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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band.

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abgesehen von etlichen Nebensporteln, die etwa auf 6 si. zu veranschlagen sind.
Dagegen betragen die Gesamteinnahmen zu Regensburg 133 A -- /? 28 ^Z.,
was aber factisch etwa dasselbe sein mag, da, das L/. damals den Werth eines
Goldguldens nicht mehr hatte.

Der Gesell erhält pro Tag 8 der Barbier 9 ^. der Lehrjunge
8der Hütten knecht 5 auch 4 dazu wird jedem nach allgemeinem
Gebrauche, auch dem Hüttenknechte, wöchentlich ein Badpfennig gegeben.

Besonders bezahlt werden plastische Arbeiten, als Kapitale Sockel und so
Weiter, wie folgende Position zeigt.

liatio eum miigistro Lonracl lumbmeister.

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rs.it mit Im van berna,eb geschrieben Stube. Item vnd ein gross Oiivitell
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^verte lo tur ".ins oj gr. Item vmb vier banngenä possen in aer Mutter
^oren oben In Äer Leu^pedem je Mr e>.in oj gr kaeit to viiij lib Ixxviij am.

Die Termini technici sind meist verständlich. Die vier Hangenden Possen
in der Plinthenform bin ich geneigt zu erklären als vier aus den Sockelenden
hervorragende Ungeheuer oder Fratzenköpfe, wie sie an Kirchenbauten häufig
getroffen werden. Eigentlich sind Possen Holzschnitzwerke, welche zur figu-
ralen Verzierung verwendet wurden. Auch die carrikirten Häscher auf Passions-
seulpturen werden Possen genannt. Uebertragen heißen auch die Puppen
Puppentheater Possen; und da sie an Fäden geführt, oder wie man sagte
"gerissen" wurden, so bedeutet unser Sprichwort: Possen reißen eigentlich Nar-
renspiele aufführen. Dies nebenbei.

Ob diese oben genannten Stücke von der Hand des Baumeisters selbst
herrühren, ob sie von den Gesellen gefertigt und von Roritzer nur verrechnet
send, ob artistische Leistungen noch extra honorirt worden, oder ob die Kapi-
^e u. s. w. über Feierabend gearbeitet sind, alles dies ist aus den vorlie¬
genden Rechnungen nicht ersichtlich. Jedenfalls dürfen wir annehmen, daß eine be¬
sondere Species von Bildhauern in der Domhütte neben den Steinmetzen
nicht bestanden hat. Es sind dieselben Leute, welche die Werkstücke, wie die
Verzierungen und Figuren liefern. Dagegen giebt es Bildhauer, welche selb¬
ständige Werke wie Brunnen, Stationen, Sacramenthäuser u. s. w. in Stein
ausführen. Diese haben aber mit der Bauhütte nichts zu thun, sondern
rangiren unter den städtischen Zünften, sei es den Malern oder Steinmetzen
oder Bauleuten der Städte. Zu ihnen gehört als einer der bekanntesten Adam


Grmzbote" IV. 1875. 12

abgesehen von etlichen Nebensporteln, die etwa auf 6 si. zu veranschlagen sind.
Dagegen betragen die Gesamteinnahmen zu Regensburg 133 A — /? 28 ^Z.,
was aber factisch etwa dasselbe sein mag, da, das L/. damals den Werth eines
Goldguldens nicht mehr hatte.

Der Gesell erhält pro Tag 8 der Barbier 9 ^. der Lehrjunge
8der Hütten knecht 5 auch 4 dazu wird jedem nach allgemeinem
Gebrauche, auch dem Hüttenknechte, wöchentlich ein Badpfennig gegeben.

Besonders bezahlt werden plastische Arbeiten, als Kapitale Sockel und so
Weiter, wie folgende Position zeigt.

liatio eum miigistro Lonracl lumbmeister.

^.uno on . . . 1ix""> In vel. van. Lanetorum de>.b ich gg-unen abge-
rs.it mit Im van berna,eb geschrieben Stube. Item vnd ein gross Oiivitell
<1aiAuk ale maria stett alatur x/S üg.t. Item vmb et^ in^xtel äar^ut Land
I>eder jL/. asu Kat. Item vmb ale ^larig. xich/? den, Item vena am^o-
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^oren oben In Äer Leu^pedem je Mr e>.in oj gr kaeit to viiij lib Ixxviij am.

Die Termini technici sind meist verständlich. Die vier Hangenden Possen
in der Plinthenform bin ich geneigt zu erklären als vier aus den Sockelenden
hervorragende Ungeheuer oder Fratzenköpfe, wie sie an Kirchenbauten häufig
getroffen werden. Eigentlich sind Possen Holzschnitzwerke, welche zur figu-
ralen Verzierung verwendet wurden. Auch die carrikirten Häscher auf Passions-
seulpturen werden Possen genannt. Uebertragen heißen auch die Puppen
Puppentheater Possen; und da sie an Fäden geführt, oder wie man sagte
"gerissen" wurden, so bedeutet unser Sprichwort: Possen reißen eigentlich Nar-
renspiele aufführen. Dies nebenbei.

