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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

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Haufe, welcher den Kern des schweizerischen und deutschen Fußvolkes ent¬
hielt, wurde von Hans Waldmann von Zürich geführt. Hier waren sämmt¬
liche Zeichen oder Hauptbanner der Eidgenossen wie der Bundesgenossen
zusammengestellt und hier befand sich auch der Feldhauptmann, Herr Wilhelm
Herder. Im Ganzen zählte der Gewalthaufe 10.000 Mann, wobei 1000 lange
Spieße zum Flankenschutz und 10 Kanonen. Dieser Heeres-Abtheilung gingen
12 Karthaunen von Straßburg, unter einer Bedeckung von Büchsenschützen,
voran. Die übrigen Banner von Luzern, Schwyz, Zug, Glarus, Uznach u. s. w.
sowie der Rest der Reiterei bildeten die Nachhut unter Casper von Herden-
> ein. E^e kleine Abtheilung ward zur Beobachtung des Romont'schen Corps
in die rechte Flanke entsendet.

Als nach ziemlichem Zeitaufwands das Heer geordnet war, hielt man
"och eine Weile still "der Ursach halb" -- wie Diebold Schilling sagt --
"°aß man im Holz Ritter schlug." Und zwar wurden von Oswald von
yierstein und dem jungen Herzoge an 100 Ritter geschlagen, sodaß die Un¬
geduld der kampfgierigen Mannschaft kaum noch zu zähmen war. Denn daß
dieser Aufenthalt wesentlich zum Siege beitragen werde, konnte ja
Fernand denken. -- Und doch war dies der Fall. -- Sechs Stunden hatte
^ouch das burgundische Heer zum Theil bei strömendem Regen in
^'h und Glied gestanden, nicht ohne Schaden für Waffen und Munition
^ zu großer Ermüdung von Mann und Roß. Endlich erfolgte gegen
^ttag, als sich gar nichts weiter wahrnehmen ließ vom Feinde, der Befehl,
wieder einzurücken ins Lager und nur die Verschanzung bei Grissach besetzt
on halten, um gegen einen Ueberfall gesichert zu sein. Unbesorgt zerstreuten
!^es die Haufen nach den verschiedenen Quartieren, entledigten sich der durch¬
näßten Waffenröcke und schweren Rüstungen, sattelten ab und vertheilten sich
n die Marketendereien. Auch der Herzog begab sich zur Tafel. -- So war
^ Zustand des burgundischen Heeres als die Vorhut der Verbündeten aus
Galmwalde heraustrat und Hallwyl das Fußvolk nach Gewohnheit der
"^ater niederknien ließ zum Gebet. Einer der Krieger sagte es vor und alle
ändern wiederholten das Amen. Während sie beteten, drang die Sonne in
voller P^ehe durch die Wolken hervor. Der Feldherr schwenkte sein Schwert
^° rief: "Biderbe Männer! Gott will uns leuchten, auf! gedenket Eurer
Leiber und Kinder! -- Deutsche Jünglinge, wollt Ihr den Wälschen Eure
beliebten preisgeben?" *)

Die Vorhut rückte nun vollends aus dem Walde, und als Zeichen guter
Vorbedeutung, erzählen die Chronisten, sei es den Schweizern erschienen, daß
^ die Wachthunde der beiden Heere, deren man damals für den Vorposten-



^ " ^ Bullinger, Tschudi. Stettler bei v. Rode. Die Anrede scheint nicht nur neue Aus.
Hmuckung zu sein.

Haufe, welcher den Kern des schweizerischen und deutschen Fußvolkes ent¬
hielt, wurde von Hans Waldmann von Zürich geführt. Hier waren sämmt¬
liche Zeichen oder Hauptbanner der Eidgenossen wie der Bundesgenossen
zusammengestellt und hier befand sich auch der Feldhauptmann, Herr Wilhelm
Herder. Im Ganzen zählte der Gewalthaufe 10.000 Mann, wobei 1000 lange
Spieße zum Flankenschutz und 10 Kanonen. Dieser Heeres-Abtheilung gingen
12 Karthaunen von Straßburg, unter einer Bedeckung von Büchsenschützen,
voran. Die übrigen Banner von Luzern, Schwyz, Zug, Glarus, Uznach u. s. w.
sowie der Rest der Reiterei bildeten die Nachhut unter Casper von Herden-
> ein. E^e kleine Abtheilung ward zur Beobachtung des Romont'schen Corps
in die rechte Flanke entsendet.

