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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

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Ebenfalls nicht übel ist der folgende Spruch, der aus Steiermark stammt:


"Dies Haus stellt' ich in Gottes Hand,
Da ist es dreimal abgebrannt;
Nun hab' ich's dem heiligen Florian vertraut
Und hoffe, daß er besser darnach schaut."

Eine schlestsche Hausinschrift lautet:


"Wenn ich hätt' aller Jungfern Gunst
Und aller Meister Kunst
Und aller Künstler Witz,
So wollt' ich ein Haus bauen auf ein' nadelspitz,
Die weil ich aber solches nicht haben kann,
So muß ich bauen auf einen Plan."

Im Oberaargau endlich kommt folgender origineller Hausspruch vor:
''


"O Herr, bhüt us
Vor Jesuite und Gwandlüs (Kleiderläusen).
Böse Wyder und falsches Geld
Het der Tüfel gsäit (gesät) i d' Welt.
Des sy alles Plaggeister,
Hans Roth Zimmermeister."

Ungemein komisch ist der Einfall, der über einer Seifensiederei in Tutt-
lingen steht und folgendermaßen lautet:


"Bläst uns, o Welt, in deinem Haus,
Der Tod des Lebens Lichtchen aus,
Wird am Geruch es offenbar,
Wer Talglicht oder Wachslicht war."

An einem Hausbrunnen in Steiermark sagt dieser von sich:


"Deswegen bin ich worden graben,
Daß man ein'n kühlen Trunk kann haben.
Du magst mich trinken ohne Sorgen,
Hast Du kein Geld, so thu' ich borgen."

Hiermit vergleiche man die Inschrift über der Thür eines schwäbischen
Wirthshauses, welche kurz und bündig sagt:


"Hier ist das Haus zur Sonnen,
Wer kein Geld hat, geh zum Bronnen."

Höflicher war ein Wirth in Franken, der an seinen Giebel schrieb:


"Willkomm, ihr lieben Gast',
Für Geld geb' ich das Best'.
Wollt ihr aber borgen,
So kommt übermorgen.
Denn ich sag', heut ist der Tag,
Wo der Wirth nicht borgen mag."

Ebenfalls nicht übel ist der folgende Spruch, der aus Steiermark stammt:


„Dies Haus stellt' ich in Gottes Hand,
Da ist es dreimal abgebrannt;
Nun hab' ich's dem heiligen Florian vertraut
Und hoffe, daß er besser darnach schaut."

Eine schlestsche Hausinschrift lautet:


„Wenn ich hätt' aller Jungfern Gunst
Und aller Meister Kunst
Und aller Künstler Witz,
So wollt' ich ein Haus bauen auf ein' nadelspitz,
Die weil ich aber solches nicht haben kann,
So muß ich bauen auf einen Plan."

Im Oberaargau endlich kommt folgender origineller Hausspruch vor:
''


„O Herr, bhüt us
Vor Jesuite und Gwandlüs (Kleiderläusen).
Böse Wyder und falsches Geld
Het der Tüfel gsäit (gesät) i d' Welt.
Des sy alles Plaggeister,
Hans Roth Zimmermeister."

Ungemein komisch ist der Einfall, der über einer Seifensiederei in Tutt-
lingen steht und folgendermaßen lautet:


„Bläst uns, o Welt, in deinem Haus,
Der Tod des Lebens Lichtchen aus,
Wird am Geruch es offenbar,
Wer Talglicht oder Wachslicht war."

An einem Hausbrunnen in Steiermark sagt dieser von sich:


„Deswegen bin ich worden graben,
Daß man ein'n kühlen Trunk kann haben.
Du magst mich trinken ohne Sorgen,
Hast Du kein Geld, so thu' ich borgen."

Hiermit vergleiche man die Inschrift über der Thür eines schwäbischen
Wirthshauses, welche kurz und bündig sagt:


„Hier ist das Haus zur Sonnen,
Wer kein Geld hat, geh zum Bronnen."

Höflicher war ein Wirth in Franken, der an seinen Giebel schrieb:


„Willkomm, ihr lieben Gast',
Für Geld geb' ich das Best'.
Wollt ihr aber borgen,
So kommt übermorgen.
Denn ich sag', heut ist der Tag,
Wo der Wirth nicht borgen mag."

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[0526] Ebenfalls nicht übel ist der folgende Spruch, der aus Steiermark stammt: „Dies Haus stellt' ich in Gottes Hand, Da ist es dreimal abgebrannt; Nun hab' ich's dem heiligen Florian vertraut Und hoffe, daß er besser darnach schaut." Eine schlestsche Hausinschrift lautet: „Wenn ich hätt' aller Jungfern Gunst Und aller Meister Kunst Und aller Künstler Witz, So wollt' ich ein Haus bauen auf ein' nadelspitz, Die weil ich aber solches nicht haben kann, So muß ich bauen auf einen Plan." Im Oberaargau endlich kommt folgender origineller Hausspruch vor: '' „O Herr, bhüt us Vor Jesuite und Gwandlüs (Kleiderläusen). Böse Wyder und falsches Geld Het der Tüfel gsäit (gesät) i d' Welt. Des sy alles Plaggeister, Hans Roth Zimmermeister." Ungemein komisch ist der Einfall, der über einer Seifensiederei in Tutt- lingen steht und folgendermaßen lautet: „Bläst uns, o Welt, in deinem Haus, Der Tod des Lebens Lichtchen aus, Wird am Geruch es offenbar, Wer Talglicht oder Wachslicht war." An einem Hausbrunnen in Steiermark sagt dieser von sich: „Deswegen bin ich worden graben, Daß man ein'n kühlen Trunk kann haben. Du magst mich trinken ohne Sorgen, Hast Du kein Geld, so thu' ich borgen." Hiermit vergleiche man die Inschrift über der Thür eines schwäbischen Wirthshauses, welche kurz und bündig sagt: „Hier ist das Haus zur Sonnen, Wer kein Geld hat, geh zum Bronnen." Höflicher war ein Wirth in Franken, der an seinen Giebel schrieb: „Willkomm, ihr lieben Gast', Für Geld geb' ich das Best'. Wollt ihr aber borgen, So kommt übermorgen. Denn ich sag', heut ist der Tag, Wo der Wirth nicht borgen mag."

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/526>, abgerufen am 22.07.2024.