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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band.

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tischer Weise in Geldzahlungen. Es finden sich z. B. folgende zum Theil
recht billige Ansätze: alt pro pona, pro puero suo interompto per so
ipsum 60 cien . . . pro uxors sua in toute sudmorsÄ in infamia
prev enlg, eum Oro Lenenlc lune vieario 9 sol. item pleoa-nus in ^inpruelc
at pro Sartore interkeeto.. vat. -- Einnahme 33 4 /?, 2 Rat,
Es kommen noch hinzu einige kleinere Einnahmen, Decem aus Weinbergen
und der Ertrag von zwei Steinbrüchen. Gesammtsumme 323 223 asu.

Ein ähnliches Bild zeigt sich uns, wenn wir unseren Blick auf andre
kirchliche Bauwerke richten. Ein Heilthum, ein Ablaßbrief muß den Stamm
des Capitals schaffen. Dann aber sind es Collekten, Legate und Schenkungen,
von denen ein Fonds zusammen fließt, aus dem langsam aber unermüdlich
weiter gebaut wird. Rührend sind einige Schenkungen, welche zum Ulm er
Dome gemacht werden. Heinrich Kraft des Bürgermeisters Mantel wird
verkauft um 20 si. ein Bettlein von der Dunkinin der Sreinmetzlin, verkauft
um 1 ^ Heller, ein Barchenttuch von der Zollerin verkauft um 2 si. 3 /?.
Der Mantel von der Magd des Heinrich Kraft verkauft um 6 si. Millers
Wams und Hosen verkauft um 6 /? 6 ^. Heinrich Schribers Panzer und
Goller verkauft um 6 si. ein Kappenzipfel und ein Filzhut "von den ge¬
fangenen Leuten im Elend." Auch Karten, Bretspiel und Schachgabel befinden
sich unter den Schenkungen. Letztere sind offenbar als Sühne für Spiel¬
sünden und auf Veranlassung gehaltener Strafpredigten gegeben werden.

Wo eigenes Kirchenvermögen vorhanden war, vereinfacht sich das Geld¬
geschäft. Ein Anlehen ist um so leichter zu verzinsen und zu tilgen, je
prächtiger der Bau wird und je mehr Altäre, Heilige und Reliquien er enthält.
Ich führe beispielsweiese folgendes aus der Baugeschichte Nürnberger
Kirchen an.

Im Jahre 1403 beschloß man die Erweiterung der Lorenzkirche zu
Nürnberg, weil sie bei dem Wachsthum der Stadt den Zudrang der Gläubigen
besonders an den Festtagen nicht zu fassen vermochte. Man beschloß die
Erweiterung des Chors und legte 1439 den Grundstein. Wie aber sollten
die Mittel geschafft werden ? denn die der Kirchenfabrica zufließenden Geschenke
reichten nicht im entferntesten zu. Der Kirchenmeister wendet sich dem zu¬
folge an die damals tagende Synode zu Basel mit der Bitte ihm zu ge¬
statten, daß das Einkommen des Kirchenvermögens zehn Jahre lang zum
Baue verwendet werde. Nur zur Unterhaltung des Pfarrers sollten die
nöthigen Mittel aus der Einnahme vorbehalten bleiben. Die Synode gab
durch eine Bulle vom 16. September 1440 ihre Zustimmung. Die Mittel
aber flössen nicht so reichlich, als man erwartet hatte, und der Bau wurde
mit wenigen Arbeitern, sechs bis acht Gesellen in der Bauhütte und ebenso
Vielen in den Steinbrüchen langsam geführt und erst 1472 beendet.


tischer Weise in Geldzahlungen. Es finden sich z. B. folgende zum Theil
recht billige Ansätze: alt pro pona, pro puero suo interompto per so
ipsum 60 cien . . . pro uxors sua in toute sudmorsÄ in infamia
prev enlg, eum Oro Lenenlc lune vieario 9 sol. item pleoa-nus in ^inpruelc
at pro Sartore interkeeto.. vat. — Einnahme 33 4 /?, 2 Rat,
Es kommen noch hinzu einige kleinere Einnahmen, Decem aus Weinbergen
und der Ertrag von zwei Steinbrüchen. Gesammtsumme 323 223 asu.

Ein ähnliches Bild zeigt sich uns, wenn wir unseren Blick auf andre
kirchliche Bauwerke richten. Ein Heilthum, ein Ablaßbrief muß den Stamm
des Capitals schaffen. Dann aber sind es Collekten, Legate und Schenkungen,
von denen ein Fonds zusammen fließt, aus dem langsam aber unermüdlich
weiter gebaut wird. Rührend sind einige Schenkungen, welche zum Ulm er
Dome gemacht werden. Heinrich Kraft des Bürgermeisters Mantel wird
verkauft um 20 si. ein Bettlein von der Dunkinin der Sreinmetzlin, verkauft
um 1 ^ Heller, ein Barchenttuch von der Zollerin verkauft um 2 si. 3 /?.
Der Mantel von der Magd des Heinrich Kraft verkauft um 6 si. Millers
Wams und Hosen verkauft um 6 /? 6 ^. Heinrich Schribers Panzer und
Goller verkauft um 6 si. ein Kappenzipfel und ein Filzhut „von den ge¬
fangenen Leuten im Elend." Auch Karten, Bretspiel und Schachgabel befinden
sich unter den Schenkungen. Letztere sind offenbar als Sühne für Spiel¬
sünden und auf Veranlassung gehaltener Strafpredigten gegeben werden.

Wo eigenes Kirchenvermögen vorhanden war, vereinfacht sich das Geld¬
geschäft. Ein Anlehen ist um so leichter zu verzinsen und zu tilgen, je
prächtiger der Bau wird und je mehr Altäre, Heilige und Reliquien er enthält.
Ich führe beispielsweiese folgendes aus der Baugeschichte Nürnberger
Kirchen an.

Im Jahre 1403 beschloß man die Erweiterung der Lorenzkirche zu
Nürnberg, weil sie bei dem Wachsthum der Stadt den Zudrang der Gläubigen
besonders an den Festtagen nicht zu fassen vermochte. Man beschloß die
Erweiterung des Chors und legte 1439 den Grundstein. Wie aber sollten
die Mittel geschafft werden ? denn die der Kirchenfabrica zufließenden Geschenke
reichten nicht im entferntesten zu. Der Kirchenmeister wendet sich dem zu¬
folge an die damals tagende Synode zu Basel mit der Bitte ihm zu ge¬
statten, daß das Einkommen des Kirchenvermögens zehn Jahre lang zum
Baue verwendet werde. Nur zur Unterhaltung des Pfarrers sollten die
nöthigen Mittel aus der Einnahme vorbehalten bleiben. Die Synode gab
durch eine Bulle vom 16. September 1440 ihre Zustimmung. Die Mittel
aber flössen nicht so reichlich, als man erwartet hatte, und der Bau wurde
mit wenigen Arbeitern, sechs bis acht Gesellen in der Bauhütte und ebenso
Vielen in den Steinbrüchen langsam geführt und erst 1472 beendet.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148596/90>, abgerufen am 22.07.2024.