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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band.

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Staate Ohio unter der Führung eines gewissen Pendleton. wenn nicht seinen
Ursprung, so doch in der Demokratie dieses mächtigen Staates eine seiner
stärksten Stützen. Diese grundfalsche Stellung in der Finanzpolitik hat nun
in den letzten Jahren dort nicht an Boden verloren, vielmehr haben die ver-
hängnißvollen Beschlüsse der demokratischen Staatsconvention von Ohio, die
am 17. Juni d. I. zu Columbus, der Hauptstadt dieses Staates, tagte, jene
Stellung befestigt Auf der andern Seite darf aber nicht vergessen wer¬
den, daß die Beschlüsse der Demokraten in Ohio in der demokratischen und
liberalen Presse des Ostens der Union, den Staat New-York mit eingeschlossen,
einen Sturm des Unwillens erregten. Selbst in der entschieden demokratisch
gesinnten "New-York World" wurde unmittelbar nach der genannten Staats-
eonvention" zu Columbus. der demokratischen Partei von Ohio und der west¬
lichen Demokratie überhaupt, falls sie auf dem Jnflationsprogramme bestehen
würde, die Parteigemeinschaft aufgekündigt. Man verhehlte sich in New-York
und in andern östlichen Staaten der Union nicht, daß die Geldfrage für die
Zukunft der Verein. Staaten von zu großer Wichtigkeit sei. als daß die
Differenzen zwischen der Hartgeld-Demokratie und den inflationistischen Demo¬
kraten von der Ohio-Schule in einer N all o n al convention der ganzen Partei
^norirt oder, wie dies sonst wohl zu geschehen pflegt, durch irgend eine viel¬
deutig? und gewundene Redensart verkleistert werden könnten.

"Entweder", meinte die "N.-Y. World", "kommen die Jnflationisten in
der demokratischen Partei des Westens von ihren eben so undemokratischen
"is gemeingefährlichen Forderungen in der Geldfrage zurück oder ein Bruch
der demokratischen Partei und ihre Niederlage in der nächsten Präsidenten¬
wahl ist unvermeidlich." Dies ist, allem Anschein nach, noch jetzt die Stim¬
mung im Osten, und ihr entsprechend, geht der in den dortigen demokratischen
blättern offen ausgesprochene Wunsch dahin, daß die Demokraten des Westens,
wenn durch kein anderes Mittel, so durch eine gesunde Niederlage in Ohio
curirt werden möchten. In diesem Sinne schrieb z. B. auch die ziemlich un¬
abhängige "N.-Y. Staatszeitung": "Die politische Situation wird durch das
Verhalten der Demokraten in Ohio ungewisser als je. Ein Sieg der Demo¬
kratie von Ohio mit dem Jnflationsprogramm würde eine neue gewaltige
Reaction gegen die Demokratie in einem großen Theile der Union hervor¬
rufen und die Demokratie -- um so mehr, als dann die Jnflationisten wahr¬
scheinlich in der nächsten demokratischen Nationalconvention die Oberhand ge¬
wännen -- bei der National- oder Präsidentenwahl im Jahre 1876 unmög¬
lich machen. Jedenfalls kann die östliche Demokratie unter den obwaltenden
Umständen nur Eines retten, nämlich eine entschiedene Lossagung von der
verblendeten Ohio-Demokratie. Die letztere ist für die östliche keine Partei¬
genossin mehr. Wenn die "N.-Y. World" und die anderen Organe der oft


Staate Ohio unter der Führung eines gewissen Pendleton. wenn nicht seinen
Ursprung, so doch in der Demokratie dieses mächtigen Staates eine seiner
stärksten Stützen. Diese grundfalsche Stellung in der Finanzpolitik hat nun
in den letzten Jahren dort nicht an Boden verloren, vielmehr haben die ver-
hängnißvollen Beschlüsse der demokratischen Staatsconvention von Ohio, die
am 17. Juni d. I. zu Columbus, der Hauptstadt dieses Staates, tagte, jene
Stellung befestigt Auf der andern Seite darf aber nicht vergessen wer¬
den, daß die Beschlüsse der Demokraten in Ohio in der demokratischen und
liberalen Presse des Ostens der Union, den Staat New-York mit eingeschlossen,
einen Sturm des Unwillens erregten. Selbst in der entschieden demokratisch
gesinnten „New-York World" wurde unmittelbar nach der genannten Staats-
eonvention" zu Columbus. der demokratischen Partei von Ohio und der west¬
lichen Demokratie überhaupt, falls sie auf dem Jnflationsprogramme bestehen
würde, die Parteigemeinschaft aufgekündigt. Man verhehlte sich in New-York
und in andern östlichen Staaten der Union nicht, daß die Geldfrage für die
Zukunft der Verein. Staaten von zu großer Wichtigkeit sei. als daß die
Differenzen zwischen der Hartgeld-Demokratie und den inflationistischen Demo¬
kraten von der Ohio-Schule in einer N all o n al convention der ganzen Partei
^norirt oder, wie dies sonst wohl zu geschehen pflegt, durch irgend eine viel¬
deutig? und gewundene Redensart verkleistert werden könnten.

