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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band.

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deutschen Krieges, der gewöhnlich den viel zu engen Namen des schmalkal-
dischen führt, neben seinen offiziellen Manifesten dergleichen offiziöse Ver¬
öffentlichungen zu veranstalten, um dadurch die öffentliche Meinung nach sei¬
nem Willen zu lenken. Am besten aber war die offiziöse Presse in dieser
Zeit am sächsisch - albertinischen Hofe organisirt, namentlich seitdem Herzog
Moritz angefangen hatte, sich auf die große Politik einzulassen.

Dieser Fürst, der die verschlungensten Wege ging, um seine ehrgeizigen
und selbstsüchtigen Absichten zu erreichen und dabei die heiligsten Interessen
des Baterlandes nicht schonte"), erfuhr natürlich die meisten Angriffe von
Seiten der unbeeinflußten Presse und fühlte daher am meisten das Bedürfniß,
sich vor dem Richterstuhle der öffentlichen Moral zu rechtfertigen. Hierzu trieb
")n theile ein Rest moralischen Gefühls und sein böses Gewissen, theils auch
das Bemühen seine eigentlichen Absichten zu verschleiern; überhaupt aber
lehrte ihn seine politische Klugheit, die Macht der öffentlichen Meinung nicht
unterschätzen. Dabei hatte er geschickte und begabte Leute in seinem Preß-
bureau, das zeigt die für jene Zeit kunstvolle Technik und die mitunter un¬
leugbare poetische Vortrefflichkeit der von da ausgegangenen Erzeugnisse. Der
H^zog aber, der jene Erzeugnisse gewiß direkt inspirirte, war ein Mann von
großen Gaben und zeigt sich in einem Liede, als dessen Verfasser die Ueberliefe-
^ug ihn bezeichnet, als einen Dichter von Energie des Ausdrucks und einer
^arme der Empfindung, wie man sie dem kaltherzigen Politiker nicht m¬
enen sollte**).

Schon vor dem eigentlichen Ausbruch des Krieges fand sich Herzog Moritz
veranlaßt, seine Zwitterstellung inmitten der Parteien durch eine offiziöse
Kundgebung zu vertheidigen. Die "jungen Fürsten", welche damals aus ein¬
seitigem persönlichen Interesse die Sache ihrer Glaubensgenossen im Stiche
Aeßen: Markgraf Hans von Küstrin, Herzog Moritz, Markgraf Albrecht von
^ ulrnbach und Herzog Erich von Kalenberg, erfuhren natürlich von Seiten
^ Protestantischen Presse, um bei dem einmal angenommenen Ausdrucke zu
^°'ben, die heftigsten Angriffe und schonungslose Bloßstellung. Damals hatte
kcüserlichen Lager nicht nur durch offizielle Rescripte und Manifeste,
>on ern auch durch inspirirte Flugblätter ***) das Stichwort ausgegeben:





boten i^^^^iarakterbild des Fürsten entspricht nicht den neuesten Forschungen n. Grenz-
i V, Quartal S. 441. Moritz von Sachsen" von W. Maurenbrecher und 1873
,
D. Red.
, .
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.. "ufLangenn's weibändies Werk- "Moritz von Sachsen/ Leipzig 1842.
.. nzg
^ " ^ 0-mMon-r imviMtoria mit dem Akrostichon "Karolus der Fünfte
rvnnjcher Kaiser, zu allen Zeit", des Reichs." Dieses Lied wurde in Drucken ver¬
kettet,^ den kaiserlichen Adler trugen, und zu Gunsten der welschen Kriegsvölker des Kaisers
auch ruf Latnmsche übersetzt.
Grenzboten IV. 187S. o

deutschen Krieges, der gewöhnlich den viel zu engen Namen des schmalkal-
dischen führt, neben seinen offiziellen Manifesten dergleichen offiziöse Ver¬
öffentlichungen zu veranstalten, um dadurch die öffentliche Meinung nach sei¬
nem Willen zu lenken. Am besten aber war die offiziöse Presse in dieser
Zeit am sächsisch - albertinischen Hofe organisirt, namentlich seitdem Herzog
Moritz angefangen hatte, sich auf die große Politik einzulassen.

Dieser Fürst, der die verschlungensten Wege ging, um seine ehrgeizigen
und selbstsüchtigen Absichten zu erreichen und dabei die heiligsten Interessen
des Baterlandes nicht schonte"), erfuhr natürlich die meisten Angriffe von
Seiten der unbeeinflußten Presse und fühlte daher am meisten das Bedürfniß,
sich vor dem Richterstuhle der öffentlichen Moral zu rechtfertigen. Hierzu trieb
")n theile ein Rest moralischen Gefühls und sein böses Gewissen, theils auch
das Bemühen seine eigentlichen Absichten zu verschleiern; überhaupt aber
lehrte ihn seine politische Klugheit, die Macht der öffentlichen Meinung nicht
unterschätzen. Dabei hatte er geschickte und begabte Leute in seinem Preß-
bureau, das zeigt die für jene Zeit kunstvolle Technik und die mitunter un¬
leugbare poetische Vortrefflichkeit der von da ausgegangenen Erzeugnisse. Der
H^zog aber, der jene Erzeugnisse gewiß direkt inspirirte, war ein Mann von
großen Gaben und zeigt sich in einem Liede, als dessen Verfasser die Ueberliefe-
^ug ihn bezeichnet, als einen Dichter von Energie des Ausdrucks und einer
^arme der Empfindung, wie man sie dem kaltherzigen Politiker nicht m¬
enen sollte**).

