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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

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den steilen Peperin Felsen übereinander gethürmt dahängt, und über das
Campo d'Annibale, von wo aus dieser Römer-Feind, Rom in Furcht und
Schrecken setzte.

Auf der entgegengesetzten Seite gingen wir hinab nach Nenn, das über
dem daran gelegenen See eine herrliche Lage hat. Der See verdient wahr¬
haft den Namen des Spiegels der Diana, er ist bei vollkommener Ruhe der
klare Wiederschein des azurnen Himmels. Er liegt wie der See von Albano
in einem trichterförmigen Becken von den schönsten und üppigsten Bäumen
eingefaßt, die auch den ganzen hohlen Raum dieses ungeheuren Trichters aus¬
füllen und zwischen welchen sich die Wege zu seinen Usern hinavschlängeln.
Nemi gegenüber, so zu sagen nach dem längern Durchmesser liegt Genzano
und beide Städte korrespondiren in dem Mahlerischen ihrer Lage. Wir machten
in Nemi Mittag, und gingen nachher auf der andern Seite in der Höhe um
den See herum über Genzano und Lariccia nach Albano. Daselbst hatten
wir den andern Morgen besonders viel Genuß durch die ganz himmlischen
Aussichten aus dem Garten der Capuciner, wo ich schöner als die andermale
den Theil gegen das Meer beschauen konnte, da eine außerordentlich reine
Luft wär. Lariccia mit seinem großen Schloß und Park der Chigi im Vorder¬
grunde, lag schön im Morgen-Licht da, um das herum windet sich der so
äußerst sanfte Auslauf des Monte Cavo und bildet ein Amphitheater, das
ganz einzig schön bewachsen ist, und einst den See von Lariccia in seine
Mitte schloß. Derselbe ist nun ausgetrocknet, und urbar gemacht, man er¬
kennt darin noch ganz sein voriges Bette, und er liegt durch seine regel¬
mäßigen Abtheilungen von Alleen wie ein schöner Garten vor Lariccia. Man
erkennt ganz deutlich das Vorgebirge Circe, die Inseln Ponzo und Se. Feli-
citZ,. Ersteres bietet ganz einzig schöne Formen dar. Dieser Garten, der
sich an die Anhöhe hinlehnt, hat sehr schöne, hochstämmige Bäume, von
welchen beinahe jeder bis an seinen obersten Theil mit Epheu umrankt ist,
welches dem Ganzen einen eigenen Charakter giebt. Von hier aus besuchten
wir die ungeheuern Ueberreste der Substructionen der Villa des Domitian,
wo gegenwärtig die Familie Chigi einen Park besitzt.

In Castel Gandolfo, sonst der vorzüglichste Sommeraufenthalt der Päbste,
machten wir bei einem Schuster auf einer Terrasse hinter seinem Hause
Collazion, während dem wir die himmlische Aussicht über Albano hin nach
dem Meere, und seitwärts nach Rom vor uns hatten. -- Als wir an den
See von Albano kamen, kauften wir ein paar tüchtige Fische, die wir
wechselweise bis nach Marino trugen, wo der Castellan, im Pallaste von
Colonna sich freundlich erbat, sie uns zuzubereiten. Von hier aus verfolgten
wir -- Nachmittag -- den Weg nach Rom, welcher allmählich von dem Ge¬
birge herab in die ebene Campagna führt. So kämmen wir dann, nachdem


den steilen Peperin Felsen übereinander gethürmt dahängt, und über das
Campo d'Annibale, von wo aus dieser Römer-Feind, Rom in Furcht und
Schrecken setzte.

Auf der entgegengesetzten Seite gingen wir hinab nach Nenn, das über
dem daran gelegenen See eine herrliche Lage hat. Der See verdient wahr¬
haft den Namen des Spiegels der Diana, er ist bei vollkommener Ruhe der
klare Wiederschein des azurnen Himmels. Er liegt wie der See von Albano
in einem trichterförmigen Becken von den schönsten und üppigsten Bäumen
eingefaßt, die auch den ganzen hohlen Raum dieses ungeheuren Trichters aus¬
füllen und zwischen welchen sich die Wege zu seinen Usern hinavschlängeln.
Nemi gegenüber, so zu sagen nach dem längern Durchmesser liegt Genzano
und beide Städte korrespondiren in dem Mahlerischen ihrer Lage. Wir machten
in Nemi Mittag, und gingen nachher auf der andern Seite in der Höhe um
den See herum über Genzano und Lariccia nach Albano. Daselbst hatten
wir den andern Morgen besonders viel Genuß durch die ganz himmlischen
Aussichten aus dem Garten der Capuciner, wo ich schöner als die andermale
den Theil gegen das Meer beschauen konnte, da eine außerordentlich reine
Luft wär. Lariccia mit seinem großen Schloß und Park der Chigi im Vorder¬
grunde, lag schön im Morgen-Licht da, um das herum windet sich der so
äußerst sanfte Auslauf des Monte Cavo und bildet ein Amphitheater, das
ganz einzig schön bewachsen ist, und einst den See von Lariccia in seine
Mitte schloß. Derselbe ist nun ausgetrocknet, und urbar gemacht, man er¬
kennt darin noch ganz sein voriges Bette, und er liegt durch seine regel¬
mäßigen Abtheilungen von Alleen wie ein schöner Garten vor Lariccia. Man
erkennt ganz deutlich das Vorgebirge Circe, die Inseln Ponzo und Se. Feli-
citZ,. Ersteres bietet ganz einzig schöne Formen dar. Dieser Garten, der
sich an die Anhöhe hinlehnt, hat sehr schöne, hochstämmige Bäume, von
welchen beinahe jeder bis an seinen obersten Theil mit Epheu umrankt ist,
welches dem Ganzen einen eigenen Charakter giebt. Von hier aus besuchten
wir die ungeheuern Ueberreste der Substructionen der Villa des Domitian,
wo gegenwärtig die Familie Chigi einen Park besitzt.