Als nach ziemlichem Zeitaufwands das Heer geordnet war, hielt man
"och eine Weile still „der Ursach halb" — wie Diebold Schilling sagt —
"°aß man im Holz Ritter schlug." Und zwar wurden von Oswald von
yierstein und dem jungen Herzoge an 100 Ritter geschlagen, sodaß die Un¬
geduld der kampfgierigen Mannschaft kaum noch zu zähmen war. Denn daß
dieser Aufenthalt wesentlich zum Siege beitragen werde, konnte ja
Fernand denken. — Und doch war dies der Fall. — Sechs Stunden hatte
^ouch das burgundische Heer zum Theil bei strömendem Regen in
^'h und Glied gestanden, nicht ohne Schaden für Waffen und Munition
^ zu großer Ermüdung von Mann und Roß. Endlich erfolgte gegen
^ttag, als sich gar nichts weiter wahrnehmen ließ vom Feinde, der Befehl,
wieder einzurücken ins Lager und nur die Verschanzung bei Grissach besetzt
on halten, um gegen einen Ueberfall gesichert zu sein. Unbesorgt zerstreuten
!^es die Haufen nach den verschiedenen Quartieren, entledigten sich der durch¬
näßten Waffenröcke und schweren Rüstungen, sattelten ab und vertheilten sich
n die Marketendereien. Auch der Herzog begab sich zur Tafel. — So war
^ Zustand des burgundischen Heeres als die Vorhut der Verbündeten aus
Galmwalde heraustrat und Hallwyl das Fußvolk nach Gewohnheit der
"^ater niederknien ließ zum Gebet. Einer der Krieger sagte es vor und alle
ändern wiederholten das Amen. Während sie beteten, drang die Sonne in
voller P^ehe durch die Wolken hervor. Der Feldherr schwenkte sein Schwert
^° rief: „Biderbe Männer! Gott will uns leuchten, auf! gedenket Eurer
Leiber und Kinder! — Deutsche Jünglinge, wollt Ihr den Wälschen Eure
beliebten preisgeben?" *)

Die Vorhut rückte nun vollends aus dem Walde, und als Zeichen guter
Vorbedeutung, erzählen die Chronisten, sei es den Schweizern erschienen, daß
^ die Wachthunde der beiden Heere, deren man damals für den Vorposten-



^ „ ^ Bullinger, Tschudi. Stettler bei v. Rode. Die Anrede scheint nicht nur neue Aus.
Hmuckung zu sein.
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[0115] Haufe, welcher den Kern des schweizerischen und deutschen Fußvolkes ent¬ hielt, wurde von Hans Waldmann von Zürich geführt. Hier waren sämmt¬ liche Zeichen oder Hauptbanner der Eidgenossen wie der Bundesgenossen zusammengestellt und hier befand sich auch der Feldhauptmann, Herr Wilhelm Herder. Im Ganzen zählte der Gewalthaufe 10.000 Mann, wobei 1000 lange Spieße zum Flankenschutz und 10 Kanonen. Dieser Heeres-Abtheilung gingen 12 Karthaunen von Straßburg, unter einer Bedeckung von Büchsenschützen, voran. Die übrigen Banner von Luzern, Schwyz, Zug, Glarus, Uznach u. s. w. sowie der Rest der Reiterei bildeten die Nachhut unter Casper von Herden- > ein. E^e kleine Abtheilung ward zur Beobachtung des Romont'schen Corps in die rechte Flanke entsendet. Als nach ziemlichem Zeitaufwands das Heer geordnet war, hielt man "och eine Weile still „der Ursach halb" — wie Diebold Schilling sagt — "°aß man im Holz Ritter schlug." Und zwar wurden von Oswald von yierstein und dem jungen Herzoge an 100 Ritter geschlagen, sodaß die Un¬ geduld der kampfgierigen Mannschaft kaum noch zu zähmen war. Denn daß dieser Aufenthalt wesentlich zum Siege beitragen werde, konnte ja Fernand denken. — Und doch war dies der Fall. — Sechs Stunden hatte ^ouch das burgundische Heer zum Theil bei strömendem Regen in ^'h und Glied gestanden, nicht ohne Schaden für Waffen und Munition ^ zu großer Ermüdung von Mann und Roß. Endlich erfolgte gegen ^ttag, als sich gar nichts weiter wahrnehmen ließ vom Feinde, der Befehl, wieder einzurücken ins Lager und nur die Verschanzung bei Grissach besetzt on halten, um gegen einen Ueberfall gesichert zu sein. Unbesorgt zerstreuten !^es die Haufen nach den verschiedenen Quartieren, entledigten sich der durch¬ näßten Waffenröcke und schweren Rüstungen, sattelten ab und vertheilten sich n die Marketendereien. Auch der Herzog begab sich zur Tafel. — So war ^ Zustand des burgundischen Heeres als die Vorhut der Verbündeten aus Galmwalde heraustrat und Hallwyl das Fußvolk nach Gewohnheit der "^ater niederknien ließ zum Gebet. Einer der Krieger sagte es vor und alle ändern wiederholten das Amen. Während sie beteten, drang die Sonne in voller P^ehe durch die Wolken hervor. Der Feldherr schwenkte sein Schwert ^° rief: „Biderbe Männer! Gott will uns leuchten, auf! gedenket Eurer Leiber und Kinder! — Deutsche Jünglinge, wollt Ihr den Wälschen Eure beliebten preisgeben?" *) Die Vorhut rückte nun vollends aus dem Walde, und als Zeichen guter Vorbedeutung, erzählen die Chronisten, sei es den Schweizern erschienen, daß ^ die Wachthunde der beiden Heere, deren man damals für den Vorposten- ^ „ ^ Bullinger, Tschudi. Stettler bei v. Rode. Die Anrede scheint nicht nur neue Aus. Hmuckung zu sein.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/115>, abgerufen am 24.07.2024.