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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

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Ein ausruhender Mars -- die unter Petus und Arria, bekannte Gruppe --
und die verschiedentlich angegebene Gruppe: theils als Papirius mit seiner
Mutter, wie sie das Geheimniß des Rathes ihm ablocken will (theils als
Phädra und Hippolit, wie sie ihm ihre Liebe anträgt, -- theils als Orestes
und Electra, sind ganz vorzügliche Werke -- sie mögen vorstellen, was sie
wollen unter diesen Auslegungen. Es ist in allen herrlicher Ausdruck; vor¬
züglich im Kopf des Papirius und der Mutter, die überdem auch sehr schön
drappirt ist. Weiter sind vorzüglich zu betrachten, eine Büste des Jul. Caesar
von Bronze. -- Ein großer Pallas. In dem andern Theil dieses Casinos
ein Satyr und Hermaphrodit. -- Eine weibliche stehende Figur und darneben
eine sitzende Statue eines Senators -- Zur Rechten desselben in der Ecke
gelehnt, ein Stück einer kleinen gewundenen Säule, vermittelst dem Theil eines
Candelabers, an welchem der umwundene Wein und Epheu in einem vorzüg¬
lichen Charakter in Marmor behandelt sind. --

In einem zweiten Casino sind die trsseo Gemälde von Quercino. --
Aurora in dem mittleren Theil der Wand, und an den beiden Seiten
die Nacht, und der anbrechende Tag, -- In dem anstoßenden kleinen
Saal sind, in dem mittlern Kreis der Decke, Genien in der Runde schwebend
tanzend gemahlt, eine Idee die mir sehr gefällt. -- Wenn man die Schnecken-
Treppe nach dem zweiten Stockwerk geht, so findet man über dem Eingang
ein kleines Basrelief, wo ein Amor, seinen Köcher auf der Schulter
schleppt; auf dem Köcher selbst sind als Ornament wieder ein paar Amoren
angebracht, von denen einer sich in eine ungeheuere Maske verbirgt.
Einige launige Idee, die öfters vorkommt; Uebrigens fiel mir das kleine
Basrelief angenehm auf. Das oberste Sälchen ist ringsum mit einer Platt¬
form umgeben, von welcher man die schönste Aussicht, auf Rom, und über
dasselbe hinweg auf das entfernte Meer, und in die schönen Gebirge ge¬
nießt. -- Leider war die Luft nicht so rein, um dieselbe in ihrer vollen Fülle
genießen zu können. Wir stiegen durch eine noch brauchbare Treppe in einem
restaurirten Thurm, auf die alte Stadtmauer, die auf einer Seite von der
Port" Pinciana an, an welcher Belisarius Almosen bittend gesessen haben
soll, die Villa begränzt, von welcher die Aussicht durch die Stämme der herr¬
lichen Pinien auf einen Theil der Stadt innerhalb, und nach außen, auf die
Gebirge, ganz einzigen Genuß giebt. Im Garten sind ein paar sehr schön
gearbeitete alte Kragsteine.

Rom. 3. März 1810.

Nun habe ich auch das römische Carneval genoßen, welches am 24. Febr.
anfing und bis vergangene Mitternacht dauerte. Goethe hat es beschrieben,
so wie es vor Jahren noch in seinem ganzen Umfang bestund. Die jetzt


Ein ausruhender Mars — die unter Petus und Arria, bekannte Gruppe —
und die verschiedentlich angegebene Gruppe: theils als Papirius mit seiner
Mutter, wie sie das Geheimniß des Rathes ihm ablocken will (theils als
Phädra und Hippolit, wie sie ihm ihre Liebe anträgt, — theils als Orestes
und Electra, sind ganz vorzügliche Werke — sie mögen vorstellen, was sie
wollen unter diesen Auslegungen. Es ist in allen herrlicher Ausdruck; vor¬
züglich im Kopf des Papirius und der Mutter, die überdem auch sehr schön
drappirt ist. Weiter sind vorzüglich zu betrachten, eine Büste des Jul. Caesar
von Bronze. — Ein großer Pallas. In dem andern Theil dieses Casinos
ein Satyr und Hermaphrodit. — Eine weibliche stehende Figur und darneben
eine sitzende Statue eines Senators — Zur Rechten desselben in der Ecke
gelehnt, ein Stück einer kleinen gewundenen Säule, vermittelst dem Theil eines
Candelabers, an welchem der umwundene Wein und Epheu in einem vorzüg¬
lichen Charakter in Marmor behandelt sind. —

In einem zweiten Casino sind die trsseo Gemälde von Quercino. —
Aurora in dem mittleren Theil der Wand, und an den beiden Seiten
die Nacht, und der anbrechende Tag, — In dem anstoßenden kleinen
Saal sind, in dem mittlern Kreis der Decke, Genien in der Runde schwebend
tanzend gemahlt, eine Idee die mir sehr gefällt. — Wenn man die Schnecken-
Treppe nach dem zweiten Stockwerk geht, so findet man über dem Eingang
ein kleines Basrelief, wo ein Amor, seinen Köcher auf der Schulter
schleppt; auf dem Köcher selbst sind als Ornament wieder ein paar Amoren
angebracht, von denen einer sich in eine ungeheuere Maske verbirgt.
Einige launige Idee, die öfters vorkommt; Uebrigens fiel mir das kleine
Basrelief angenehm auf. Das oberste Sälchen ist ringsum mit einer Platt¬
form umgeben, von welcher man die schönste Aussicht, auf Rom, und über
dasselbe hinweg auf das entfernte Meer, und in die schönen Gebirge ge¬
nießt. — Leider war die Luft nicht so rein, um dieselbe in ihrer vollen Fülle
genießen zu können. Wir stiegen durch eine noch brauchbare Treppe in einem
restaurirten Thurm, auf die alte Stadtmauer, die auf einer Seite von der
Port« Pinciana an, an welcher Belisarius Almosen bittend gesessen haben
soll, die Villa begränzt, von welcher die Aussicht durch die Stämme der herr¬
lichen Pinien auf einen Theil der Stadt innerhalb, und nach außen, auf die
Gebirge, ganz einzigen Genuß giebt. Im Garten sind ein paar sehr schön
gearbeitete alte Kragsteine.

Rom. 3. März 1810.

Nun habe ich auch das römische Carneval genoßen, welches am 24. Febr.
anfing und bis vergangene Mitternacht dauerte. Goethe hat es beschrieben,
so wie es vor Jahren noch in seinem ganzen Umfang bestund. Die jetzt


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/250>, abgerufen am 22.07.2024.