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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band.

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Jerusalem, das uns mit größter Gründlichkeit bis herab zu den für die Mehr¬
zahl der Reisenden bedeutungslosen Punkten geschildert wird. Eine Haupt¬
stelle nimmt dabei mit Recht das Haram Esch Scherif, die Stelle, wo auf
dem Moriah der Tempel Jahveh stand, mit seinen beiden schönen Moscheen
ein. Sehr zu loben ist, daß der Verfasser die heiligen Stätten nicht mit
kirchlichem, sondern mit wissenschaftlichem Auge ansieht und den frommen Anti¬
quitäten- und Naritätenschwindel, der Hunderte derselben, großentheils ohne
auch nur den mindesten vernünftigen Grund, lediglich um die Einnahmen der
Klöster zu erhöhen, aufgefunden haben will, kurzweg durch ein "sogenannt"
bei Seite schiebt. Ueber dergleichen Humbug sich zu echauffiren, überlassen
wir stupiden Griechen und Russen und sentimentalen Katholiken von der Sorte
Lamartine's. Nach der heiligen Stadt selbst besuchen wir an der Hand unseres
Buches die Umgebungen derselben, den sogenannten Garten Gethsemane, das
sogenannte Grab der Maria, den sogenannten Ort des Vaterunsers und
den Oelberg, von dem Jesus nicht (wie die Mönche wollen, die in ihrer
plumpen grobsinnlichen Art hier sogar seine Fußtapfe zeigen) gen Himmel ge¬
fahren sein kann. Dann geht es hinab in das Kidronthal und zu dessen
zahlreichen echten und unechten Alterthümern, darauf in das Thal Hinnom
und hiernach in die nordwestliche Umgebung der Stadt, wo die Gräber der
Richter und der Könige liegen, und wo in den letzten Jahren die Russen
großartige Bauten aufgeführt haben. Darauf folgt die Beschreibung der ge¬
wöhnlichen Touren von Jerusalem nach Bethlehem, nach den Teichen Salomo's,
nach Jericho, dem untern Jordan, dem Todten Meer und dem Felsenkloster
Marsaba sowie einiger andern Ausflüge. Das neunte Kapitel führt uns nach
Hebron, der Stadt der Patriarchengräber, nach Dschebel Usdum (Sodom)
beim Todten Meere und nach Kerak, wohin beiläufig europäische Reisende nur
selten kommen. Im nächsten wird die Stätte besucht, wo sich die Reste der
berühmten Nabatäerstadt Petra finden. Dann besuchen wir von Hebron aus
Gaza und von Jerusalem einige andere weniger wichtige Oertlichkeiten. woran
die große Tour nach dem Norden, zunächst nach Samaria, dann nach Galiläa,
sich anschließt. Wir folgen unserm Führer nach dem stattlichen Radius, der
malerischsten Stadt im heiligen Lande, gehen von da über Dschmim nach
Nazareth (dessen Einwohnerzahl von Bädeker mit 10,000 viel und selbst mit
5000 noch immer zu hoch angegeben ist, es hat schwerlich auch nur 4000)
nach Chaifa am Karmel, nach Tiberias und dem See Genezareth, nach dem
Tabor und der Judenstadt Safed. Eine Anzahl Nebentouren, die selten
unternommen werden, möge der, welcher sich für sie aus dem oder jenem Grunde
interessirt, in unserm Buche felbst nachsehen. Der 23. Abschnitt führt uns
in das Hauran, der folgende durch Süd- und Mittelphönicien nach Beirut,
der nächste in den Libanon, der übernächste nach Damaskus, das uns von


