Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band.haben die geographische Lage, vom commerciellen Standpunkte aus. verändert Für Oesterreich ward in dieser Beziehung die Dampfschifffahrts Ge¬ Die Flotte dieser Gesellschaft zählt gegenwärtig -- nach einem Berichte Aber außer dem Lloyd fand leider die Dampfschifffahrt haben die geographische Lage, vom commerciellen Standpunkte aus. verändert Für Oesterreich ward in dieser Beziehung die Dampfschifffahrts Ge¬ Die Flotte dieser Gesellschaft zählt gegenwärtig — nach einem Berichte Aber außer dem Lloyd fand leider die Dampfschifffahrt <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0443" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/134261"/> <p xml:id="ID_1380" prev="#ID_1379"> haben die geographische Lage, vom commerciellen Standpunkte aus. verändert<lb/> und sie haben den Linien, auf denen sich der Handel bewegt, vielfach neue<lb/> Richtungen angewiesen. Die Dampfer aber ermöglichten Schnelligkeit und<lb/> Regelmäßigkeit des Verkehrs und den Massen-Transport. Die See wurde<lb/> mit einem Netze von Linien überspannt, welche ebenso sicher den Verkehr<lb/> zwischen den entlegensten Gestaden aufrecht erhalten, wie die Schienenstraßen<lb/> aus dem festen Lande.</p><lb/> <p xml:id="ID_1381"> Für Oesterreich ward in dieser Beziehung die Dampfschifffahrts Ge¬<lb/> sellschaft des Lloyd von großer Bedeutung. Gegründet im Jahre 1836,<lb/> hat diese Gesellschaft, trotz der häufigen Ungunst und trotz der vielen Schwierig¬<lb/> keiten, welche zu überwinden waren, dennoch sich zum ersten Rang unter allen<lb/> ähnlichen Unternehmungen in Oesterreich emporgeschwungen. Ihre Dampfer<lb/> befahren jetzt eine Menge von Linien, nicht nur längs der heimischen Küste,<lb/> sondern auch in der Levante. Vom Schwarzen Meere bis nach Egypten und<lb/> Griechenland hin giebt es keinen wichtigeren Hafen, der nicht seine Stelle im<lb/> Fahrplan des Lloyd findet. Außerdem hat die Eröffnung des Suezkanales<lb/> auch die Einrichtung einer regelmäßigen Linie von Trieft nach Bombay zur<lb/> Folge gehabt, welche zuerst auf eigene Rechnung der Gesellschaft betrieben<lb/> wurde, bis die Convention mit der österreichischen Negierung vom 14. April<lb/> 1872 zu Stande kam, welche den Lloyd für die Zeit vom I. Januar 1872<lb/> bis Ende 1877 zu monatlichen Fahrten zwischen Trieft und Bombay ver¬<lb/> pflichtete, dann aber eine jährliche Subvention von 190.000 Gulden und die<lb/> Entschädigung für die Gebühren gewährte, welche für die Passage des Suez-<lb/> Canals zu entrichten sind. Diese Linie hat eine große Wichtigkeit, weil sie<lb/> bestimmt ist, den Verkehr mit Indien und Ostasien anzubahnen. Außerdem<lb/> besorgt der Lloyd aber auch den Seepostdienst und genießt mancherlei Be¬<lb/> günstigung aus diesem Titel. So sind z. B. die Dampfer von der Entrichtung<lb/> der Consular-Gebühren befreit, haben das Recht auf bestimmte und passende<lb/> Liegeplätze in den einzelnen Häfen, Anspruch auf eine beschleunigte hafenamt¬<lb/> liche Abfertigung bei Ertheilung der Pratica.</p><lb/> <p xml:id="ID_1382"> Die Flotte dieser Gesellschaft zählt gegenwärtig — nach einem Berichte<lb/> der österreichischen Seebehörde v. Jahre 1873 — 72 Dampfer mit einem Ge¬<lb/> halte von 52.848 Tonnen und mit 16.344 Pferdekräften. Welche Bedeutung<lb/> ein derartiges Institut in jeder Beziehung für die österreichische Handelsmarine<lb/> haben muß, ist zur Genüge klar. Ein bedeutendes Contingent der Seeleute<lb/> findet auf den Fahrzeugen des Lloyd regelmäßigen Erwerb und nicht minder<lb/> vermitteln dessen Dampfer einen erheblichen Theil des ganzen commerziellen<lb/> Verkehres.</p><lb/> <p xml:id="ID_1383" next="#ID_1384"> Aber außer dem Lloyd fand leider die Dampfschifffahrt<lb/> nur beschränkten Eingang in der österreichischen Handels-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0443]
haben die geographische Lage, vom commerciellen Standpunkte aus. verändert
und sie haben den Linien, auf denen sich der Handel bewegt, vielfach neue
Richtungen angewiesen. Die Dampfer aber ermöglichten Schnelligkeit und
Regelmäßigkeit des Verkehrs und den Massen-Transport. Die See wurde
mit einem Netze von Linien überspannt, welche ebenso sicher den Verkehr
zwischen den entlegensten Gestaden aufrecht erhalten, wie die Schienenstraßen
aus dem festen Lande.
