Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band.-- sondern auf die kurz gesagt politischen Gedichte W's. möchten mir unsere
Und man merkt's auch, daß man mit ihm in einem erzkathvlischen Lande
Und den jungen Kaplan ertappt der Dichter auch sonst wohl noch auf
Doch ehrt der Dichter die Mönchlein auch, wo fichs gebührt; so genießt
Und nach all diesem werden denn auch die beiden folgenden Gedichte
— sondern auf die kurz gesagt politischen Gedichte W's. möchten mir unsere
Und man merkt's auch, daß man mit ihm in einem erzkathvlischen Lande
Und den jungen Kaplan ertappt der Dichter auch sonst wohl noch auf
Doch ehrt der Dichter die Mönchlein auch, wo fichs gebührt; so genießt
Und nach all diesem werden denn auch die beiden folgenden Gedichte
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0326" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/134144"/> <p xml:id="ID_1054" prev="#ID_1053"> — sondern auf die kurz gesagt politischen Gedichte W's. möchten mir unsere<lb/> Leser aufmerksam machen.' Der Dichter ist wohl Katholik; in dem Gedichte<lb/> „'s Vaterhaus" sagt er:</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_8" type="poem"> <l><cb type="start"/> Glei' so in der Nähe<lb/> Ist a liabe Stell.<lb/> So a alta Linda<lb/> Stand voar der Kawall. <cb/> In team Lindaschatta<lb/> Hann i' g'spielt als Kind.<lb/> Bcatat im Kapelle —<lb/> Wia halt 5kinder siud. — <cb type="end"/><lb/><lb/> </l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_1055"> Und man merkt's auch, daß man mit ihm in einem erzkathvlischen Lande<lb/> ist, aber nicht etwa an Gebeten und Litaneien, sondern in der Schenke; da<lb/> sitzt der Herr Pfarrer mit dem Amtmann und Doktor beim dritten Fläschte<lb/> in aller Freundschaft und Gemüthlichkeit. Es muß ein biedrer alter Herr sein,<lb/> von andrer Art als der junge Nachwuchs; das bezeugt das Gedicht</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_9" type="poem"> <head> Alt und neu.</head> <l><lb/> 's Herrle von der Gnadawies<lb/> Ka loi Wässerte trüaba,<lb/> Alle Leut, dös woiß i' g'wiß,<lb/> Thuand dös Herrle liaba. Tanze ma, und willst lustig sei',<lb/> San ear nu' und lachat-<lb/> „Daß lahr mir bei'in Hoimgeah sei'<lb/> Kome Ge'schichtla machat!" —<lb/><lb/> Der Kavla von Krvtahill<lb/> schimpft und thnat wia b'Sessa, —<lb/> Und ist nächst earst mäuslastill<lb/> Bei Dotters Anna g'Sessa. — </l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_1056"> Und den jungen Kaplan ertappt der Dichter auch sonst wohl noch auf<lb/> verbotenen Wegen. Die Mädchen sitzen und singen beim Flachsreiben; es<lb/> scheint, daß wer mit ihnen reiben darf, dafür ein „gotzig's Küßle" bean¬<lb/> spruchen kann.</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_10" type="poem"> <l><cb type="start"/> Mancher schleicht vorbei am Haus,<lb/> Meint, ma soll lachen winkn,<lb/> Aber i', i' kenn's halt scho<lb/> All' dia saubere Finta <cb/> Nacht kommt gar der Herr Kapla<lb/> Und will 's Flächsle reiba,<lb/> Aber i' hau ma lahm gsait;<lb/> Ear soll d' Predig schreib«. '<cb type="end"/><lb/><lb/><lb/></l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_1057"> Doch ehrt der Dichter die Mönchlein auch, wo fichs gebührt; so genießt<lb/> das Bier der Franziskaner seine volle Achtung — nur freilich wünscht er<lb/> wohl, daß es zugänglicher sein möge:</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_11" type="poem"> <l> ... so a Franziskanermcmß<lb/> Dia darf loin Graus it ruia,<lb/> Und hebt ma' amant dia Klöastcr auf —<lb/> Dös geit die beste Bruia. —</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_1058"> Und nach all diesem werden denn auch die beiden folgenden Gedichte<lb/> nicht verwundern, die wir als ein erfreuliches Zeichen süddeutscher Gesinnung<lb/> aus der Sammlung noch herausheben.</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_12" type="poem"> <head> Liberal.</head> <l> A Schwank, dear staut zu .Kaiser und zu Reich,<lb/> Was Andre schwätznt, ist lahm all'weil gleich,<lb/> Ear ist so treu, wia Eis' und wia Stahl,<lb/> A rechter schwand, der ist halt liberal. Und wenn ma's predigt von der Kanzel ra,<lb/> A Lutherischer muaß zum Teufel na —<lb/> Ear schlaust doch rüabig, ohna Sorg und Qual,<lb/> Und trotz der Predigt ist ear liberal. </l> </lg> </quote><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0326]
— sondern auf die kurz gesagt politischen Gedichte W's. möchten mir unsere
Leser aufmerksam machen.' Der Dichter ist wohl Katholik; in dem Gedichte
„'s Vaterhaus" sagt er:
Glei' so in der Nähe
Ist a liabe Stell.
