Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.mußte sich sagen und hat sich ohne allen Zweifel auch gesagt, daß es ihm mußte sich sagen und hat sich ohne allen Zweifel auch gesagt, daß es ihm <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0164" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/135217"/> <p xml:id="ID_449" prev="#ID_448" next="#ID_450"> mußte sich sagen und hat sich ohne allen Zweifel auch gesagt, daß es ihm<lb/> mit dem gegenwärtigen Kongresse, dessen Repräsentantenhaus in seiner über^<lb/> wiegenden Majorität ihm Opposition macht, schwerlich gelingen wird, seine<lb/> auf das Schul- und Kirchenwesen bezügliche Politik durchzuführen. Hierauf<lb/> kam es ihm aber auch offenbar in erster Linie gar nicht an. Seine Absicht<lb/> ging zunächst und vor allem dahin, durch ein entschiedenes Auftreten gegen<lb/> die ultramontanen Wühlereien, die sich in den letzten Jahren auch<lb/> in der nordamerikanischen Union so vielfach geltend gemacht haben, bei dem<lb/> in seiner Mehrheit protestantisch oder doch antikatholisch gesinnten Volke<lb/> der Vereinigten Staaten einen guten Eindruck zu machen und festen Boden<lb/> zu gewinnen für die Präsidentenwahl und die Kongreßwahlen, welche im<lb/> Jahre 1876 stattfinden. Wenn der gegenwärtige Kongreß sich weigert, auf<lb/> Grant's Propositionen einzugehen, so wird letzterer den ersteren für alle<lb/> Uebel verantwortlich machen, die etwa aus solcher Weigerung entstehen<lb/> oder entstehen können. Es gab viele Leute in den Vereinigten Staaten,<lb/> welche trotz des Grant'schen Briefes vom 29. Mai 1876 und trotz der Be¬<lb/> schlüsse der meisten republikanischen Staatsconventionen, die einen dritten<lb/> Amtstermin Grant's verurtheilten, eine dritte Präsidentschaftscandidatur<lb/> Grant's für möglich, ja für erfolgreich hielten. Es konnte auch nicht als<lb/> ganz bedeutungslos gelten, wenn ein methodistscher Bischof, Herr Gilbert<lb/> Haven, unter dem Beifall einer nicht geringen Anzahl anderer Methodisten-<lb/> Prediger auf einer Versammlung von Geistlichen dieser Confession, die in den<lb/> ersten Tagen des December v. I. zu Boston stattfand, sich für einen dritten<lb/> Amtstermin Grant's erklärte. Präsident Grant hatte mithin, wenn ihm<lb/> daran lag, in dieser Frage Klarheit und Gewißheit hervorzurufen, allen<lb/> Grund, sich in seiner Botschaft deutlich und bestimmt über seine Candidatur<lb/> auszusprechen. Er hat dies aber nicht gethan. Statt sich über seine zwei¬<lb/> malige Amtsperiode etwas ausführlicher auszulassen, wie dies allseitig erwartet<lb/> wurde und wie es auch in der Natur der Sache lag, statt die Erfolge und<lb/> Mißerfolge seiner Administration in das rechte Licht zu stellen und die bisher<lb/> von ihm verfolgte Politik möglichst zu rechtfertigen und dann offen und ehr¬<lb/> lich zu erklären, daß er nicht nach einem dritten Amtstermine strebe, statt<lb/> dies oder Aehnliches zu thun, — schwieg er fast vollständig über seine bis¬<lb/> herige Amtsthätigkeit, obschon er doch einem oppositionellgesinnten Repräsen-<lb/> tantenhause gegenüberstand, und hatte in Bezug auf die nächste Präsidentur<lb/> direkt nichts weiter zusagen, als: „Diese Botschaft wird die letzte Jahresdot-<lb/> schaft sein, welche dem Kongresse vorzulegen ich die Ehre habe, bevor mein<lb/> Nachfolger gewählt ist." Erdballen aber diese Worte eine Resignation auf<lb/> die dritte Präsidentur? In keinerlei Weise. Grant war nach dem Erlasse<lb/> seiner Botschaft ebenso sehr, und noch mehr, ein Präsidentschaftscandidat,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0164]
mußte sich sagen und hat sich ohne allen Zweifel auch gesagt, daß es ihm
mit dem gegenwärtigen Kongresse, dessen Repräsentantenhaus in seiner über^
wiegenden Majorität ihm Opposition macht, schwerlich gelingen wird, seine
auf das Schul- und Kirchenwesen bezügliche Politik durchzuführen. Hierauf
kam es ihm aber auch offenbar in erster Linie gar nicht an. Seine Absicht
ging zunächst und vor allem dahin, durch ein entschiedenes Auftreten gegen
die ultramontanen Wühlereien, die sich in den letzten Jahren auch
in der nordamerikanischen Union so vielfach geltend gemacht haben, bei dem
in seiner Mehrheit protestantisch oder doch antikatholisch gesinnten Volke
der Vereinigten Staaten einen guten Eindruck zu machen und festen Boden
zu gewinnen für die Präsidentenwahl und die Kongreßwahlen, welche im
Jahre 1876 stattfinden. Wenn der gegenwärtige Kongreß sich weigert, auf
Grant's Propositionen einzugehen, so wird letzterer den ersteren für alle
Uebel verantwortlich machen, die etwa aus solcher Weigerung entstehen
oder entstehen können. Es gab viele Leute in den Vereinigten Staaten,
welche trotz des Grant'schen Briefes vom 29. Mai 1876 und trotz der Be¬
schlüsse der meisten republikanischen Staatsconventionen, die einen dritten
Amtstermin Grant's verurtheilten, eine dritte Präsidentschaftscandidatur
Grant's für möglich, ja für erfolgreich hielten. Es konnte auch nicht als
ganz bedeutungslos gelten, wenn ein methodistscher Bischof, Herr Gilbert
Haven, unter dem Beifall einer nicht geringen Anzahl anderer Methodisten-
Prediger auf einer Versammlung von Geistlichen dieser Confession, die in den
ersten Tagen des December v. I. zu Boston stattfand, sich für einen dritten
Amtstermin Grant's erklärte. Präsident Grant hatte mithin, wenn ihm
daran lag, in dieser Frage Klarheit und Gewißheit hervorzurufen, allen
Grund, sich in seiner Botschaft deutlich und bestimmt über seine Candidatur
auszusprechen. Er hat dies aber nicht gethan. Statt sich über seine zwei¬
malige Amtsperiode etwas ausführlicher auszulassen, wie dies allseitig erwartet
wurde und wie es auch in der Natur der Sache lag, statt die Erfolge und
Mißerfolge seiner Administration in das rechte Licht zu stellen und die bisher
von ihm verfolgte Politik möglichst zu rechtfertigen und dann offen und ehr¬
lich zu erklären, daß er nicht nach einem dritten Amtstermine strebe, statt
dies oder Aehnliches zu thun, — schwieg er fast vollständig über seine bis¬
herige Amtsthätigkeit, obschon er doch einem oppositionellgesinnten Repräsen-
tantenhause gegenüberstand, und hatte in Bezug auf die nächste Präsidentur
direkt nichts weiter zusagen, als: „Diese Botschaft wird die letzte Jahresdot-
schaft sein, welche dem Kongresse vorzulegen ich die Ehre habe, bevor mein
Nachfolger gewählt ist." Erdballen aber diese Worte eine Resignation auf
die dritte Präsidentur? In keinerlei Weise. Grant war nach dem Erlasse
seiner Botschaft ebenso sehr, und noch mehr, ein Präsidentschaftscandidat,
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