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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

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Deutschen unter dem einstigen Feldherrn von Murten: Wilhelm Hertev;
Wner aus 2000 lothringischen und elsässischen Rettern unter dem Grafen von
Thierstein und 12 Feldstücken.

Im Gewalt Haufen waren 8000 Mann Fußvolk vereint, nämlich
4000 Spießer. 3000 Hellebardierer und 1000 Büchsenschützen, wobei sich also
ein bemerkenswerther Zuwachs an Spießen erkennen läßt. Beigegeben waren
1300 Reiter, von denen 800 unter Rene selbst auf dem rechten Flügel des
Banners. 500 auf dem linken Flügel standen.

Die Nachhut bestand nur aus 800 Büchsenschützen; sie sollte auf
Knnonenschußweite (M ac bonds) folgen") und nach Umständen eingreifen.

Nachdem nun eine Streifparlie von 50 Pferden die feindliche Stellung
berannt hatte, stellte man nach dem Rath Walthar's von Wisse, eines orts¬
kundigen Edelmannes aus Reus's Suite, folgende Angriffsdisposition fest:
Die Vorhut sollte längs der Meurthe auf der von Se. Nicolas kommenden
Straße gegen den mit dem burgundischen Geschütz besetzten Hügel vorgehn,
^sen nehmen und dann Karl's Centrum, den gevierten Haufen, angreifen.
Gegen die Front dieses Haufens sollten Freiknechte und einige Reiterei demon-
striren und sie beschäftigen, während der Gewalthaufe aus der linken Flanke
^marschieren und den rechten Flügel der Burgunder bei dem Pachthofe Mal-
K^nge umgehen sollte. Die Nachhut habe Avantgarde und Gewalthaufen
in verbinden und mit ihr möge der gesammte Troß (ein ziemlicher Haufe)
" einem Gehölze gegenüber den Burgundern bleiben und von Zeit zu Zeit sich
^ einer Art und Weise zeigen, daß der Feind die Anwesenheit einer bedeutenden
Macht in jenem Gehölze vermuthen und glauben müsse, der Hauptangriff werde
V°n dort aus erfolgen. Das Geschütz sollte zunächst gar nicht gebraucht werden.
^ Der Plan wurde den einzelnen Truppenführern in ihrer Muttersprache
Mitgetheilt und von jedem einzelnen gutgeheißen.**)

Um 12 Uhr traten die Truppen fröhlichen Herzens und voll von Vertrauen
^'eder an. Die Vorhut stieß bald auf feindliche Reiterei, die schnell zurück¬
wich. Auf starke Bogenschußweite fing dann das starke Geschütz an, zu
sauern. jedoch ohne bedeutende Wirkung. Nach der Väter Sitte kniete das
deutsche Fußvolk bei Beginn der Kanonade nieder und betete. Begünstigt
einem heftigen Schneegestöber, welches ihre Bewegungen vollständig ver¬
bog, gelang es der Vorhut, rechts abbiegend, eine Höhe südöstlich derjenigen
W gewinnen. auf welcher die burgundische Artillerie stand. Hier kam sie sehr
^mutet von dem Marsch auf dem glatten durchschnittenen Boden an und
benutzte den Umstand, daß sie noch immer unbemerkt war. zu rasten; denn
Jedermann -- so erzählt der Luzerner Etterlw. der selbst dabei gewesen -




") I^eilglizt III,
-) valmot a. ä. O.

Deutschen unter dem einstigen Feldherrn von Murten: Wilhelm Hertev;
Wner aus 2000 lothringischen und elsässischen Rettern unter dem Grafen von
Thierstein und 12 Feldstücken.

Im Gewalt Haufen waren 8000 Mann Fußvolk vereint, nämlich
4000 Spießer. 3000 Hellebardierer und 1000 Büchsenschützen, wobei sich also
ein bemerkenswerther Zuwachs an Spießen erkennen läßt. Beigegeben waren
1300 Reiter, von denen 800 unter Rene selbst auf dem rechten Flügel des
Banners. 500 auf dem linken Flügel standen.

Die Nachhut bestand nur aus 800 Büchsenschützen; sie sollte auf
Knnonenschußweite (M ac bonds) folgen») und nach Umständen eingreifen.

Nachdem nun eine Streifparlie von 50 Pferden die feindliche Stellung
berannt hatte, stellte man nach dem Rath Walthar's von Wisse, eines orts¬
kundigen Edelmannes aus Reus's Suite, folgende Angriffsdisposition fest:
Die Vorhut sollte längs der Meurthe auf der von Se. Nicolas kommenden
Straße gegen den mit dem burgundischen Geschütz besetzten Hügel vorgehn,
^sen nehmen und dann Karl's Centrum, den gevierten Haufen, angreifen.
Gegen die Front dieses Haufens sollten Freiknechte und einige Reiterei demon-
striren und sie beschäftigen, während der Gewalthaufe aus der linken Flanke
^marschieren und den rechten Flügel der Burgunder bei dem Pachthofe Mal-
K^nge umgehen sollte. Die Nachhut habe Avantgarde und Gewalthaufen
in verbinden und mit ihr möge der gesammte Troß (ein ziemlicher Haufe)
" einem Gehölze gegenüber den Burgundern bleiben und von Zeit zu Zeit sich
^ einer Art und Weise zeigen, daß der Feind die Anwesenheit einer bedeutenden
Macht in jenem Gehölze vermuthen und glauben müsse, der Hauptangriff werde
V°n dort aus erfolgen. Das Geschütz sollte zunächst gar nicht gebraucht werden.
^ Der Plan wurde den einzelnen Truppenführern in ihrer Muttersprache
Mitgetheilt und von jedem einzelnen gutgeheißen.**)

Um 12 Uhr traten die Truppen fröhlichen Herzens und voll von Vertrauen
^'eder an. Die Vorhut stieß bald auf feindliche Reiterei, die schnell zurück¬
wich. Auf starke Bogenschußweite fing dann das starke Geschütz an, zu
sauern. jedoch ohne bedeutende Wirkung. Nach der Väter Sitte kniete das
deutsche Fußvolk bei Beginn der Kanonade nieder und betete. Begünstigt
einem heftigen Schneegestöber, welches ihre Bewegungen vollständig ver¬
bog, gelang es der Vorhut, rechts abbiegend, eine Höhe südöstlich derjenigen
W gewinnen. auf welcher die burgundische Artillerie stand. Hier kam sie sehr
^mutet von dem Marsch auf dem glatten durchschnittenen Boden an und
benutzte den Umstand, daß sie noch immer unbemerkt war. zu rasten; denn
Jedermann — so erzählt der Luzerner Etterlw. der selbst dabei gewesen -




") I^eilglizt III,
-) valmot a. ä. O.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/139>, abgerufen am 27.09.2024.