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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

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der an Scherer's Stelle den Oberbefehl erhalten, den 27. April bei Cassano.
Moreau geht über den Po, dann über die Appeninnen nach der Riviera
zurück. Suworow macht sich an die Belagerung der vielen größeren und
kleineren Festungen. --

In der zweiten Hälfte des Monat April werden durch den östreichischen
General Bellegarde, die französischen Generale Lecourbe und Dessalus, zuerst
aus Tyrol. demnächst aus Graubünden, dem Engadin und Veltlin vertrieben,
sie ziehen sich nach der Westschweiz zurück. -- Erzherzog Karl bleibt unbe¬
weglich 6 Wochen bei Stockach stehen, statt mit kräftiger Offensive sogleich
nach der Schweiz zu gehen. In Italien erstrebt Moreau eine Vereinigung
mit Macdonald, der aus Unteritalien zu dem Behufe abrückt, um dann
wieder die Offensive ergreifen zu können.

Suworow erhält den Befehl, seine Operationen nicht weiter auszudehnen,
wie es sein Wille war, sondern abzuwarten. Er bezieht ein Lager bei Turin.
Endlich ergreift Erzherzog Karl die Offensive und will sich mit dem General
Hohe, der den Rhein vom Bodensee bis zu seinem Ursprung besetzt, vereinigen.
Holze geht am 22. Mai bei Balzers und Meiningen, der Erzherzog den 20.
und 23. bei Stein und klein Paradis über den Rhein. Massen" versäumt
den richtigen Moment die Corps einzeln zu schlagen und die Vereinigung
findet Statt. Massen" zieht sich in die befestigte Stellung von Zürich zurück.
Am 4. April greift ihn der Erzherzog daselbst mit 60,000 gegen 40.000 Mann
an. Der Angriff wird abgeschlagen. Dennoch räumt Massen" in der darauf
folgenden Nacht die Stellung, weil sie ihm zu unsicher, geht über die Limmath
und verschanzt sich von Neuem auf den Höhen des Aceti. Der Erzherzog
folgt nicht, besetzt nur Zürich und die beiden Armeen bleiben in dieser
Situation kaum 1^ Meilen von einander entfernt, fast 3 Monate unbe¬
weglich stehen.

Inzwischen war der General Macdonald mit 36,000 Mann aus Unter-
ttalien am 29. Mai in Toscana angelangt. Moreau, der noch in der Riviera
stand, hatte seine Armee wiederum auf 20.000 Mann gebracht. Beide Armeen
sollten die Appeninnen überschreiten und sich in der Poebene vereinigen. --
Suworow vereitelt diesen Plan; er wirft sich mit nur 26,000 Mann auf den
über die Appeninnen debouschirten Macdonald und schlägt ihn am 16. Juni
am Tidore, am 17., 18. und 19. Juni in der blutigen Schlacht an der
Trebbia, Macdonald muß mit den Trümmern seiner Armee, in vollständiger
Auflösung, eifrig verfolgt, wiederum über die Appeninnen zurück. Inzwischen
war auch Moreau debouschirt; Suworow eilt ihm entgegen. Moreau weicht
einer Entscheidung aus und bezieht wiederum seine alte Stellung in der
Riviera. Moreau und Macdonald vereinigen sich dann an der Meeresküste
und warten Verstärkungen ab. -- Suworow erhält Befehl, nicht zu folgen.


der an Scherer's Stelle den Oberbefehl erhalten, den 27. April bei Cassano.
Moreau geht über den Po, dann über die Appeninnen nach der Riviera
zurück. Suworow macht sich an die Belagerung der vielen größeren und
kleineren Festungen. —

In der zweiten Hälfte des Monat April werden durch den östreichischen
General Bellegarde, die französischen Generale Lecourbe und Dessalus, zuerst
aus Tyrol. demnächst aus Graubünden, dem Engadin und Veltlin vertrieben,
sie ziehen sich nach der Westschweiz zurück. — Erzherzog Karl bleibt unbe¬
weglich 6 Wochen bei Stockach stehen, statt mit kräftiger Offensive sogleich
nach der Schweiz zu gehen. In Italien erstrebt Moreau eine Vereinigung
mit Macdonald, der aus Unteritalien zu dem Behufe abrückt, um dann
wieder die Offensive ergreifen zu können.

Suworow erhält den Befehl, seine Operationen nicht weiter auszudehnen,
wie es sein Wille war, sondern abzuwarten. Er bezieht ein Lager bei Turin.
Endlich ergreift Erzherzog Karl die Offensive und will sich mit dem General
Hohe, der den Rhein vom Bodensee bis zu seinem Ursprung besetzt, vereinigen.
Holze geht am 22. Mai bei Balzers und Meiningen, der Erzherzog den 20.
und 23. bei Stein und klein Paradis über den Rhein. Massen« versäumt
den richtigen Moment die Corps einzeln zu schlagen und die Vereinigung
findet Statt. Massen« zieht sich in die befestigte Stellung von Zürich zurück.
Am 4. April greift ihn der Erzherzog daselbst mit 60,000 gegen 40.000 Mann
an. Der Angriff wird abgeschlagen. Dennoch räumt Massen« in der darauf
folgenden Nacht die Stellung, weil sie ihm zu unsicher, geht über die Limmath
und verschanzt sich von Neuem auf den Höhen des Aceti. Der Erzherzog
folgt nicht, besetzt nur Zürich und die beiden Armeen bleiben in dieser
Situation kaum 1^ Meilen von einander entfernt, fast 3 Monate unbe¬
weglich stehen.

Inzwischen war der General Macdonald mit 36,000 Mann aus Unter-
ttalien am 29. Mai in Toscana angelangt. Moreau, der noch in der Riviera
stand, hatte seine Armee wiederum auf 20.000 Mann gebracht. Beide Armeen
sollten die Appeninnen überschreiten und sich in der Poebene vereinigen. —
Suworow vereitelt diesen Plan; er wirft sich mit nur 26,000 Mann auf den
über die Appeninnen debouschirten Macdonald und schlägt ihn am 16. Juni
am Tidore, am 17., 18. und 19. Juni in der blutigen Schlacht an der
Trebbia, Macdonald muß mit den Trümmern seiner Armee, in vollständiger
Auflösung, eifrig verfolgt, wiederum über die Appeninnen zurück. Inzwischen
war auch Moreau debouschirt; Suworow eilt ihm entgegen. Moreau weicht
einer Entscheidung aus und bezieht wiederum seine alte Stellung in der
Riviera. Moreau und Macdonald vereinigen sich dann an der Meeresküste
und warten Verstärkungen ab. — Suworow erhält Befehl, nicht zu folgen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/373>, abgerufen am 24.08.2024.