Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

übernehmen, die ihnen monatlich, abgesehen von der persönlichen Aufopferung,
10,000 Gulden kosten werde. Zwei Gnaden aber bäten sie sich aus: die
e'ne, daß Ihre Excellenz den Krieg durch deren Hauptleute führen lasse,
ohne ferner deren hohe Person auszusetzen - - die andere, sobald sich schickliche
Gelegenheit böte, Frieden zu schließen.*) Ganz anders und Karl's Begehren
völlig ablehnend lauteten die Antworten aus Dijon und Brüssel, wo die
stände von Burgund und Flandern-Brabant versammelt waren. Der Krieg,
den er führe, sei unnütz, meinten die Burgunder; das Volk sei nicht schuldig,
^zu beizutragen. **) Und die Niederländer erwiderten: Wenn er von den
Schweizern und Deutschen bedrängt und eingeschlossen wäre, dann wollten
sie den Heerbann stellen; nicht aber zu einem dritten Angriffskriege. -- Es
^r eine harte Prüfung für Karl's stolzes Herz. -- Immerhin war er durch
Bewilligungen der Hochburgunder der unmittelbaren Sorge für die Ver¬
teidigung der zunächst bedrohten Provinz überhoben und konnte sich nun
6anz den Vorbereitungen zum Angriffskriege widmen. Im August schon hoffte
^ mit größerer Macht als je wieder zu Felde zu ziehn. Von einer Bestellung
8000 Zelten sollten 800 schon im nächsten Monat zur Stelle sein. Ar-
Uerie wurde aus Luxemburg und Flandern beordert.

Ende Juli traf Karl in Riviöre ein, wohin die sich in Hochburgund
sammelnden Truppen dirtgirt waren. Es sollten 1100 Lanzen in 11 Com¬
pagnien sein; thatsächlich war es kaum die Hälfte. Durch große Begünsti¬
gungen hoffte er die freiwillige Werbung unterstützen zu können. Von Com¬
pagnie zu Compagnie wurde ein Edict verlesen, in dem die Mannschaft er¬
ahnt wurde, guten Muthes zu sein; es sollte ihr an nichts fehlen. Wirt-
'es wurde ein neuer Etat aufgestellt, welcher für 1000 Lanzen, die nun zur
°rde gehören sollten, den bisherigen Monatssold von 12 Thaler (senti) auf
2 erhöhte, d. h. auf ebensoviel als bisher die Edelleute der 4 Stäbe des
Möglichen Hauses bezogen hatten. -- Sein Hauptvertrauen aber setzte
"ri. wie er dem mailändischen Botschafter versicherte, auf die Mannschaften
Flandern und der Pikardie. sowie auf den Adel von Burgund, welche
" Monatsfrist eintreffen würden.

Ernstlich beschäftigte sich der Herzog auch mit einer Aenderung seiner
aktik. Zweimal war er von dem Fußvolk der Oberdeutschen geschlagen
ein^"' ""^ 5° 6^ auch seine Vorliebe für die Kavallerie war -- er sah
U' daß er ebenfalls dem Feinde eine tüchtige Infanterie entgegen stellen
Zu dem Ende sollten künftig von 2000 Lanzen der Ordonnanz-Coa-
^^die^Hälfte. nämlich 1000 Lanzen, zu Fuß fechten und durch je 3





Panicharola bei v. Rott.
^ ^ ^ Lslsurrs (Zourts-Lpös bei Barante 21,141."""
) Panicharola a. a. O.

übernehmen, die ihnen monatlich, abgesehen von der persönlichen Aufopferung,
10,000 Gulden kosten werde. Zwei Gnaden aber bäten sie sich aus: die
e'ne, daß Ihre Excellenz den Krieg durch deren Hauptleute führen lasse,
ohne ferner deren hohe Person auszusetzen - - die andere, sobald sich schickliche
Gelegenheit böte, Frieden zu schließen.*) Ganz anders und Karl's Begehren
völlig ablehnend lauteten die Antworten aus Dijon und Brüssel, wo die
stände von Burgund und Flandern-Brabant versammelt waren. Der Krieg,
den er führe, sei unnütz, meinten die Burgunder; das Volk sei nicht schuldig,
^zu beizutragen. **) Und die Niederländer erwiderten: Wenn er von den
Schweizern und Deutschen bedrängt und eingeschlossen wäre, dann wollten
sie den Heerbann stellen; nicht aber zu einem dritten Angriffskriege. — Es
^r eine harte Prüfung für Karl's stolzes Herz. — Immerhin war er durch
Bewilligungen der Hochburgunder der unmittelbaren Sorge für die Ver¬
teidigung der zunächst bedrohten Provinz überhoben und konnte sich nun
6anz den Vorbereitungen zum Angriffskriege widmen. Im August schon hoffte
^ mit größerer Macht als je wieder zu Felde zu ziehn. Von einer Bestellung
8000 Zelten sollten 800 schon im nächsten Monat zur Stelle sein. Ar-
Uerie wurde aus Luxemburg und Flandern beordert.