Ob diese oben genannten Stücke von der Hand des Baumeisters selbst
herrühren, ob sie von den Gesellen gefertigt und von Roritzer nur verrechnet
send, ob artistische Leistungen noch extra honorirt worden, oder ob die Kapi-
^e u. s. w. über Feierabend gearbeitet sind, alles dies ist aus den vorlie¬
genden Rechnungen nicht ersichtlich. Jedenfalls dürfen wir annehmen, daß eine be¬
sondere Species von Bildhauern in der Domhütte neben den Steinmetzen
nicht bestanden hat. Es sind dieselben Leute, welche die Werkstücke, wie die
Verzierungen und Figuren liefern. Dagegen giebt es Bildhauer, welche selb¬
ständige Werke wie Brunnen, Stationen, Sacramenthäuser u. s. w. in Stein
ausführen. Diese haben aber mit der Bauhütte nichts zu thun, sondern
rangiren unter den städtischen Zünften, sei es den Malern oder Steinmetzen
oder Bauleuten der Städte. Zu ihnen gehört als einer der bekanntesten Adam


Grmzbote» IV. 1875. 12
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[0093] abgesehen von etlichen Nebensporteln, die etwa auf 6 si. zu veranschlagen sind. Dagegen betragen die Gesamteinnahmen zu Regensburg 133 A — /? 28 ^Z., was aber factisch etwa dasselbe sein mag, da, das L/. damals den Werth eines Goldguldens nicht mehr hatte. Der Gesell erhält pro Tag 8 der Barbier 9 ^. der Lehrjunge 8der Hütten knecht 5 auch 4 dazu wird jedem nach allgemeinem Gebrauche, auch dem Hüttenknechte, wöchentlich ein Badpfennig gegeben. Besonders bezahlt werden plastische Arbeiten, als Kapitale Sockel und so Weiter, wie folgende Position zeigt. liatio eum miigistro Lonracl lumbmeister. ^.uno on . . . 1ix""> In vel. van. Lanetorum de>.b ich gg-unen abge- rs.it mit Im van berna,eb geschrieben Stube. Item vnd ein gross Oiivitell <1aiAuk ale maria stett alatur x/S üg.t. Item vmb et^ in^xtel äar^ut Land I>eder jL/. asu Kat. Item vmb ale ^larig. xich/? den, Item vena am^o- Ng.nes xiij/? am. Item vmb ein Oaptell mit ein Lg.>ol<0jzk neben äem turn am. Item vmb vij OapteU In das (Fibeigebenng (?) ora In ale Muter 5oren on äem nerven turn ora .in äas gebenng ä^rneben on äem hohen- ^verte lo tur «.ins oj gr. Item vmb vier banngenä possen in aer Mutter ^oren oben In Äer Leu^pedem je Mr e>.in oj gr kaeit to viiij lib Ixxviij am. Die Termini technici sind meist verständlich. Die vier Hangenden Possen in der Plinthenform bin ich geneigt zu erklären als vier aus den Sockelenden hervorragende Ungeheuer oder Fratzenköpfe, wie sie an Kirchenbauten häufig getroffen werden. Eigentlich sind Possen Holzschnitzwerke, welche zur figu- ralen Verzierung verwendet wurden. Auch die carrikirten Häscher auf Passions- seulpturen werden Possen genannt. Uebertragen heißen auch die Puppen Puppentheater Possen; und da sie an Fäden geführt, oder wie man sagte "gerissen" wurden, so bedeutet unser Sprichwort: Possen reißen eigentlich Nar- renspiele aufführen. Dies nebenbei. Ob diese oben genannten Stücke von der Hand des Baumeisters selbst herrühren, ob sie von den Gesellen gefertigt und von Roritzer nur verrechnet send, ob artistische Leistungen noch extra honorirt worden, oder ob die Kapi- ^e u. s. w. über Feierabend gearbeitet sind, alles dies ist aus den vorlie¬ genden Rechnungen nicht ersichtlich. Jedenfalls dürfen wir annehmen, daß eine be¬ sondere Species von Bildhauern in der Domhütte neben den Steinmetzen nicht bestanden hat. Es sind dieselben Leute, welche die Werkstücke, wie die Verzierungen und Figuren liefern. Dagegen giebt es Bildhauer, welche selb¬ ständige Werke wie Brunnen, Stationen, Sacramenthäuser u. s. w. in Stein ausführen. Diese haben aber mit der Bauhütte nichts zu thun, sondern rangiren unter den städtischen Zünften, sei es den Malern oder Steinmetzen oder Bauleuten der Städte. Zu ihnen gehört als einer der bekanntesten Adam Grmzbote» IV. 1875. 12

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148596/93>, abgerufen am 22.07.2024.