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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

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derungswürdiger die Volkskraft, die sich siegreich daraus emporgearbeitet hat.
Eine Nation, die sich aus dem politischen und kirchlichen Wirrwarr der Refor¬
mationszeit, aus dem Elend des dreißigjährigen Krieges und all den späteren
Perioden der Schmach und Erniedrigung, so zäh und tapfer zur gegenwärtigen
Höhe durchgerungen hat, der sollte keine Krisis mehr bange machen können."


Deutsches akademisches Jahrbuch. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von
Hans Adam Stoehr. Leipzig, Verlagsbuchhandlung von I. I. Weber. 1875.

Ein Versuch, die fühlbare Lücke auf dem Gebiete der statistischen Literatur
auszufüllen, welche in dem Mangel an einem Gesammtüberblick über den der-
maligen Stand unserer gelehrten Schulen besteht. Der Verfasser giebt uns zuerst
in einer Einleitung geschichtliche Notizen über die Entstehung und Verbrettung
der Universitäten und Akademien inner- und außerhalb Deutschlands, dann
ein Verzeichniß der früheren und jetzt aufgehobenen deutschen Hochschulen mit
geschichtlichen Bemerkungen und schließlich ein alphabetisch geordnetes Ver¬
zeichniß der Akademien der Wissenschaften, Universitäten und polytechnischen
Schulen Deutschlands, der cisleithanischen Gebiete Oesterreichs, der Schweiz
und der russischen Ostseeprovinzen mit Angabe ihrer Vorstände, Lehrkräfte.
Lehrmittelsammlungen und administrativen Behörden, selbst die Studenten¬
verbindungen mit ihren Farben sind nicht vergessen. Jedem der aufge¬
führten Lehrinstitute sind einige geschichtliche, topographische oder auf die
Verwaltung bezughabende Notizen vorausgesandt, jedem die neuesten Ver¬
zeichnisse der Mitglieder oder des Lehrpersonals und der Verwaltungsbehörden
sowie eine Uebersichtsstatistik der Jahres- oder Semestralfrequenzen beigegeben.
Alle in dem (beiläufig über siebenhundert Seiten starken und in Druck und
Papier vorzüglich ausgestatteten) Jahrbuch enthaltenen Artikel sind einer
amtlichen Correctur durch die betreffenden akademischen Secretariate unterzogen
worden, und so darf dasselbe als zuverlässig empfohlen werden. Aus der
Einleitung entnehmen wir, daß gelehrte Schulen, die unseren Universitäten
einigermaßen ähnelten, bereits in sehr alter Zeit bestanden, denn schon im
achten Jahrhundert bestand in Cordova eine solche Anstalt, und 802 grün¬
dete Karl der Große auf Altum's Rath die Schule von Paris. Wirkliche
Universitäten, die indeß mit den heutigen deutschen auch noch nicht allzu¬
viel Aehnlichkeit hatten, indem sie eigentlich nur. wie noch heute die eng¬
lischen, philosophische Facultäten waren, entstanden erst im dreizehnten
Jahrhundert, und zwar verwandelte sich zuerst die Schule von Paris in
eine Universität. Dann folgen der Zeit ihrer Gründung nach die Universi¬
täten von Padua 1221, von Salamanca 1222, von Toulouse 1223, von
Neapel 1239. von Rom 1248. von Oxford 1249. von Cambridge 1279,
von Montpellier 1289, von Perugia 1290, und die von Lyon und Lerida


derungswürdiger die Volkskraft, die sich siegreich daraus emporgearbeitet hat.
Eine Nation, die sich aus dem politischen und kirchlichen Wirrwarr der Refor¬
mationszeit, aus dem Elend des dreißigjährigen Krieges und all den späteren
Perioden der Schmach und Erniedrigung, so zäh und tapfer zur gegenwärtigen
Höhe durchgerungen hat, der sollte keine Krisis mehr bange machen können."


Deutsches akademisches Jahrbuch. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von
Hans Adam Stoehr. Leipzig, Verlagsbuchhandlung von I. I. Weber. 1875.

Ein Versuch, die fühlbare Lücke auf dem Gebiete der statistischen Literatur
auszufüllen, welche in dem Mangel an einem Gesammtüberblick über den der-
maligen Stand unserer gelehrten Schulen besteht. Der Verfasser giebt uns zuerst
in einer Einleitung geschichtliche Notizen über die Entstehung und Verbrettung
der Universitäten und Akademien inner- und außerhalb Deutschlands, dann
ein Verzeichniß der früheren und jetzt aufgehobenen deutschen Hochschulen mit
geschichtlichen Bemerkungen und schließlich ein alphabetisch geordnetes Ver¬
zeichniß der Akademien der Wissenschaften, Universitäten und polytechnischen
Schulen Deutschlands, der cisleithanischen Gebiete Oesterreichs, der Schweiz
und der russischen Ostseeprovinzen mit Angabe ihrer Vorstände, Lehrkräfte.
Lehrmittelsammlungen und administrativen Behörden, selbst die Studenten¬
verbindungen mit ihren Farben sind nicht vergessen. Jedem der aufge¬
führten Lehrinstitute sind einige geschichtliche, topographische oder auf die
Verwaltung bezughabende Notizen vorausgesandt, jedem die neuesten Ver¬
zeichnisse der Mitglieder oder des Lehrpersonals und der Verwaltungsbehörden
sowie eine Uebersichtsstatistik der Jahres- oder Semestralfrequenzen beigegeben.
Alle in dem (beiläufig über siebenhundert Seiten starken und in Druck und
Papier vorzüglich ausgestatteten) Jahrbuch enthaltenen Artikel sind einer
amtlichen Correctur durch die betreffenden akademischen Secretariate unterzogen
worden, und so darf dasselbe als zuverlässig empfohlen werden. Aus der
Einleitung entnehmen wir, daß gelehrte Schulen, die unseren Universitäten
einigermaßen ähnelten, bereits in sehr alter Zeit bestanden, denn schon im
achten Jahrhundert bestand in Cordova eine solche Anstalt, und 802 grün¬
dete Karl der Große auf Altum's Rath die Schule von Paris. Wirkliche
Universitäten, die indeß mit den heutigen deutschen auch noch nicht allzu¬
viel Aehnlichkeit hatten, indem sie eigentlich nur. wie noch heute die eng¬
lischen, philosophische Facultäten waren, entstanden erst im dreizehnten
Jahrhundert, und zwar verwandelte sich zuerst die Schule von Paris in
eine Universität. Dann folgen der Zeit ihrer Gründung nach die Universi¬
täten von Padua 1221, von Salamanca 1222, von Toulouse 1223, von
Neapel 1239. von Rom 1248. von Oxford 1249. von Cambridge 1279,
von Montpellier 1289, von Perugia 1290, und die von Lyon und Lerida


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/523>, abgerufen am 24.08.2024.