste Sitzung der Abgeordneten wird nach den beiden Osterwochen Literatur. Kritisch e U ntersuchungen über die Lie inianische Christenv er fo lgung. Diese sehr interessante kirchenhistorische Schrift (sie ist Giesebrecht gewidmet) <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0123" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/135704"/> <p xml:id="ID_443" prev="#ID_442"> öffentliche Anlagen über ihre Grundstücke zu disponiren Pflegen. Herr Virchow<lb/> verlangte als Referent der Budgetkommisston die Aufstellung eines Planes<lb/> für den Bau der großen Staatsanstalten für Wissenschaft und Kunst in<lb/> Berlin. Möge der Antrag, der vom Hause angenommen wurde, Erfolg haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_444"> Die nächste Sitzung der Abgeordneten wird nach den beiden Osterwochen<lb/><note type="byline"> v — r.</note> am 24. April stattfinden. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Literatur.</head><lb/> <p xml:id="ID_445"> Kritisch e U ntersuchungen über die Lie inianische Christenv er fo lgung.<lb/> Ein Beitrag zur Kenntniß der Märtyreracte von or. Franz Görres. Jena, Verlag<lb/> von Hermann Dust. 1875.</p><lb/> <p xml:id="ID_446" next="#ID_447"> Diese sehr interessante kirchenhistorische Schrift (sie ist Giesebrecht gewidmet)<lb/> zerfällt in zwei Abtheilungen. In der ersten giebt der Verfasser ein allge¬<lb/> meines Bild der fraglichen Verfolgung, der Beweggründe, die den Kaiser<lb/> dazu veranlaßten, der Ausdehnung, des Charakters und der Tragweite der<lb/> betreffenden Maßregeln, er kritisirt ferner gewisse hier einschlagende Stellen<lb/> der Autoren, die von der Verfolgung sprechen, und äußert sich über den<lb/> historischen Werth der von Mesaphrastes redigirten Sammlung von Märtyrer¬<lb/> acten und der griechischen Menologien, er giebt endlich eine Charakteristik des<lb/> Kaisers Licintus, der bekanntlich ein Schwager Konstantin's war. Wir er¬<lb/> sehen hieraus, daß diese Verfolgung, eine Reaction des Heidenthums gegen<lb/> das schon dem Siege nahe Christenthum, von einem Manne unternommen<lb/> wurde, der selbst früher Jahre lang mit Konstantin in auffallender Be¬<lb/> günstigung der Christen gewetteifert hatte, und daß der Kaiser, der im<lb/> ' Allgemeinen einen geizigen, grausamen und boshaften Charakter besaß, dabei<lb/> zuerst nur unbedeutende Plackereien verhängte und dann zwar zu ernsthafterer<lb/> Maßregeln gegen die Kirche schritt, sich aber niemals zu blutigen Decreten<lb/> im Stil eines Deeius und Diocletian hinreißen ließ, während eine meist sehr<lb/> späte und trübe Tradition ihm eine stattliche Menge von Märtyrern auf das<lb/> Eonto geschrieben hat. Der zweite Abschnitt enthält dann kritische Unter¬<lb/> suchungen über die verschiedenen Heiligen der römischen Kirche, die unter<lb/> Licinius als Märtyrer und Bekenner eine Rolle gespielt haben sollen — eine<lb/> Aufgabe, der sich seit Tillemont's zaghafter Kritik, also seit fast zweihundert<lb/> Jahren. Niemand unterzogen hat. Das Ergebniß, zu dem der Verfasser ge¬<lb/> langt, ist eine starke Decimirung des Heeres der kirchlichen Heiligen. Nur<lb/> wenige Christen starben nachweislich unter Licinius für ihren Glauben. Die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0123]
öffentliche Anlagen über ihre Grundstücke zu disponiren Pflegen. Herr Virchow
verlangte als Referent der Budgetkommisston die Aufstellung eines Planes
für den Bau der großen Staatsanstalten für Wissenschaft und Kunst in
Berlin. Möge der Antrag, der vom Hause angenommen wurde, Erfolg haben.
Die nächste Sitzung der Abgeordneten wird nach den beiden Osterwochen
v — r. am 24. April stattfinden.
Literatur.
Kritisch e U ntersuchungen über die Lie inianische Christenv er fo lgung.
Ein Beitrag zur Kenntniß der Märtyreracte von or. Franz Görres. Jena, Verlag
von Hermann Dust. 1875.
Diese sehr interessante kirchenhistorische Schrift (sie ist Giesebrecht gewidmet)
zerfällt in zwei Abtheilungen. In der ersten giebt der Verfasser ein allge¬
meines Bild der fraglichen Verfolgung, der Beweggründe, die den Kaiser
dazu veranlaßten, der Ausdehnung, des Charakters und der Tragweite der
betreffenden Maßregeln, er kritisirt ferner gewisse hier einschlagende Stellen
der Autoren, die von der Verfolgung sprechen, und äußert sich über den
historischen Werth der von Mesaphrastes redigirten Sammlung von Märtyrer¬
acten und der griechischen Menologien, er giebt endlich eine Charakteristik des
Kaisers Licintus, der bekanntlich ein Schwager Konstantin's war. Wir er¬
sehen hieraus, daß diese Verfolgung, eine Reaction des Heidenthums gegen
das schon dem Siege nahe Christenthum, von einem Manne unternommen
wurde, der selbst früher Jahre lang mit Konstantin in auffallender Be¬
günstigung der Christen gewetteifert hatte, und daß der Kaiser, der im
' Allgemeinen einen geizigen, grausamen und boshaften Charakter besaß, dabei
zuerst nur unbedeutende Plackereien verhängte und dann zwar zu ernsthafterer
Maßregeln gegen die Kirche schritt, sich aber niemals zu blutigen Decreten
im Stil eines Deeius und Diocletian hinreißen ließ, während eine meist sehr
späte und trübe Tradition ihm eine stattliche Menge von Märtyrern auf das
Eonto geschrieben hat. Der zweite Abschnitt enthält dann kritische Unter¬
suchungen über die verschiedenen Heiligen der römischen Kirche, die unter
Licinius als Märtyrer und Bekenner eine Rolle gespielt haben sollen — eine
Aufgabe, der sich seit Tillemont's zaghafter Kritik, also seit fast zweihundert
Jahren. Niemand unterzogen hat. Das Ergebniß, zu dem der Verfasser ge¬
langt, ist eine starke Decimirung des Heeres der kirchlichen Heiligen. Nur
wenige Christen starben nachweislich unter Licinius für ihren Glauben. Die
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