So a alta Linda
Stand voar der Kawall.
In team Lindaschatta
Hann i' g'spielt als Kind.
Bcatat im Kapelle —
Wia halt 5kinder siud. —
Und man merkt's auch, daß man mit ihm in einem erzkathvlischen Lande
ist, aber nicht etwa an Gebeten und Litaneien, sondern in der Schenke; da
sitzt der Herr Pfarrer mit dem Amtmann und Doktor beim dritten Fläschte
in aller Freundschaft und Gemüthlichkeit. Es muß ein biedrer alter Herr sein,
von andrer Art als der junge Nachwuchs; das bezeugt das Gedicht
Alt und neu.
's Herrle von der Gnadawies
Ka loi Wässerte trüaba,
Alle Leut, dös woiß i' g'wiß,
Thuand dös Herrle liaba. Tanze ma, und willst lustig sei',
San ear nu' und lachat-
„Daß lahr mir bei'in Hoimgeah sei'
Kome Ge'schichtla machat!" —
Der Kavla von Krvtahill
schimpft und thnat wia b'Sessa, —
Und ist nächst earst mäuslastill
Bei Dotters Anna g'Sessa. —
Und den jungen Kaplan ertappt der Dichter auch sonst wohl noch auf
verbotenen Wegen. Die Mädchen sitzen und singen beim Flachsreiben; es
scheint, daß wer mit ihnen reiben darf, dafür ein „gotzig's Küßle" bean¬
spruchen kann.
Mancher schleicht vorbei am Haus,
Meint, ma soll lachen winkn,
Aber i', i' kenn's halt scho
All' dia saubere Finta
Nacht kommt gar der Herr Kapla
Und will 's Flächsle reiba,
Aber i' hau ma lahm gsait;
Ear soll d' Predig schreib«. '
Doch ehrt der Dichter die Mönchlein auch, wo fichs gebührt; so genießt
das Bier der Franziskaner seine volle Achtung — nur freilich wünscht er
wohl, daß es zugänglicher sein möge:
... so a Franziskanermcmß
Dia darf loin Graus it ruia,
Und hebt ma' amant dia Klöastcr auf —
Dös geit die beste Bruia. —
Und nach all diesem werden denn auch die beiden folgenden Gedichte
nicht verwundern, die wir als ein erfreuliches Zeichen süddeutscher Gesinnung
aus der Sammlung noch herausheben.
Liberal. A Schwank, dear staut zu .Kaiser und zu Reich,
Was Andre schwätznt, ist lahm all'weil gleich,
Ear ist so treu, wia Eis' und wia Stahl,
A rechter schwand, der ist halt liberal. Und wenn ma's predigt von der Kanzel ra,
A Lutherischer muaß zum Teufel na —
Ear schlaust doch rüabig, ohna Sorg und Qual,
Und trotz der Predigt ist ear liberal.
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