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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band.

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Hab' ich das Land genommen ein,
Dieweil ich bin ein Erben.
[Beginn Spaltensatz] Hab' ich Gott's Wort genommen an,
So soll mich nimmer auch kein Mann,
Ja nimmermehr bereden,
Daß ich demselben widerstreb';
Wollt' eh'r mich lassen todten.
E hr' den König, gebeut uns Gott;
So wir denn nun sein heilig Wort
Haben in unserm Lande:
Wenn wir davon je fielen ab,
Es war' uns ewig Schande.

Gott woll' erleuchten deinen Sinn
Und weisen deine Lieb' dahin.
Daß du's recht wogst' vernehmen:
Dein Land hab ich genommen ein,
Brauch' deß mich nicht zu schämen.
Zu retten unser Land und Leut,
Daß es nicht wird zu einer Bent'
Und kriegt' ein'n fremden Herren,
[Spaltenumbruch] Und wär' ich gleich gesessen still,
So hätt' es nicht geholfen viel,
Der König hätt's genommen;
Hätt' ich mich darnach widersetzt.
In Ung'nad wär' ich kommen.
S ein'r königlichen Majestät
Zuwider fechten ich nicht thät,
Ist auch mein Lehcnsherre;
Von dem ich's Les'n empfangen hab',
Den ich auch billig ehre.
Alles, was ich zu thun vermocht',
Das ließ ich nimmer unversucht',
Die Lande that ich schützen;
Ich ließ erschlagen nicht ein Huhn,
Was thut's mir jetzund nützen?
C lärlich die Sache ist am Tag,
Ein jeder es wol greifen mag,
Es ist ein alter Grolle,
Der jetzund allererst ausbricht;
Versteh' es, wer da wolle!
Hätt' er sein Land genommen ein
Und mir gelassen auch das mein',
Ich hätt' ihm zugesehen.
Er meint, er wollt' es haben ganz;
Will's Gott, soll's nicht geschehen.

Sein Land und Leut' die schont ich s
Zog auch keine Brandschatzung ein,
Kein Schad' ist ihm geschehen,
Als wie Hans Friedrich jetzund thut ;
Gott wird nicht lang' zusehen.
Er hat berannt Leipzig die Stadt;
Was er dabei gewonnen hat
Mag an die Schuh' er schmieren.
Es wird ihm kosten Land und Leut',
Sein Lob wird er verlieren.
[Ende Spaltensatz]

Hab' ich das Land genommen ein,
Dieweil ich bin ein Erben.
[Beginn Spaltensatz] Hab' ich Gott's Wort genommen an,
So soll mich nimmer auch kein Mann,
Ja nimmermehr bereden,
Daß ich demselben widerstreb';
Wollt' eh'r mich lassen todten.
E hr' den König, gebeut uns Gott;
So wir denn nun sein heilig Wort
Haben in unserm Lande:
Wenn wir davon je fielen ab,
Es war' uns ewig Schande.

Gott woll' erleuchten deinen Sinn
Und weisen deine Lieb' dahin.
Daß du's recht wogst' vernehmen:
Dein Land hab ich genommen ein,
Brauch' deß mich nicht zu schämen.
Zu retten unser Land und Leut,
Daß es nicht wird zu einer Bent'
Und kriegt' ein'n fremden Herren,
[Spaltenumbruch] Und wär' ich gleich gesessen still,
So hätt' es nicht geholfen viel,
Der König hätt's genommen;
Hätt' ich mich darnach widersetzt.
In Ung'nad wär' ich kommen.
S ein'r königlichen Majestät
Zuwider fechten ich nicht thät,
Ist auch mein Lehcnsherre;
Von dem ich's Les'n empfangen hab',
Den ich auch billig ehre.
Alles, was ich zu thun vermocht',
Das ließ ich nimmer unversucht',
Die Lande that ich schützen;
Ich ließ erschlagen nicht ein Huhn,
Was thut's mir jetzund nützen?
C lärlich die Sache ist am Tag,
Ein jeder es wol greifen mag,
Es ist ein alter Grolle,
Der jetzund allererst ausbricht;
Versteh' es, wer da wolle!
Hätt' er sein Land genommen ein
Und mir gelassen auch das mein',
Ich hätt' ihm zugesehen.
Er meint, er wollt' es haben ganz;
Will's Gott, soll's nicht geschehen.

Sein Land und Leut' die schont ich s
Zog auch keine Brandschatzung ein,
Kein Schad' ist ihm geschehen,
Als wie Hans Friedrich jetzund thut ;
Gott wird nicht lang' zusehen.
Er hat berannt Leipzig die Stadt;
Was er dabei gewonnen hat
Mag an die Schuh' er schmieren.
Es wird ihm kosten Land und Leut',
Sein Lob wird er verlieren.
[Ende Spaltensatz]

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[0067] Hab' ich das Land genommen ein, Dieweil ich bin ein Erben. Hab' ich Gott's Wort genommen an, So soll mich nimmer auch kein Mann, Ja nimmermehr bereden, Daß ich demselben widerstreb'; Wollt' eh'r mich lassen todten. E hr' den König, gebeut uns Gott; So wir denn nun sein heilig Wort Haben in unserm Lande: Wenn wir davon je fielen ab, Es war' uns ewig Schande. Gott woll' erleuchten deinen Sinn Und weisen deine Lieb' dahin. Daß du's recht wogst' vernehmen: Dein Land hab ich genommen ein, Brauch' deß mich nicht zu schämen. Zu retten unser Land und Leut, Daß es nicht wird zu einer Bent' Und kriegt' ein'n fremden Herren, Und wär' ich gleich gesessen still, So hätt' es nicht geholfen viel, Der König hätt's genommen; Hätt' ich mich darnach widersetzt. In Ung'nad wär' ich kommen. S ein'r königlichen Majestät Zuwider fechten ich nicht thät, Ist auch mein Lehcnsherre; Von dem ich's Les'n empfangen hab', Den ich auch billig ehre. Alles, was ich zu thun vermocht', Das ließ ich nimmer unversucht', Die Lande that ich schützen; Ich ließ erschlagen nicht ein Huhn, Was thut's mir jetzund nützen? C lärlich die Sache ist am Tag, Ein jeder es wol greifen mag, Es ist ein alter Grolle, Der jetzund allererst ausbricht; Versteh' es, wer da wolle! Hätt' er sein Land genommen ein Und mir gelassen auch das mein', Ich hätt' ihm zugesehen. Er meint, er wollt' es haben ganz; Will's Gott, soll's nicht geschehen. Sein Land und Leut' die schont ich s Zog auch keine Brandschatzung ein, Kein Schad' ist ihm geschehen, Als wie Hans Friedrich jetzund thut ; Gott wird nicht lang' zusehen. Er hat berannt Leipzig die Stadt; Was er dabei gewonnen hat Mag an die Schuh' er schmieren. Es wird ihm kosten Land und Leut', Sein Lob wird er verlieren.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148596/67>, abgerufen am 22.07.2024.