Jerusalem, das uns mit größter Gründlichkeit bis herab zu den für die Mehr¬
zahl der Reisenden bedeutungslosen Punkten geschildert wird. Eine Haupt¬
stelle nimmt dabei mit Recht das Haram Esch Scherif, die Stelle, wo auf
dem Moriah der Tempel Jahveh stand, mit seinen beiden schönen Moscheen
ein. Sehr zu loben ist, daß der Verfasser die heiligen Stätten nicht mit
kirchlichem, sondern mit wissenschaftlichem Auge ansieht und den frommen Anti¬
quitäten- und Naritätenschwindel, der Hunderte derselben, großentheils ohne
auch nur den mindesten vernünftigen Grund, lediglich um die Einnahmen der
Klöster zu erhöhen, aufgefunden haben will, kurzweg durch ein „sogenannt"
bei Seite schiebt. Ueber dergleichen Humbug sich zu echauffiren, überlassen
wir stupiden Griechen und Russen und sentimentalen Katholiken von der Sorte
Lamartine's. Nach der heiligen Stadt selbst besuchen wir an der Hand unseres
Buches die Umgebungen derselben, den sogenannten Garten Gethsemane, das
sogenannte Grab der Maria, den sogenannten Ort des Vaterunsers und
den Oelberg, von dem Jesus nicht (wie die Mönche wollen, die in ihrer
plumpen grobsinnlichen Art hier sogar seine Fußtapfe zeigen) gen Himmel ge¬
fahren sein kann. Dann geht es hinab in das Kidronthal und zu dessen
zahlreichen echten und unechten Alterthümern, darauf in das Thal Hinnom
und hiernach in die nordwestliche Umgebung der Stadt, wo die Gräber der
Richter und der Könige liegen, und wo in den letzten Jahren die Russen
großartige Bauten aufgeführt haben. Darauf folgt die Beschreibung der ge¬
wöhnlichen Touren von Jerusalem nach Bethlehem, nach den Teichen Salomo's,
nach Jericho, dem untern Jordan, dem Todten Meer und dem Felsenkloster
Marsaba sowie einiger andern Ausflüge. Das neunte Kapitel führt uns nach
Hebron, der Stadt der Patriarchengräber, nach Dschebel Usdum (Sodom)
beim Todten Meere und nach Kerak, wohin beiläufig europäische Reisende nur
selten kommen. Im nächsten wird die Stätte besucht, wo sich die Reste der
berühmten Nabatäerstadt Petra finden. Dann besuchen wir von Hebron aus
Gaza und von Jerusalem einige andere weniger wichtige Oertlichkeiten. woran
die große Tour nach dem Norden, zunächst nach Samaria, dann nach Galiläa,
sich anschließt. Wir folgen unserm Führer nach dem stattlichen Radius, der
malerischsten Stadt im heiligen Lande, gehen von da über Dschmim nach
Nazareth (dessen Einwohnerzahl von Bädeker mit 10,000 viel und selbst mit
5000 noch immer zu hoch angegeben ist, es hat schwerlich auch nur 4000)
nach Chaifa am Karmel, nach Tiberias und dem See Genezareth, nach dem
Tabor und der Judenstadt Safed. Eine Anzahl Nebentouren, die selten
unternommen werden, möge der, welcher sich für sie aus dem oder jenem Grunde
interessirt, in unserm Buche felbst nachsehen. Der 23. Abschnitt führt uns
in das Hauran, der folgende durch Süd- und Mittelphönicien nach Beirut,
der nächste in den Libanon, der übernächste nach Damaskus, das uns von


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[0126] Jerusalem, das uns mit größter Gründlichkeit bis herab zu den für die Mehr¬ zahl der Reisenden bedeutungslosen Punkten geschildert wird. Eine Haupt¬ stelle nimmt dabei mit Recht das Haram Esch Scherif, die Stelle, wo auf dem Moriah der Tempel Jahveh stand, mit seinen beiden schönen Moscheen ein. Sehr zu loben ist, daß der Verfasser die heiligen Stätten nicht mit kirchlichem, sondern mit wissenschaftlichem Auge ansieht und den frommen Anti¬ quitäten- und Naritätenschwindel, der Hunderte derselben, großentheils ohne auch nur den mindesten vernünftigen Grund, lediglich um die Einnahmen der Klöster zu erhöhen, aufgefunden haben will, kurzweg durch ein „sogenannt" bei Seite schiebt. Ueber dergleichen Humbug sich zu echauffiren, überlassen wir stupiden Griechen und Russen und sentimentalen Katholiken von der Sorte Lamartine's. Nach der heiligen Stadt selbst besuchen wir an der Hand unseres Buches die Umgebungen derselben, den sogenannten Garten Gethsemane, das sogenannte Grab der Maria, den sogenannten Ort des Vaterunsers und den Oelberg, von dem Jesus nicht (wie die Mönche wollen, die in ihrer plumpen grobsinnlichen Art hier sogar seine Fußtapfe zeigen) gen Himmel ge¬ fahren sein kann. Dann geht es hinab in das Kidronthal und zu dessen zahlreichen echten und unechten Alterthümern, darauf in das Thal Hinnom und hiernach in die nordwestliche Umgebung der Stadt, wo die Gräber der Richter und der Könige liegen, und wo in den letzten Jahren die Russen großartige Bauten aufgeführt haben. Darauf folgt die Beschreibung der ge¬ wöhnlichen Touren von Jerusalem nach Bethlehem, nach den Teichen Salomo's, nach Jericho, dem untern Jordan, dem Todten Meer und dem Felsenkloster Marsaba sowie einiger andern Ausflüge. Das neunte Kapitel führt uns nach Hebron, der Stadt der Patriarchengräber, nach Dschebel Usdum (Sodom) beim Todten Meere und nach Kerak, wohin beiläufig europäische Reisende nur selten kommen. Im nächsten wird die Stätte besucht, wo sich die Reste der berühmten Nabatäerstadt Petra finden. Dann besuchen wir von Hebron aus Gaza und von Jerusalem einige andere weniger wichtige Oertlichkeiten. woran die große Tour nach dem Norden, zunächst nach Samaria, dann nach Galiläa, sich anschließt. Wir folgen unserm Führer nach dem stattlichen Radius, der malerischsten Stadt im heiligen Lande, gehen von da über Dschmim nach Nazareth (dessen Einwohnerzahl von Bädeker mit 10,000 viel und selbst mit 5000 noch immer zu hoch angegeben ist, es hat schwerlich auch nur 4000) nach Chaifa am Karmel, nach Tiberias und dem See Genezareth, nach dem Tabor und der Judenstadt Safed. Eine Anzahl Nebentouren, die selten unternommen werden, möge der, welcher sich für sie aus dem oder jenem Grunde interessirt, in unserm Buche felbst nachsehen. Der 23. Abschnitt führt uns in das Hauran, der folgende durch Süd- und Mittelphönicien nach Beirut, der nächste in den Libanon, der übernächste nach Damaskus, das uns von

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148602/126>, abgerufen am 28.09.2024.