In Castel Gandolfo, sonst der vorzüglichste Sommeraufenthalt der Päbste,
machten wir bei einem Schuster auf einer Terrasse hinter seinem Hause
Collazion, während dem wir die himmlische Aussicht über Albano hin nach
dem Meere, und seitwärts nach Rom vor uns hatten. — Als wir an den
See von Albano kamen, kauften wir ein paar tüchtige Fische, die wir
wechselweise bis nach Marino trugen, wo der Castellan, im Pallaste von
Colonna sich freundlich erbat, sie uns zuzubereiten. Von hier aus verfolgten
wir — Nachmittag — den Weg nach Rom, welcher allmählich von dem Ge¬
birge herab in die ebene Campagna führt. So kämmen wir dann, nachdem


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[0258] den steilen Peperin Felsen übereinander gethürmt dahängt, und über das Campo d'Annibale, von wo aus dieser Römer-Feind, Rom in Furcht und Schrecken setzte. Auf der entgegengesetzten Seite gingen wir hinab nach Nenn, das über dem daran gelegenen See eine herrliche Lage hat. Der See verdient wahr¬ haft den Namen des Spiegels der Diana, er ist bei vollkommener Ruhe der klare Wiederschein des azurnen Himmels. Er liegt wie der See von Albano in einem trichterförmigen Becken von den schönsten und üppigsten Bäumen eingefaßt, die auch den ganzen hohlen Raum dieses ungeheuren Trichters aus¬ füllen und zwischen welchen sich die Wege zu seinen Usern hinavschlängeln. Nemi gegenüber, so zu sagen nach dem längern Durchmesser liegt Genzano und beide Städte korrespondiren in dem Mahlerischen ihrer Lage. Wir machten in Nemi Mittag, und gingen nachher auf der andern Seite in der Höhe um den See herum über Genzano und Lariccia nach Albano. Daselbst hatten wir den andern Morgen besonders viel Genuß durch die ganz himmlischen Aussichten aus dem Garten der Capuciner, wo ich schöner als die andermale den Theil gegen das Meer beschauen konnte, da eine außerordentlich reine Luft wär. Lariccia mit seinem großen Schloß und Park der Chigi im Vorder¬ grunde, lag schön im Morgen-Licht da, um das herum windet sich der so äußerst sanfte Auslauf des Monte Cavo und bildet ein Amphitheater, das ganz einzig schön bewachsen ist, und einst den See von Lariccia in seine Mitte schloß. Derselbe ist nun ausgetrocknet, und urbar gemacht, man er¬ kennt darin noch ganz sein voriges Bette, und er liegt durch seine regel¬ mäßigen Abtheilungen von Alleen wie ein schöner Garten vor Lariccia. Man erkennt ganz deutlich das Vorgebirge Circe, die Inseln Ponzo und Se. Feli- citZ,. Ersteres bietet ganz einzig schöne Formen dar. Dieser Garten, der sich an die Anhöhe hinlehnt, hat sehr schöne, hochstämmige Bäume, von welchen beinahe jeder bis an seinen obersten Theil mit Epheu umrankt ist, welches dem Ganzen einen eigenen Charakter giebt. Von hier aus besuchten wir die ungeheuern Ueberreste der Substructionen der Villa des Domitian, wo gegenwärtig die Familie Chigi einen Park besitzt. In Castel Gandolfo, sonst der vorzüglichste Sommeraufenthalt der Päbste, machten wir bei einem Schuster auf einer Terrasse hinter seinem Hause Collazion, während dem wir die himmlische Aussicht über Albano hin nach dem Meere, und seitwärts nach Rom vor uns hatten. — Als wir an den See von Albano kamen, kauften wir ein paar tüchtige Fische, die wir wechselweise bis nach Marino trugen, wo der Castellan, im Pallaste von Colonna sich freundlich erbat, sie uns zuzubereiten. Von hier aus verfolgten wir — Nachmittag — den Weg nach Rom, welcher allmählich von dem Ge¬ birge herab in die ebene Campagna führt. So kämmen wir dann, nachdem

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/258>, abgerufen am 22.07.2024.