„Entweder", meinte die „N.-Y. World", „kommen die Jnflationisten in
der demokratischen Partei des Westens von ihren eben so undemokratischen
"is gemeingefährlichen Forderungen in der Geldfrage zurück oder ein Bruch
der demokratischen Partei und ihre Niederlage in der nächsten Präsidenten¬
wahl ist unvermeidlich." Dies ist, allem Anschein nach, noch jetzt die Stim¬
mung im Osten, und ihr entsprechend, geht der in den dortigen demokratischen
blättern offen ausgesprochene Wunsch dahin, daß die Demokraten des Westens,
wenn durch kein anderes Mittel, so durch eine gesunde Niederlage in Ohio
curirt werden möchten. In diesem Sinne schrieb z. B. auch die ziemlich un¬
abhängige „N.-Y. Staatszeitung": „Die politische Situation wird durch das
Verhalten der Demokraten in Ohio ungewisser als je. Ein Sieg der Demo¬
kratie von Ohio mit dem Jnflationsprogramm würde eine neue gewaltige
Reaction gegen die Demokratie in einem großen Theile der Union hervor¬
rufen und die Demokratie — um so mehr, als dann die Jnflationisten wahr¬
scheinlich in der nächsten demokratischen Nationalconvention die Oberhand ge¬
wännen — bei der National- oder Präsidentenwahl im Jahre 1876 unmög¬
lich machen. Jedenfalls kann die östliche Demokratie unter den obwaltenden
Umständen nur Eines retten, nämlich eine entschiedene Lossagung von der
verblendeten Ohio-Demokratie. Die letztere ist für die östliche keine Partei¬
genossin mehr. Wenn die „N.-Y. World" und die anderen Organe der oft


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[0075] Staate Ohio unter der Führung eines gewissen Pendleton. wenn nicht seinen Ursprung, so doch in der Demokratie dieses mächtigen Staates eine seiner stärksten Stützen. Diese grundfalsche Stellung in der Finanzpolitik hat nun in den letzten Jahren dort nicht an Boden verloren, vielmehr haben die ver- hängnißvollen Beschlüsse der demokratischen Staatsconvention von Ohio, die am 17. Juni d. I. zu Columbus, der Hauptstadt dieses Staates, tagte, jene Stellung befestigt Auf der andern Seite darf aber nicht vergessen wer¬ den, daß die Beschlüsse der Demokraten in Ohio in der demokratischen und liberalen Presse des Ostens der Union, den Staat New-York mit eingeschlossen, einen Sturm des Unwillens erregten. Selbst in der entschieden demokratisch gesinnten „New-York World" wurde unmittelbar nach der genannten Staats- eonvention" zu Columbus. der demokratischen Partei von Ohio und der west¬ lichen Demokratie überhaupt, falls sie auf dem Jnflationsprogramme bestehen würde, die Parteigemeinschaft aufgekündigt. Man verhehlte sich in New-York und in andern östlichen Staaten der Union nicht, daß die Geldfrage für die Zukunft der Verein. Staaten von zu großer Wichtigkeit sei. als daß die Differenzen zwischen der Hartgeld-Demokratie und den inflationistischen Demo¬ kraten von der Ohio-Schule in einer N all o n al convention der ganzen Partei ^norirt oder, wie dies sonst wohl zu geschehen pflegt, durch irgend eine viel¬ deutig? und gewundene Redensart verkleistert werden könnten. „Entweder", meinte die „N.-Y. World", „kommen die Jnflationisten in der demokratischen Partei des Westens von ihren eben so undemokratischen "is gemeingefährlichen Forderungen in der Geldfrage zurück oder ein Bruch der demokratischen Partei und ihre Niederlage in der nächsten Präsidenten¬ wahl ist unvermeidlich." Dies ist, allem Anschein nach, noch jetzt die Stim¬ mung im Osten, und ihr entsprechend, geht der in den dortigen demokratischen blättern offen ausgesprochene Wunsch dahin, daß die Demokraten des Westens, wenn durch kein anderes Mittel, so durch eine gesunde Niederlage in Ohio curirt werden möchten. In diesem Sinne schrieb z. B. auch die ziemlich un¬ abhängige „N.-Y. Staatszeitung": „Die politische Situation wird durch das Verhalten der Demokraten in Ohio ungewisser als je. Ein Sieg der Demo¬ kratie von Ohio mit dem Jnflationsprogramm würde eine neue gewaltige Reaction gegen die Demokratie in einem großen Theile der Union hervor¬ rufen und die Demokratie — um so mehr, als dann die Jnflationisten wahr¬ scheinlich in der nächsten demokratischen Nationalconvention die Oberhand ge¬ wännen — bei der National- oder Präsidentenwahl im Jahre 1876 unmög¬ lich machen. Jedenfalls kann die östliche Demokratie unter den obwaltenden Umständen nur Eines retten, nämlich eine entschiedene Lossagung von der verblendeten Ohio-Demokratie. Die letztere ist für die östliche keine Partei¬ genossin mehr. Wenn die „N.-Y. World" und die anderen Organe der oft

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148596/75>, abgerufen am 22.07.2024.