Schon vor dem eigentlichen Ausbruch des Krieges fand sich Herzog Moritz
veranlaßt, seine Zwitterstellung inmitten der Parteien durch eine offiziöse
Kundgebung zu vertheidigen. Die „jungen Fürsten", welche damals aus ein¬
seitigem persönlichen Interesse die Sache ihrer Glaubensgenossen im Stiche
Aeßen: Markgraf Hans von Küstrin, Herzog Moritz, Markgraf Albrecht von
^ ulrnbach und Herzog Erich von Kalenberg, erfuhren natürlich von Seiten
^ Protestantischen Presse, um bei dem einmal angenommenen Ausdrucke zu
^°'ben, die heftigsten Angriffe und schonungslose Bloßstellung. Damals hatte
kcüserlichen Lager nicht nur durch offizielle Rescripte und Manifeste,
>on ern auch durch inspirirte Flugblätter ***) das Stichwort ausgegeben:





boten i^^^^iarakterbild des Fürsten entspricht nicht den neuesten Forschungen n. Grenz-
i V, Quartal S. 441. Moritz von Sachsen" von W. Maurenbrecher und 1873
,
D. Red.
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.. "ufLangenn's weibändies Werk- „Moritz von Sachsen/ Leipzig 1842.
.. nzg
^ " ^ 0-mMon-r imviMtoria mit dem Akrostichon „Karolus der Fünfte
rvnnjcher Kaiser, zu allen Zeit«, des Reichs." Dieses Lied wurde in Drucken ver¬
kettet,^ den kaiserlichen Adler trugen, und zu Gunsten der welschen Kriegsvölker des Kaisers
auch ruf Latnmsche übersetzt.
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[0061] deutschen Krieges, der gewöhnlich den viel zu engen Namen des schmalkal- dischen führt, neben seinen offiziellen Manifesten dergleichen offiziöse Ver¬ öffentlichungen zu veranstalten, um dadurch die öffentliche Meinung nach sei¬ nem Willen zu lenken. Am besten aber war die offiziöse Presse in dieser Zeit am sächsisch - albertinischen Hofe organisirt, namentlich seitdem Herzog Moritz angefangen hatte, sich auf die große Politik einzulassen. Dieser Fürst, der die verschlungensten Wege ging, um seine ehrgeizigen und selbstsüchtigen Absichten zu erreichen und dabei die heiligsten Interessen des Baterlandes nicht schonte"), erfuhr natürlich die meisten Angriffe von Seiten der unbeeinflußten Presse und fühlte daher am meisten das Bedürfniß, sich vor dem Richterstuhle der öffentlichen Moral zu rechtfertigen. Hierzu trieb ")n theile ein Rest moralischen Gefühls und sein böses Gewissen, theils auch das Bemühen seine eigentlichen Absichten zu verschleiern; überhaupt aber lehrte ihn seine politische Klugheit, die Macht der öffentlichen Meinung nicht unterschätzen. Dabei hatte er geschickte und begabte Leute in seinem Preß- bureau, das zeigt die für jene Zeit kunstvolle Technik und die mitunter un¬ leugbare poetische Vortrefflichkeit der von da ausgegangenen Erzeugnisse. Der H^zog aber, der jene Erzeugnisse gewiß direkt inspirirte, war ein Mann von großen Gaben und zeigt sich in einem Liede, als dessen Verfasser die Ueberliefe- ^ug ihn bezeichnet, als einen Dichter von Energie des Ausdrucks und einer ^arme der Empfindung, wie man sie dem kaltherzigen Politiker nicht m¬ enen sollte**). Schon vor dem eigentlichen Ausbruch des Krieges fand sich Herzog Moritz veranlaßt, seine Zwitterstellung inmitten der Parteien durch eine offiziöse Kundgebung zu vertheidigen. Die „jungen Fürsten", welche damals aus ein¬ seitigem persönlichen Interesse die Sache ihrer Glaubensgenossen im Stiche Aeßen: Markgraf Hans von Küstrin, Herzog Moritz, Markgraf Albrecht von ^ ulrnbach und Herzog Erich von Kalenberg, erfuhren natürlich von Seiten ^ Protestantischen Presse, um bei dem einmal angenommenen Ausdrucke zu ^°'ben, die heftigsten Angriffe und schonungslose Bloßstellung. Damals hatte kcüserlichen Lager nicht nur durch offizielle Rescripte und Manifeste, >on ern auch durch inspirirte Flugblätter ***) das Stichwort ausgegeben: boten i^^^^iarakterbild des Fürsten entspricht nicht den neuesten Forschungen n. Grenz- i V, Quartal S. 441. Moritz von Sachsen" von W. Maurenbrecher und 1873 , D. Red. , . ^ f.-.. ^ in>". ^°"leben Thatsachen können hier nur angedeutet werden. Wir verweisen ein .. "ufLangenn's weibändies Werk- „Moritz von Sachsen/ Leipzig 1842. .. nzg ^ " ^ 0-mMon-r imviMtoria mit dem Akrostichon „Karolus der Fünfte rvnnjcher Kaiser, zu allen Zeit«, des Reichs." Dieses Lied wurde in Drucken ver¬ kettet,^ den kaiserlichen Adler trugen, und zu Gunsten der welschen Kriegsvölker des Kaisers auch ruf Latnmsche übersetzt. Grenzboten IV. 187S. o

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148596/61>, abgerufen am 22.07.2024.