Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band.stellte die Einführung des Christenthums in Mecheln dar. Nach einer kleinen Vierundzwanzig Mädchen zu Pferde, Reliquien des heil. Rombaut in den Grenzboten III. 1875. 36
stellte die Einführung des Christenthums in Mecheln dar. Nach einer kleinen Vierundzwanzig Mädchen zu Pferde, Reliquien des heil. Rombaut in den Grenzboten III. 1875. 36
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stellte die Einführung des Christenthums in Mecheln dar. Nach einer kleinen
Abtheilung von Gardereitern und Trompetern derselben Truppe kamen Ritter
in Rüstungen und Panzerhemden, Frauen und Falconiere, sämmtlich in der
Tracht des 8. Jahrhunderts. Die Kinder saßen recht gut zu Pferde, natür¬
lich wohl festgeschnallt. Man hatte die Pferde eines in der Stadt garni-
sonirenden Regiments acquirirt, und ein jedes Roß wurde von einem Soldaten
geführt. So war die Ordnung eine ganz musterhafte, militärisch präcise, und
die Mütter auf den Balconen und an den Fenstern konnten sich ohne Be-
sorgniß an ihren schmucken blonden Knaben und Mädchen weiden. Der
Wagen der ersten Gruppe, von vier Ochsen gezogen, trug den Hof Udos, an
welchem Se. Rombaut predigt. Die zweite Abtheilung stellte den Auszug
der Kreuzfahrer Mechelns nach dem heiligen Lande dar. Walter Bertold
mit seinem Gefolge von Mannen und Frauen, Mönche zu Pferde, Sophie,
die Gemahlin des Grafen mit ihren Damen in einer Sänfte waren die her¬
vorstechenden Gruppen dieser Abtheilung. In der dritten war die Stiftung
der Stadtgemeinde von Mecheln dargestellt. Ein prächtiger Zug von Bür¬
gern, Patriciern, Schöffen und Rathsherren mit Frauen in üppigem Schmuck,
die Canonici mit dem uralten Reliquienschrein des heil. Rombaut ritten
und schritten dem prachtvollen Wagen voran, auf welchem der Bischof von
Lüttich der Stadt ihre Rechte bestätigt. Wie auf den anderen Wagen, so
bildeten auch auf diesem die Personen sehr ansprechende, künstlerisch geordnete
Gruppen, und die Haltung der Kinder war eine erstaunlich würdige, durchaus
angemessene; nur der Narr schnitt ex oWeiv gräuliche Gesichter.
Vierundzwanzig Mädchen zu Pferde, Reliquien des heil. Rombaut in den
Händen tragend, eröffneten die vierte Abtheilung, deren mit trefflichem Schnitz¬
werk reich geschmückter Wagen den glänzenden Hofstat Flanderns aus der
Zeit Karls des Kühnen trug. Die fünfte Abtheilung repräsentirte die
Renaissance in Kunst und Wissenschaft unter dem Einfluß der Gilden von
der Päonie und Lilie (as ?öoenL su Lisblvöin); allegorische Figuren mit
Emblemen stellten die Rhetorik, die Poesie, die Malerei und die übrigen
Künste dar. Die Trachten waren außerordentlich reich. Auf dem Wagen der
sechsten Abtheilung hatten die Gilden des 17. Jahrhunderts, lebensvolle reich¬
gekleidete Gestalten, wie sie auf den Bildern der Rubens und van Dyk er»
scheinen, auf dem der siebenten die berühmten Mecheler (ä<z NLenkIsedk Leioeinü-
neäen) ihren Platz gefunden. Die Pucelle von Mecheln lenkte den Wagen,
auf welchem Margarethe von Oesterreich, Marie van Thielen, Cyprian Rose,
Alexander Colyns, Coxie, Standonck. Faidherbe, Verhaegen, Croon, Hals,
Coolmann u. A. zu einer schönen Gruppe vereinigt wären. Vor und hinter
dem Wagen zeigten sich zu Fuß und zu Roß allerhand Reisige. Landsknechte,
Arkebuflre u. s. w. Den Schluß des ganzen Aufzuges bildete die Gruppe der
Grenzboten III. 1875. 36
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