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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

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Schloß, zu 10 bis 20 am gleichen Ast; viele Bäume mit henkermäßiger Kunst
gestützt; alle vollbehangen: hier Vater und Sohn, dort Brüder, Verwandte
und Freunde bei einander -- ein herzzerschneidender Anblick!*) Da
bemächtigte sich des Volkes eine so unwiderstehliche Wuth, daß es den Haupt¬
leuten nicht möglich war, die gefangenen Burgunder zu schützen. Sie wurden
fast alle hingemordet.

Nach dem Siege beschlossen die Eidgenossen, auf dem kürzesten Wege
heimzukehren. Sie wollten sich ihres Triumphes und ihrer Beute freuen.
Vergeblich versuchten die Berner die andern zu überreden, den ungeahnt großen
Erfolg auszunutzen, womöglich zur Eroberung des ganzen Waatlandes --
die Genossen marschierten, nachdem sie ehrenhalber drei Tage lang das
Schlachtfeld gehütet und zwölf Anführer von Bern, Zürich und Basel, die
sich am meisten hervorgethan, mit der Ritterwürde belohnt hatten, über
Neuenburg nach Hause.




Die deutschen Hymnastalprogramme für 1876.

Die "Grenzboten" brachten vorigen Sommer einmal ein "Kleinstaatliches
Literaturbild", gezeichnet auf Grund des damals eben erschienenen "Sächsischen
Schriftstellerlexikons". Heute sind sie in der Lage, dem "kleinstaatlichen" ein
nicht minder lehrreiches "großstaatliches Literaturbild" an die Seite zu stellen,
auch dieses wiederum, wie jenes, ein photographisch getreues Abbild der
Wirklichkeit, ohne künstliche Beleuchtung und ohne Retouche.

Von Ostern 1876 an werden die höheren Schulen Deutschlands ihre
landesüblichen "Osterprogramme" nicht mehr eigenhändig an diejenigen
Schwesteranstalten versenden, mit denen sie in Cartell stehen, sondern es ist
für den Vertrieb derselben eine Centralan se alt geschaffen worden, nach
welcher sie zunächst alle hinzuströmen und von welcher sie dann wieder alle
auszuströmen haben. Diese Centralanstalt ist mit der B. G. Teubner'schen
Verlagsbuchhandlung in Leipzig verbunden worden. Der bisherige Zwang,
eine sogenannte "wissenschaftliche Abhandlung" den "Schulnachrichten" bei¬
zugeben, soll fortan aufgehoben sein; es soll in Zukunft in das jeweilige



Schilling.

Schloß, zu 10 bis 20 am gleichen Ast; viele Bäume mit henkermäßiger Kunst
gestützt; alle vollbehangen: hier Vater und Sohn, dort Brüder, Verwandte
und Freunde bei einander — ein herzzerschneidender Anblick!*) Da
bemächtigte sich des Volkes eine so unwiderstehliche Wuth, daß es den Haupt¬
leuten nicht möglich war, die gefangenen Burgunder zu schützen. Sie wurden
fast alle hingemordet.

Nach dem Siege beschlossen die Eidgenossen, auf dem kürzesten Wege
heimzukehren. Sie wollten sich ihres Triumphes und ihrer Beute freuen.
Vergeblich versuchten die Berner die andern zu überreden, den ungeahnt großen
Erfolg auszunutzen, womöglich zur Eroberung des ganzen Waatlandes —
die Genossen marschierten, nachdem sie ehrenhalber drei Tage lang das
Schlachtfeld gehütet und zwölf Anführer von Bern, Zürich und Basel, die
sich am meisten hervorgethan, mit der Ritterwürde belohnt hatten, über
Neuenburg nach Hause.




Die deutschen Hymnastalprogramme für 1876.

Die „Grenzboten" brachten vorigen Sommer einmal ein „Kleinstaatliches
Literaturbild", gezeichnet auf Grund des damals eben erschienenen „Sächsischen
Schriftstellerlexikons". Heute sind sie in der Lage, dem „kleinstaatlichen" ein
nicht minder lehrreiches „großstaatliches Literaturbild" an die Seite zu stellen,
auch dieses wiederum, wie jenes, ein photographisch getreues Abbild der
Wirklichkeit, ohne künstliche Beleuchtung und ohne Retouche.

Von Ostern 1876 an werden die höheren Schulen Deutschlands ihre
landesüblichen „Osterprogramme" nicht mehr eigenhändig an diejenigen
Schwesteranstalten versenden, mit denen sie in Cartell stehen, sondern es ist
für den Vertrieb derselben eine Centralan se alt geschaffen worden, nach
welcher sie zunächst alle hinzuströmen und von welcher sie dann wieder alle
auszuströmen haben. Diese Centralanstalt ist mit der B. G. Teubner'schen
Verlagsbuchhandlung in Leipzig verbunden worden. Der bisherige Zwang,
eine sogenannte „wissenschaftliche Abhandlung" den „Schulnachrichten" bei¬
zugeben, soll fortan aufgehoben sein; es soll in Zukunft in das jeweilige



Schilling.
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[0062] Schloß, zu 10 bis 20 am gleichen Ast; viele Bäume mit henkermäßiger Kunst gestützt; alle vollbehangen: hier Vater und Sohn, dort Brüder, Verwandte und Freunde bei einander — ein herzzerschneidender Anblick!*) Da bemächtigte sich des Volkes eine so unwiderstehliche Wuth, daß es den Haupt¬ leuten nicht möglich war, die gefangenen Burgunder zu schützen. Sie wurden fast alle hingemordet. Nach dem Siege beschlossen die Eidgenossen, auf dem kürzesten Wege heimzukehren. Sie wollten sich ihres Triumphes und ihrer Beute freuen. Vergeblich versuchten die Berner die andern zu überreden, den ungeahnt großen Erfolg auszunutzen, womöglich zur Eroberung des ganzen Waatlandes — die Genossen marschierten, nachdem sie ehrenhalber drei Tage lang das Schlachtfeld gehütet und zwölf Anführer von Bern, Zürich und Basel, die sich am meisten hervorgethan, mit der Ritterwürde belohnt hatten, über Neuenburg nach Hause. Die deutschen Hymnastalprogramme für 1876. Die „Grenzboten" brachten vorigen Sommer einmal ein „Kleinstaatliches Literaturbild", gezeichnet auf Grund des damals eben erschienenen „Sächsischen Schriftstellerlexikons". Heute sind sie in der Lage, dem „kleinstaatlichen" ein nicht minder lehrreiches „großstaatliches Literaturbild" an die Seite zu stellen, auch dieses wiederum, wie jenes, ein photographisch getreues Abbild der Wirklichkeit, ohne künstliche Beleuchtung und ohne Retouche. Von Ostern 1876 an werden die höheren Schulen Deutschlands ihre landesüblichen „Osterprogramme" nicht mehr eigenhändig an diejenigen Schwesteranstalten versenden, mit denen sie in Cartell stehen, sondern es ist für den Vertrieb derselben eine Centralan se alt geschaffen worden, nach welcher sie zunächst alle hinzuströmen und von welcher sie dann wieder alle auszuströmen haben. Diese Centralanstalt ist mit der B. G. Teubner'schen Verlagsbuchhandlung in Leipzig verbunden worden. Der bisherige Zwang, eine sogenannte „wissenschaftliche Abhandlung" den „Schulnachrichten" bei¬ zugeben, soll fortan aufgehoben sein; es soll in Zukunft in das jeweilige Schilling.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/62>, abgerufen am 22.07.2024.