Ende Juli traf Karl in Riviöre ein, wohin die sich in Hochburgund
sammelnden Truppen dirtgirt waren. Es sollten 1100 Lanzen in 11 Com¬
pagnien sein; thatsächlich war es kaum die Hälfte. Durch große Begünsti¬
gungen hoffte er die freiwillige Werbung unterstützen zu können. Von Com¬
pagnie zu Compagnie wurde ein Edict verlesen, in dem die Mannschaft er¬
ahnt wurde, guten Muthes zu sein; es sollte ihr an nichts fehlen. Wirt-
'es wurde ein neuer Etat aufgestellt, welcher für 1000 Lanzen, die nun zur
°rde gehören sollten, den bisherigen Monatssold von 12 Thaler (senti) auf
2 erhöhte, d. h. auf ebensoviel als bisher die Edelleute der 4 Stäbe des
Möglichen Hauses bezogen hatten. — Sein Hauptvertrauen aber setzte
"ri. wie er dem mailändischen Botschafter versicherte, auf die Mannschaften
Flandern und der Pikardie. sowie auf den Adel von Burgund, welche
" Monatsfrist eintreffen würden.

Ernstlich beschäftigte sich der Herzog auch mit einer Aenderung seiner
aktik. Zweimal war er von dem Fußvolk der Oberdeutschen geschlagen
ein^"' ""^ 5° 6^ auch seine Vorliebe für die Kavallerie war — er sah
U' daß er ebenfalls dem Feinde eine tüchtige Infanterie entgegen stellen
Zu dem Ende sollten künftig von 2000 Lanzen der Ordonnanz-Coa-
^^die^Hälfte. nämlich 1000 Lanzen, zu Fuß fechten und durch je 3