Für Oesterreich ward in dieser Beziehung die Dampfschifffahrts Ge¬
sellschaft des Lloyd von großer Bedeutung. Gegründet im Jahre 1836,
hat diese Gesellschaft, trotz der häufigen Ungunst und trotz der vielen Schwierig¬
keiten, welche zu überwinden waren, dennoch sich zum ersten Rang unter allen
ähnlichen Unternehmungen in Oesterreich emporgeschwungen. Ihre Dampfer
befahren jetzt eine Menge von Linien, nicht nur längs der heimischen Küste,
sondern auch in der Levante. Vom Schwarzen Meere bis nach Egypten und
Griechenland hin giebt es keinen wichtigeren Hafen, der nicht seine Stelle im
Fahrplan des Lloyd findet. Außerdem hat die Eröffnung des Suezkanales
auch die Einrichtung einer regelmäßigen Linie von Trieft nach Bombay zur
Folge gehabt, welche zuerst auf eigene Rechnung der Gesellschaft betrieben
wurde, bis die Convention mit der österreichischen Negierung vom 14. April
1872 zu Stande kam, welche den Lloyd für die Zeit vom I. Januar 1872
bis Ende 1877 zu monatlichen Fahrten zwischen Trieft und Bombay ver¬
pflichtete, dann aber eine jährliche Subvention von 190.000 Gulden und die
Entschädigung für die Gebühren gewährte, welche für die Passage des Suez-
Canals zu entrichten sind. Diese Linie hat eine große Wichtigkeit, weil sie
bestimmt ist, den Verkehr mit Indien und Ostasien anzubahnen. Außerdem
besorgt der Lloyd aber auch den Seepostdienst und genießt mancherlei Be¬
günstigung aus diesem Titel. So sind z. B. die Dampfer von der Entrichtung
der Consular-Gebühren befreit, haben das Recht auf bestimmte und passende
Liegeplätze in den einzelnen Häfen, Anspruch auf eine beschleunigte hafenamt¬
liche Abfertigung bei Ertheilung der Pratica.
Die Flotte dieser Gesellschaft zählt gegenwärtig — nach einem Berichte
der österreichischen Seebehörde v. Jahre 1873 — 72 Dampfer mit einem Ge¬
halte von 52.848 Tonnen und mit 16.344 Pferdekräften. Welche Bedeutung
ein derartiges Institut in jeder Beziehung für die österreichische Handelsmarine
haben muß, ist zur Genüge klar. Ein bedeutendes Contingent der Seeleute
findet auf den Fahrzeugen des Lloyd regelmäßigen Erwerb und nicht minder
vermitteln dessen Dampfer einen erheblichen Theil des ganzen commerziellen
Verkehres.
Aber außer dem Lloyd fand leider die Dampfschifffahrt
nur beschränkten Eingang in der österreichischen Handels-
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