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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band.

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Mit diesem SSefte beginnt diese Zeitschrift das IV. Quartal ihres
34. Jahrgangs, welches durch alle Buchhandlungen und Post-
anstalte'n des In- und Muslandes zu beziehen ist. Preis pro
Quartal 7 Mark 50 Pfennige.
Privatpersonen, geselttge Bereine, Lesegesellschaften,
Kaffeehäuser und Eonditoreien werden um gefällige'Berücksichtigung
derselben freundlichst gebeten.
Leipzig, im October 1876. Die Berlagshandlung.

Aer Katholicismus und die Wohlfahrt der Wol'Ker.
i.

Die folgenden Betrachtungen sind ein ausführlicher Auszug aus einem
Artikel Emil de Laveleye's, der unter dem Titel "I.e xroteLt-intismo (>t, in
cMwIieism" äans Ivurs rü-pports g-pee In. libe-ren et 1.i prospörito nes
pvnplvs" im ersten Heft des laufenden Jahrgangs der ,Mone ä" LÄLicinv'°
erschien. Wir schließen uns den Gedanken desselben im Wesentlichen an und
ergänzen die Beweisgründe für die in ihm ausgestellten Behauptungen hin
und wieder durch Zusätze aus eigener Beobachtung. Gelegentlich, doch selten,
werden wir auch in den Fall kommen, hervorheben zu müssen, daß die Regeln,
die uns der Verfasser zeigt, einige Ausnahmen haben.

Der Verfasser unseres Artikels beginnt damit, daß er sich gegen die Mei¬
nung erklärt, die Ursachen des nicht zu leugnenden Rückganges der Völker
lateinischer Race seien dem Blute, den Eigenschaften und Anlagen, kurz der
Natur dieser Völkerfamilie zuzuschreiben. Er sagt: Gewiß hängt das Geschick
der Nationen theilweise von ihrer körperlichen Beschaffenheit ab. Geht man
gar auf die Urzeit zurück, so erklären sich die verschiedenen Schicksale derselben
nur aus ihrer Race und ihrer Umgebung, mit andern Worten aus der Anlage und
dem Wesen des betreffenden Menschenkreises auf der einen und aus dem Ein¬
flüsse der Natur, die ihn in seinem Wohnsitze umgiebt, des Klimas, der Land¬
schaft, der größeren oder geringeren Fruchtbarkeit des Bodens und dergl. auf
der andern Seite. Bergvölker werden anderen Gepräges als Steppenvölker
sein, die Bewohner warmer Länder werden ein anderes Wesen zeigen, als die
der gemäßigten oder kalten Zone, die Inseln und Küstengegenden werden ein
anderes Geschlecht herausbilden als die Regionen tief im Binnenlande. An¬
drerseits aber wird in den Urzeiten ganz entschieden auch die Race. die dann
noch rein ist, die Körperbeschaffenheit, der Familiengeist der einzelnen Völker,
für die Gestaltung der Geschicke derselben von bedeutendem Einflüsse sein.
Aber heutzutage, wo es sich um Nationen handelt, deren Blut so gemischt ist,
wie das der europäischen Völker, und die überdies; von einem und demselben
Urvolke stammen, ist es äußerst schwierig, mit einiger wissenschaftlichen
Sicherheit die socialen Zustände auf die Wirkung der Race zurückzuführen.


Grenzboten IV. 187S. 6

Mit diesem SSefte beginnt diese Zeitschrift das IV. Quartal ihres
34. Jahrgangs, welches durch alle Buchhandlungen und Post-
anstalte'n des In- und Muslandes zu beziehen ist. Preis pro
Quartal 7 Mark 50 Pfennige.
Privatpersonen, geselttge Bereine, Lesegesellschaften,
Kaffeehäuser und Eonditoreien werden um gefällige'Berücksichtigung
derselben freundlichst gebeten.
Leipzig, im October 1876. Die Berlagshandlung.

Aer Katholicismus und die Wohlfahrt der Wol'Ker.
i.

Die folgenden Betrachtungen sind ein ausführlicher Auszug aus einem
Artikel Emil de Laveleye's, der unter dem Titel „I.e xroteLt-intismo (>t, in
cMwIieism« äans Ivurs rü-pports g-pee In. libe-ren et 1.i prospörito nes
pvnplvs» im ersten Heft des laufenden Jahrgangs der ,Mone ä« LÄLicinv'°
erschien. Wir schließen uns den Gedanken desselben im Wesentlichen an und
ergänzen die Beweisgründe für die in ihm ausgestellten Behauptungen hin
und wieder durch Zusätze aus eigener Beobachtung. Gelegentlich, doch selten,
werden wir auch in den Fall kommen, hervorheben zu müssen, daß die Regeln,
die uns der Verfasser zeigt, einige Ausnahmen haben.

Der Verfasser unseres Artikels beginnt damit, daß er sich gegen die Mei¬
nung erklärt, die Ursachen des nicht zu leugnenden Rückganges der Völker
lateinischer Race seien dem Blute, den Eigenschaften und Anlagen, kurz der
Natur dieser Völkerfamilie zuzuschreiben. Er sagt: Gewiß hängt das Geschick
der Nationen theilweise von ihrer körperlichen Beschaffenheit ab. Geht man
gar auf die Urzeit zurück, so erklären sich die verschiedenen Schicksale derselben
nur aus ihrer Race und ihrer Umgebung, mit andern Worten aus der Anlage und
dem Wesen des betreffenden Menschenkreises auf der einen und aus dem Ein¬
flüsse der Natur, die ihn in seinem Wohnsitze umgiebt, des Klimas, der Land¬
schaft, der größeren oder geringeren Fruchtbarkeit des Bodens und dergl. auf
der andern Seite. Bergvölker werden anderen Gepräges als Steppenvölker
sein, die Bewohner warmer Länder werden ein anderes Wesen zeigen, als die
der gemäßigten oder kalten Zone, die Inseln und Küstengegenden werden ein
anderes Geschlecht herausbilden als die Regionen tief im Binnenlande. An¬
drerseits aber wird in den Urzeiten ganz entschieden auch die Race. die dann
noch rein ist, die Körperbeschaffenheit, der Familiengeist der einzelnen Völker,
für die Gestaltung der Geschicke derselben von bedeutendem Einflüsse sein.
Aber heutzutage, wo es sich um Nationen handelt, deren Blut so gemischt ist,
wie das der europäischen Völker, und die überdies; von einem und demselben
Urvolke stammen, ist es äußerst schwierig, mit einiger wissenschaftlichen
Sicherheit die socialen Zustände auf die Wirkung der Race zurückzuführen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148596/45>, abgerufen am 22.07.2024.