Panicharola bei v. Rott.
^ ^ ^ Lslsurrs (Zourts-Lpös bei Barante 21,141.»»»
) Panicharola a. a. O.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0131" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/135184"/>
          <p xml:id="ID_345" prev="#ID_344"> übernehmen, die ihnen monatlich, abgesehen von der persönlichen Aufopferung,<lb/>
10,000 Gulden kosten werde. Zwei Gnaden aber bäten sie sich aus: die<lb/>
e'ne, daß Ihre Excellenz den Krieg durch deren Hauptleute führen lasse,<lb/>
ohne ferner deren hohe Person auszusetzen - - die andere, sobald sich schickliche<lb/>
Gelegenheit böte, Frieden zu schließen.*) Ganz anders und Karl's Begehren<lb/>
völlig ablehnend lauteten die Antworten aus Dijon und Brüssel, wo die<lb/>
stände von Burgund und Flandern-Brabant versammelt waren. Der Krieg,<lb/>
den er führe, sei unnütz, meinten die Burgunder; das Volk sei nicht schuldig,<lb/>
^zu beizutragen. **) Und die Niederländer erwiderten: Wenn er von den<lb/>
Schweizern und Deutschen bedrängt und eingeschlossen wäre, dann wollten<lb/>
sie den Heerbann stellen; nicht aber zu einem dritten Angriffskriege. &#x2014; Es<lb/>
^r eine harte Prüfung für Karl's stolzes Herz. &#x2014; Immerhin war er durch<lb/>
Bewilligungen der Hochburgunder der unmittelbaren Sorge für die Ver¬<lb/>
teidigung der zunächst bedrohten Provinz überhoben und konnte sich nun<lb/>
6anz den Vorbereitungen zum Angriffskriege widmen. Im August schon hoffte<lb/>
^ mit größerer Macht als je wieder zu Felde zu ziehn. Von einer Bestellung<lb/>
8000 Zelten sollten 800 schon im nächsten Monat zur Stelle sein. Ar-<lb/>
Uerie wurde aus Luxemburg und Flandern beordert.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_346"> Ende Juli traf Karl in Riviöre ein, wohin die sich in Hochburgund<lb/>
sammelnden Truppen dirtgirt waren.  Es sollten 1100 Lanzen in 11 Com¬<lb/>
pagnien sein; thatsächlich war es kaum die Hälfte.  Durch große Begünsti¬<lb/>
gungen hoffte er die freiwillige Werbung unterstützen zu können. Von Com¬<lb/>
pagnie zu Compagnie wurde ein Edict verlesen, in dem die Mannschaft er¬<lb/>
ahnt wurde, guten Muthes zu sein; es sollte ihr an nichts fehlen. Wirt-<lb/>
'es wurde ein neuer Etat aufgestellt, welcher für 1000 Lanzen, die nun zur<lb/>
°rde gehören sollten, den bisherigen Monatssold von 12 Thaler (senti) auf<lb/>
2 erhöhte, d. h. auf ebensoviel als bisher die Edelleute der 4 Stäbe des<lb/>
Möglichen Hauses bezogen hatten.   &#x2014; Sein Hauptvertrauen aber setzte<lb/>
"ri. wie er dem mailändischen Botschafter versicherte, auf die Mannschaften<lb/>
Flandern und der Pikardie. sowie auf den Adel von Burgund, welche<lb/>
" Monatsfrist eintreffen würden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_347" next="#ID_348"> Ernstlich beschäftigte sich der Herzog auch mit einer Aenderung seiner<lb/>
aktik. Zweimal war er von dem Fußvolk der Oberdeutschen geschlagen<lb/>
ein^"' ""^ 5° 6^ auch seine Vorliebe für die Kavallerie war &#x2014; er sah<lb/>
U' daß er ebenfalls dem Feinde eine tüchtige Infanterie entgegen stellen<lb/>
Zu dem Ende sollten künftig von 2000 Lanzen der Ordonnanz-Coa-<lb/>
^^die^Hälfte. nämlich 1000 Lanzen, zu Fuß fechten und durch je 3</p><lb/>
          <note xml:id="FID_101" place="foot"> Panicharola bei v. Rott.</note><lb/>
          <note xml:id="FID_102" place="foot"> ^ ^ ^ Lslsurrs (Zourts-Lpös bei Barante 21,141.»»»</note><lb/>
          <note xml:id="FID_103" place="foot"> ) Panicharola a. a. O.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0131] übernehmen, die ihnen monatlich, abgesehen von der persönlichen Aufopferung, 10,000 Gulden kosten werde. Zwei Gnaden aber bäten sie sich aus: die e'ne, daß Ihre Excellenz den Krieg durch deren Hauptleute führen lasse, ohne ferner deren hohe Person auszusetzen - - die andere, sobald sich schickliche Gelegenheit böte, Frieden zu schließen.*) Ganz anders und Karl's Begehren völlig ablehnend lauteten die Antworten aus Dijon und Brüssel, wo die stände von Burgund und Flandern-Brabant versammelt waren. Der Krieg, den er führe, sei unnütz, meinten die Burgunder; das Volk sei nicht schuldig, ^zu beizutragen. **) Und die Niederländer erwiderten: Wenn er von den Schweizern und Deutschen bedrängt und eingeschlossen wäre, dann wollten sie den Heerbann stellen; nicht aber zu einem dritten Angriffskriege. — Es ^r eine harte Prüfung für Karl's stolzes Herz. — Immerhin war er durch Bewilligungen der Hochburgunder der unmittelbaren Sorge für die Ver¬ teidigung der zunächst bedrohten Provinz überhoben und konnte sich nun 6anz den Vorbereitungen zum Angriffskriege widmen. Im August schon hoffte ^ mit größerer Macht als je wieder zu Felde zu ziehn. Von einer Bestellung 8000 Zelten sollten 800 schon im nächsten Monat zur Stelle sein. Ar- Uerie wurde aus Luxemburg und Flandern beordert. Ende Juli traf Karl in Riviöre ein, wohin die sich in Hochburgund sammelnden Truppen dirtgirt waren. Es sollten 1100 Lanzen in 11 Com¬ pagnien sein; thatsächlich war es kaum die Hälfte. Durch große Begünsti¬ gungen hoffte er die freiwillige Werbung unterstützen zu können. Von Com¬ pagnie zu Compagnie wurde ein Edict verlesen, in dem die Mannschaft er¬ ahnt wurde, guten Muthes zu sein; es sollte ihr an nichts fehlen. Wirt- 'es wurde ein neuer Etat aufgestellt, welcher für 1000 Lanzen, die nun zur °rde gehören sollten, den bisherigen Monatssold von 12 Thaler (senti) auf 2 erhöhte, d. h. auf ebensoviel als bisher die Edelleute der 4 Stäbe des Möglichen Hauses bezogen hatten. — Sein Hauptvertrauen aber setzte "ri. wie er dem mailändischen Botschafter versicherte, auf die Mannschaften Flandern und der Pikardie. sowie auf den Adel von Burgund, welche " Monatsfrist eintreffen würden. Ernstlich beschäftigte sich der Herzog auch mit einer Aenderung seiner aktik. Zweimal war er von dem Fußvolk der Oberdeutschen geschlagen ein^"' ""^ 5° 6^ auch seine Vorliebe für die Kavallerie war — er sah U' daß er ebenfalls dem Feinde eine tüchtige Infanterie entgegen stellen Zu dem Ende sollten künftig von 2000 Lanzen der Ordonnanz-Coa- ^^die^Hälfte. nämlich 1000 Lanzen, zu Fuß fechten und durch je 3 Panicharola bei v. Rott. ^ ^ ^ Lslsurrs (Zourts-Lpös bei Barante 21,141.»»» ) Panicharola a. a. O.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/131
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/131>, abgerufen am 27.09.2024.