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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

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zogen; denn es sei unmöglich, so viel Volk zu überschauen und zu leiten ohne
Beihilfe eines sachkundigen Hauptmanns.*)

Der Revue folgte ein Tagesbefehl über eine neue Ordnung des Heeres,
der ein vollständiges, umfangreiches Reglement betreffs der gesammten ad-
ministrativen und taktischen Verhältnisse der Armee enthielt. Dabei war es
denn von einschneidender Bedeutung und ein neuer Fortschritt in der Ent¬
wickelung der Infanterie, daß den berittenen Bogenschützen geboten wurde,
abzusitzen und ihre Pferde entweder heimzuschicken oder zu verkaufen. Sie
sollten von nun an zu Fuß dienen, sowohl des unzulänglichen Futters wegen,
als auch, weil der Schütze besser zu Fuß als zu Pferde schießen könne.
In derselben Zeit, in welcher der reitende Schütze 2 Pfeile sende, schieße der
unberittene 3 ab und zwar besser gezielte; auch vermöchten die Bogner zu
Fuß besser die Ordnung zu halten. Ueberdies würden 6000 Rationen erspart,
was in dem gebirgigen Lande nothwendig sei.**) -- Die weitläufige Or¬
donnanz enthält auch die Vorschriften über den Felddienst; und zwar wird
die Armee, vorzugsweise in Rücksicht auf die Eigenthümlichkeit des schweize¬
rischen Kriegsschauplatzes, statt wie bisher in 3, in 8 Batailles eingetheilt,
von denen 7 aus den anwesenden Haustruppen. Garden, Ordonnanztruppen
und Milizen gebildet wurden, während die achte aus den von Burgund und
Savoyen noch zu erwartenden Truppen zusammengestellt werden sollte. Inner¬
halb jedes Treffens sollte die Fanteria, das Fußvolk, stets in der Mitte stehn;
dann sollten nach Außen hin die Bogner folgen, während auf den Flügeln
die Gendarmerie stünde. Nur bei dem, aus den Haustruppen und Garden
zusammengesetzten 2. Treffen. der Elite des Heeres, sollte ausnahmsweise in
der Mitte das Geschwader der Kämmerlinge mit der herzoglichen Standarte,
dem Hauptbanner ses Heeres, halten. Im Ganzen kamen auf jede Bataille
etwa 400 Reiter der Ordonnanzeompagnien und 1600 Mann zu Fuß, ein¬
schließlich der abgesessenen Bogenschützen.

Was die Zugordnung betrifft, so sollte bei jeder der 8 Abtheilungen die
Gensdarmerie voraus ziehn; ihr hätten die Schützen und diesen das übrige
Fußvolk zu folgen. Die Lanzen sollten dabei entweder in ganzer Compagnie-
front von 100 Pferden oder in Geschwadern von 60 Lanzen, in Escouaden
zu 28 oder Kammerweise zu 6 Lanzen in einem Gliede marschieren. Dem
entsprechend sollten sich dann auch die andern Waffen ordnen. -- Dem ge¬
sammten Heere voraus solle stets der Naröclml ach I^Zis ziehn. der General¬
quartiermeister, mit seinem Stäbe, sowie 200 Halblanzen und 600 Mann zu
Fuß. -- Stets sollten die einzelnen Treffen hintereinander folgen; wenn




") Panicharola und Aplano, 10. Mai 1476, bei p. Note
") Panicharola.

zogen; denn es sei unmöglich, so viel Volk zu überschauen und zu leiten ohne
Beihilfe eines sachkundigen Hauptmanns.*)

Der Revue folgte ein Tagesbefehl über eine neue Ordnung des Heeres,
der ein vollständiges, umfangreiches Reglement betreffs der gesammten ad-
ministrativen und taktischen Verhältnisse der Armee enthielt. Dabei war es
denn von einschneidender Bedeutung und ein neuer Fortschritt in der Ent¬
wickelung der Infanterie, daß den berittenen Bogenschützen geboten wurde,
abzusitzen und ihre Pferde entweder heimzuschicken oder zu verkaufen. Sie
sollten von nun an zu Fuß dienen, sowohl des unzulänglichen Futters wegen,
als auch, weil der Schütze besser zu Fuß als zu Pferde schießen könne.
In derselben Zeit, in welcher der reitende Schütze 2 Pfeile sende, schieße der
unberittene 3 ab und zwar besser gezielte; auch vermöchten die Bogner zu
Fuß besser die Ordnung zu halten. Ueberdies würden 6000 Rationen erspart,
was in dem gebirgigen Lande nothwendig sei.**) — Die weitläufige Or¬
donnanz enthält auch die Vorschriften über den Felddienst; und zwar wird
die Armee, vorzugsweise in Rücksicht auf die Eigenthümlichkeit des schweize¬
rischen Kriegsschauplatzes, statt wie bisher in 3, in 8 Batailles eingetheilt,
von denen 7 aus den anwesenden Haustruppen. Garden, Ordonnanztruppen
und Milizen gebildet wurden, während die achte aus den von Burgund und
Savoyen noch zu erwartenden Truppen zusammengestellt werden sollte. Inner¬
halb jedes Treffens sollte die Fanteria, das Fußvolk, stets in der Mitte stehn;
dann sollten nach Außen hin die Bogner folgen, während auf den Flügeln
die Gendarmerie stünde. Nur bei dem, aus den Haustruppen und Garden
zusammengesetzten 2. Treffen. der Elite des Heeres, sollte ausnahmsweise in
der Mitte das Geschwader der Kämmerlinge mit der herzoglichen Standarte,
dem Hauptbanner ses Heeres, halten. Im Ganzen kamen auf jede Bataille
etwa 400 Reiter der Ordonnanzeompagnien und 1600 Mann zu Fuß, ein¬
schließlich der abgesessenen Bogenschützen.

Was die Zugordnung betrifft, so sollte bei jeder der 8 Abtheilungen die
Gensdarmerie voraus ziehn; ihr hätten die Schützen und diesen das übrige
Fußvolk zu folgen. Die Lanzen sollten dabei entweder in ganzer Compagnie-
front von 100 Pferden oder in Geschwadern von 60 Lanzen, in Escouaden
zu 28 oder Kammerweise zu 6 Lanzen in einem Gliede marschieren. Dem
entsprechend sollten sich dann auch die andern Waffen ordnen. — Dem ge¬
sammten Heere voraus solle stets der Naröclml ach I^Zis ziehn. der General¬
quartiermeister, mit seinem Stäbe, sowie 200 Halblanzen und 600 Mann zu
Fuß. — Stets sollten die einzelnen Treffen hintereinander folgen; wenn




") Panicharola und Aplano, 10. Mai 1476, bei p. Note
") Panicharola.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/108>, abgerufen am 24.07.2024.