Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.Wissenschaft 9, Theologie 8, Germanistik 8, griechische Geschichte und griechische Sehen wir uns nun die einzelnen Rubriken etwas näher an. Welch ein Grenzboten I. 187V. 8
Wissenschaft 9, Theologie 8, Germanistik 8, griechische Geschichte und griechische Sehen wir uns nun die einzelnen Rubriken etwas näher an. Welch ein Grenzboten I. 187V. 8
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Wissenschaft 9, Theologie 8, Germanistik 8, griechische Geschichte und griechische
Antiquitäten 7, griechische Sprachlehre 7, römische Geschichte und römische
Antiquitäten 6, Romanistik K, Sprachwissenschaft und vergleichende Gramma¬
tik 5, französische und englische Literaturgeschichte S, Schulreden und Be¬
schreibung von Schulseierlichkeiten S, griechische und römische Archäologie und
Mythologie 4, neuere Geographie 3, deutsche Literaturgeschichte 3, lateinische
Sprachlehre 2, deutsche Sprachlehre 2, altorientalische Geschichte 1, alte
Geographie 1, mittelalterliche Geschichte 1, slavische Literatur 1, Ueber¬
setzungsproben 1. Von 4 Titeln muß ich zu meiner Schande gestehen, daß
ich, da ich nicht im rettenden Besitze eines Conversationslexikons bin, augen¬
blicklich nicht weiß, wo ich sie hinthun soll. Ich bitte nachzuzählen, ob ich
mich nicht verzählt habe; ich denke aber, es wird stimmen: Summa Summa¬
rum 269 Stück
Sehen wir uns nun die einzelnen Rubriken etwas näher an. Welch ein
herzerfreuender Anblick, da zunächst die wackeren Vertreter der Philologie von
der alten Schule in fest geschlossenen Colonnen heranrücken zu sehen! Da
kommen sie an, mit ihren odservationsz, yuaostiones, oomiuentationes, acl-
iwwtionW, emeiuig-livres, interpretationes und andern -louff, mit ihren
selreci-re eritieae und eonjsciÄnea, critica, mit ihren „Erklärungen zu", „Er¬
läuterungen zu", „Kritischen Bemerkungen zu", „Studien zu", „Beiträgen zur
Kritik und Exegese von", und wie die würdevollen Titel alle lauten. Und
das meiste davon präsentirt sich natürlich in classischem Latein, denn in diesen
edlen Kreisen hat man noch ein Verständniß für die Entrüstung des seligen
Bürmann, welcher sagte: „Hülf von inclignetur, gravissimam et severissi-
mam Hermanorum rationem ita, jam lib g,Il<zuo tsmxore in äelenäi I^Atiui
sermonis usu laborare eoexisse, ut xudlieÄö aeaAerniarum og,tneärae et
privataruin sedoiai'um sudsellia tremencio illo et ilisuavi vervkeulae ImArme
mugitu reboare auäiu,neur!" Ach, es muß doch ein recht schwieriges Ding
sein, um die Textfeststellung und Erklärung z. B. eines griechischen Tragikers.
Neunundneunzig haben den alten Sack nun schon abgeklopft, umgekehrt, ja
selbst die äußersten Zipfel umgestülpt; und siehe da, es kommt ein hundertster
und findet immer noch wieder ein paar Körnchen. Aber glaube man ja nicht,
daß nur die Textkritik und das nackte logische Verständniß durch jene wür¬
digen Vertreter der alten Philologie gefördert werde. O nein, auch um die
ästhetische Einsicht erwerben sie sich fort und fort hervorragende Verdienste.
Wieviel Welses ist schon über die Schuld oder Unschuld der Antigone, wie¬
viel Tiefsinniges über die poetische Composition des „Ajax" geschrieben worden!
Wer aber meinen wollte, daß die classische Philologie diese Themata jemals
für abgethan halten könnte, der würde sich sehr irren. Aus elf Programmen
entsteht nach kurzer Zeit ein zwölftes, aus zwölfen ein dreizehntes, und so
Grenzboten I. 187V. 8
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