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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band.

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Anklang ^finden und das Uebel der Papierfrage nicht weiter wachsen lassen
werden. Und wenn Männer. wie Henry C. Carey für das Papiergeld ein¬
treten , so mehren sich auf der andern Seite die Vertheidiger der Hartgeld-
Basis ; so haben sich Ende August Ex-Gouverneur Hoffmann von New-York,
William S. Groesbeck von Ohio und Reverdy Johnson, der frühere ameri¬
kanische Gesandte am Hofe zu Saint-James. auf das Entschiedenste gegen
die Jnflationspolitik ausgesprochen. Reverdy Johnson hat an die "N.-N-
Tribune" einen längern Brief über die Geldfrage geschrieben, der in folgenden
Sätzen gipfelt: 1) das einzige der Bundesconstitution bekannte Geld ist Gold
und Silber oder Papier, das auf Verlangen darin umgetauscht werden muß;
2) Nichts als Gold und Silber kann zu einem gesetzlichen Zahlungsmittel
gemacht werden; 3) da die Unionsregierung jetzt vollständig sicher ist, keine
Gefahr sie bedroht, noch zu befürchten steht, so hat der Congreß kein Recht,
zur Ausgabe uneinlösbaren Geldes Vollmacht zu geben und es zu einem ge¬
setzlichen Zahlungsmittel zu machen; 4) der Credit der Nation, der wahre,
dauernde Wohlstand aller Klassen von Bürgern, die Beendigung der Corrup-
Uon und Demoralisation, welche eine Folge der jetzigen Lage der Dinge in
den Verein. Staaten sind, gebieten sämmtlich eine möglichst schleunige Nükkehr
^r Baarzcchlung".

Wenden wir uns jetzt noch mit einigen Worten zur Besprechung der
kirchen-politischen Verhältnisse in der nordamerikanischen Union, -- denn der
Ultramontanismus hat nicht verfehlt, auch dort die Saat des Unfriedens
auszustreuen.

Wie in der Geldfrage, so ist auch in der politisch-religiösen Frage der
Staat Ohio der Schauplatz gewesen, wo durch die römisch-katholische Kirche
neuerdings der Kampf gegen den Fortschritt der Kultur eröffnet wurde. Im
Frühjahr d. I. tagte z. B. in Cincinnati die zwanzigste Jahresversammlung
desdeutsch en römisch-katholischen Centralvereins, dessen Zweck die Förderung
^ religiösen Lebens im Sinne der römischen Papstkirche und gegenseitige
Unterstützung ist. Das wahre religiöse Leben innerhalb der römisch-katho¬
lischen Kirche zu fördern, ist ein sehr zeitgemäßes Streben, und sich gegen¬
seitig zu unterstützen, ist an sich ebenfalls ein edler Zweck. Allein die Ver¬
handlungen des genannten Centralvereins, der seine Zweigvereine in fast allen
Unionsstaaten zahlreich verstreut hat, haben, wie deutsch-amerikanische Blätter
melden, bewiesen, daß dieser Verein sich von dem Ultramontanismus''vollständig
hat ins Schlepptau nehmen lassen. Er hat. so berichtet der "Anzeiger des
Westens", eine Constitution angenommen und den Zweigvereinen zur Annahme
empfohlen, "deren Inhalt jedem deutschen Mann und jedem wahren Amerikaner
die Schamröthe ins Gesicht treiben muß. Die Mitglieder des deutschen


Grenzboten IV. 187S 10

Anklang ^finden und das Uebel der Papierfrage nicht weiter wachsen lassen
werden. Und wenn Männer. wie Henry C. Carey für das Papiergeld ein¬
treten , so mehren sich auf der andern Seite die Vertheidiger der Hartgeld-
Basis ; so haben sich Ende August Ex-Gouverneur Hoffmann von New-York,
William S. Groesbeck von Ohio und Reverdy Johnson, der frühere ameri¬
kanische Gesandte am Hofe zu Saint-James. auf das Entschiedenste gegen
die Jnflationspolitik ausgesprochen. Reverdy Johnson hat an die „N.-N-
Tribune" einen längern Brief über die Geldfrage geschrieben, der in folgenden
Sätzen gipfelt: 1) das einzige der Bundesconstitution bekannte Geld ist Gold
und Silber oder Papier, das auf Verlangen darin umgetauscht werden muß;
2) Nichts als Gold und Silber kann zu einem gesetzlichen Zahlungsmittel
gemacht werden; 3) da die Unionsregierung jetzt vollständig sicher ist, keine
Gefahr sie bedroht, noch zu befürchten steht, so hat der Congreß kein Recht,
zur Ausgabe uneinlösbaren Geldes Vollmacht zu geben und es zu einem ge¬
setzlichen Zahlungsmittel zu machen; 4) der Credit der Nation, der wahre,
dauernde Wohlstand aller Klassen von Bürgern, die Beendigung der Corrup-
Uon und Demoralisation, welche eine Folge der jetzigen Lage der Dinge in
den Verein. Staaten sind, gebieten sämmtlich eine möglichst schleunige Nükkehr
^r Baarzcchlung".

Wenden wir uns jetzt noch mit einigen Worten zur Besprechung der
kirchen-politischen Verhältnisse in der nordamerikanischen Union, — denn der
Ultramontanismus hat nicht verfehlt, auch dort die Saat des Unfriedens
auszustreuen.

Wie in der Geldfrage, so ist auch in der politisch-religiösen Frage der
Staat Ohio der Schauplatz gewesen, wo durch die römisch-katholische Kirche
neuerdings der Kampf gegen den Fortschritt der Kultur eröffnet wurde. Im
Frühjahr d. I. tagte z. B. in Cincinnati die zwanzigste Jahresversammlung
desdeutsch en römisch-katholischen Centralvereins, dessen Zweck die Förderung
^ religiösen Lebens im Sinne der römischen Papstkirche und gegenseitige
Unterstützung ist. Das wahre religiöse Leben innerhalb der römisch-katho¬
lischen Kirche zu fördern, ist ein sehr zeitgemäßes Streben, und sich gegen¬
seitig zu unterstützen, ist an sich ebenfalls ein edler Zweck. Allein die Ver¬
handlungen des genannten Centralvereins, der seine Zweigvereine in fast allen
Unionsstaaten zahlreich verstreut hat, haben, wie deutsch-amerikanische Blätter
melden, bewiesen, daß dieser Verein sich von dem Ultramontanismus''vollständig
hat ins Schlepptau nehmen lassen. Er hat. so berichtet der „Anzeiger des
Westens", eine Constitution angenommen und den Zweigvereinen zur Annahme
empfohlen, „deren Inhalt jedem deutschen Mann und jedem wahren Amerikaner
die Schamröthe ins Gesicht treiben muß. Die Mitglieder des deutschen


Grenzboten IV. 187S 10
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148596/77>, abgerufen am 22.07.2024.