Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band.76 Verfassungs- und Rechtsleben entgegenzusetzen, so würde er einen Wind säen, Diesen Anschauungen der "Illinois Staatzeitung" schließen wir uns an. Aus dem nördlichen Mhmen. von H. Sehende. NciseblätterII. Wir mögen von Königsberg in Preußen bis nach sera^burg im Elsaß reisen, Das Wirthshaus in Neuwelt hat sich neuerdings das stolze Schild bei¬ 76 Verfassungs- und Rechtsleben entgegenzusetzen, so würde er einen Wind säen, Diesen Anschauungen der „Illinois Staatzeitung" schließen wir uns an. Aus dem nördlichen Mhmen. von H. Sehende. NciseblätterII. Wir mögen von Königsberg in Preußen bis nach sera^burg im Elsaß reisen, Das Wirthshaus in Neuwelt hat sich neuerdings das stolze Schild bei¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0080" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/134426"/> <p xml:id="ID_185" prev="#ID_184"> 76</p><lb/> <p xml:id="ID_186"> Verfassungs- und Rechtsleben entgegenzusetzen, so würde er einen Wind säen,<lb/> aus dem über kurz oder lang ein Sturm entstehen würde, welchem die<lb/> Grundfesten der römisch-katholischen Kirche in Amerika nicht Stand halten<lb/> könnten."</p><lb/> <p xml:id="ID_187"> Diesen Anschauungen der „Illinois Staatzeitung" schließen wir uns an.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Aus dem nördlichen Mhmen.<lb/><note type="byline"> von H. Sehende.</note> NciseblätterII.</head><lb/> <p xml:id="ID_188"> Wir mögen von Königsberg in Preußen bis nach sera^burg im Elsaß reisen,<lb/> die Unterschiede in den Volkseigenthümlichkeiten der einzelnen deutschen Gaue, die<lb/> wirpassiren, sind lange nicht so schroff, treten uns bei Weitem nicht so unvermittelt<lb/> entgegen, als wenn wir nur einen viertelstündigen Spaziergang aus Schlesien<lb/> oder Sachsen nach dem ersten böhmischen Orte vollführen. In dieser uns<lb/> fast so urplötzlich wie eine Theaterverwandlung zur Wahrnehmung kommenden<lb/> Metamorphose von ^so mannigfaltigen Lebenserscheinungen und Lebensformen<lb/> liegt unstreitig ein gewisser pikanter Reiz, der jedesmal von Neuem seine An¬<lb/> ziehungskraft auf uns ausübt, wenn wir aus Norddeutschland den Boden<lb/> der österreichisch-ungarischen Monarchie beschreiten. Der Genuß des Reifens<lb/> beruht ja nicht zum kleinsten Theile in den Contrasten, in der raschen Folge<lb/> von Gegensätzen und Abwechselungen, die an uns vorüberziehen; und von<lb/> Beiden haben wir diesseit der böhmischen Landmarken die Fülle zu gewärtigen.<lb/> Daß auf die Dauer dies „Anderssein" als daheim nicht zu unserm Behagen<lb/> beiträgt, bleibt hier außer Betracht.</p><lb/> <p xml:id="ID_189" next="#ID_190"> Das Wirthshaus in Neuwelt hat sich neuerdings das stolze Schild bei¬<lb/> gelegt „Hotel zum Mummelfall" — von einer unweit davon schäumenden<lb/> Cascade des westlich vom Orte plätschernden Mummelbachs, welche, nach<lb/> Regengüssen im Hochgebirge, wohl die halbstündige Promenade lohnt, die<lb/> man bis zum Wassersturze aufwenden muß — von moderner Hotelcivilisation<lb/> aber nicht das Geringste an sich, ist vielmehr die simpelste Dorfschenke, in<lb/> die man nur gerathen mag, so augenfällig die im zierlichen Schweizer Alpen-<lb/> style erbaute Herberge sich äußerlich auch präsentirt. Ueberdies findet man<lb/> sich darin plötzlich mitten in das Ultraalttschechenthum verschlagen, von nichts<lb/> als böhmischen Sprachlauten umklungen. Der Eigenthümer des Hauses ist<lb/> der bereits erwähnte Herrschaftsbesitzer Graf Harrach; derselbe — wenn ich</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0080]
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Verfassungs- und Rechtsleben entgegenzusetzen, so würde er einen Wind säen,
aus dem über kurz oder lang ein Sturm entstehen würde, welchem die
Grundfesten der römisch-katholischen Kirche in Amerika nicht Stand halten
könnten."
Diesen Anschauungen der „Illinois Staatzeitung" schließen wir uns an.
Aus dem nördlichen Mhmen.
von H. Sehende. NciseblätterII.
Wir mögen von Königsberg in Preußen bis nach sera^burg im Elsaß reisen,
die Unterschiede in den Volkseigenthümlichkeiten der einzelnen deutschen Gaue, die
wirpassiren, sind lange nicht so schroff, treten uns bei Weitem nicht so unvermittelt
entgegen, als wenn wir nur einen viertelstündigen Spaziergang aus Schlesien
oder Sachsen nach dem ersten böhmischen Orte vollführen. In dieser uns
fast so urplötzlich wie eine Theaterverwandlung zur Wahrnehmung kommenden
Metamorphose von ^so mannigfaltigen Lebenserscheinungen und Lebensformen
liegt unstreitig ein gewisser pikanter Reiz, der jedesmal von Neuem seine An¬
ziehungskraft auf uns ausübt, wenn wir aus Norddeutschland den Boden
der österreichisch-ungarischen Monarchie beschreiten. Der Genuß des Reifens
beruht ja nicht zum kleinsten Theile in den Contrasten, in der raschen Folge
von Gegensätzen und Abwechselungen, die an uns vorüberziehen; und von
Beiden haben wir diesseit der böhmischen Landmarken die Fülle zu gewärtigen.
Daß auf die Dauer dies „Anderssein" als daheim nicht zu unserm Behagen
beiträgt, bleibt hier außer Betracht.
Das Wirthshaus in Neuwelt hat sich neuerdings das stolze Schild bei¬
gelegt „Hotel zum Mummelfall" — von einer unweit davon schäumenden
Cascade des westlich vom Orte plätschernden Mummelbachs, welche, nach
Regengüssen im Hochgebirge, wohl die halbstündige Promenade lohnt, die
man bis zum Wassersturze aufwenden muß — von moderner Hotelcivilisation
aber nicht das Geringste an sich, ist vielmehr die simpelste Dorfschenke, in
die man nur gerathen mag, so augenfällig die im zierlichen Schweizer Alpen-
style erbaute Herberge sich äußerlich auch präsentirt. Ueberdies findet man
sich darin plötzlich mitten in das Ultraalttschechenthum verschlagen, von nichts
als böhmischen Sprachlauten umklungen. Der Eigenthümer des Hauses ist
der bereits erwähnte Herrschaftsbesitzer Graf Harrach; derselbe — wenn ich
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