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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band.

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Weihnachtsöücherschau.

Eines der erfreulichsten Beispiele tüchtiger Regsamkeit und Unternehmungs¬
lust auf dem Gebiete des Kunstverlags bietet die gute Firma I. Engelhorn
in Stuttgart. Kaum ist das Prachtwerk "Italien" in Lieferungen,
unter einer seltenen Gunst des Publikums, zu Ende geführt, so beginnt ein
neues, ebenso umfangreiches, und, nach der ersten Lieferung zu urtheilen,
ebenso gehaltvolles Werk: "Das Schweizerland", zu erscheinen. Wenn
diese Blätter bisher noch keine Notiz genommen von dem schönen Werke
"Italien, eine Wanderung von den Alpen bis zum Aetna", während alle
Tagesblätter bei jeder einzelnen neuen Lieferung voll des Lobes waren, so
mögen Leser und Verleger das unsrer Gewohnheit zu Gute halten, in der
Hauptsache nur abgeschlossene literarische Erscheinungen zu prüfen. Der
Charakter der Revue bringt es mit sich, daß ihr Urtheil langsamer sich ein¬
stellt, als in den Blättern, die der Tag bringt, die aber auch meist mit dem
Tage dahingehen. Nun aber, da das Werk abgeschlossen vor uns liegt, er¬
greifen wir mit Freuden das Wort an dieser Stelle, die vornehmlich den Zweck
hat, dem Leser gediegene, würdige Festgeschenke zu empfehlen, um aus dieses
herrliche Buch die Aufmerksamkeit zu lenken. Es ist wahrhaft erhebend zu
sehen, wie von den verschiedensten Seiten die Kräfte in unserm Volke sich regen,
um das ewig junge, ewig schöne Land, das unserm größten Dichter die Voll¬
endung des geistigen Adels gebracht, dessen nationale Entwickelung der unsern
so innig verwandt ist, dem deutschen Volke vertraut zu machen, uns mit
heißer Sehnsucht zu erfüllen, das Land und Volk der italischen Halbinsel selbst
zu schauen. Der alte treue Eckardt der deutschen Reisenden, Bädeker, hat eine
neue (von d. Bl. besonders besprochene) Ausgabe seines "Italien" veranstaltet.
Sein ehrenwerther Concurrent, Meyer's Bibl. Institut, hat die höchst ein¬
gehenden und gewissenhaften Studien von Gsell-Fels auf italischen Boden in
einer neuen starken Ausgabe soeben wieder erscheinen lassen -- für zeitknappe
Reisende zusammengedrängt in einem praktischen Auszug "Italien in fünfzig
Tagen" --; unsere letzte Weihnachtsbücherschau wies am Schlüsse auf die gro߬
artige Ausgabe von Michelangelo's Gedichten bei Alphons Dürr. Aber das
vorliegende Werk füllt breit und ganz die Lücke aus, welche alle diese Bücher
noch lassen: es schildert und zeigt uns in Wort und Bild, die beide sich gleich-
werthig und gleichbedeutend gegenüberstehen, das reiche, glückliche Land in
dem ganzen Zauber seiner südlichen Eigenart, seiner ungeheuren Geschichte,
seiner unvergänglichen Poesie und Harmonie, und es wird wohl wenige Leser
geben, die, wenn sie das Buch aus der Hand legen, nicht sehnsüchtige Lust
verspüren, diese Herrlichkeit in Natur mit eigenen Augen zu schauen. Selten
ist ein so ausgedehntes Lieferungswerk mit Text und Bildern ausgestattet


Weihnachtsöücherschau.

Eines der erfreulichsten Beispiele tüchtiger Regsamkeit und Unternehmungs¬
lust auf dem Gebiete des Kunstverlags bietet die gute Firma I. Engelhorn
in Stuttgart. Kaum ist das Prachtwerk „Italien" in Lieferungen,
unter einer seltenen Gunst des Publikums, zu Ende geführt, so beginnt ein
neues, ebenso umfangreiches, und, nach der ersten Lieferung zu urtheilen,
ebenso gehaltvolles Werk: „Das Schweizerland", zu erscheinen. Wenn
diese Blätter bisher noch keine Notiz genommen von dem schönen Werke
„Italien, eine Wanderung von den Alpen bis zum Aetna", während alle
Tagesblätter bei jeder einzelnen neuen Lieferung voll des Lobes waren, so
mögen Leser und Verleger das unsrer Gewohnheit zu Gute halten, in der
Hauptsache nur abgeschlossene literarische Erscheinungen zu prüfen. Der
Charakter der Revue bringt es mit sich, daß ihr Urtheil langsamer sich ein¬
stellt, als in den Blättern, die der Tag bringt, die aber auch meist mit dem
Tage dahingehen. Nun aber, da das Werk abgeschlossen vor uns liegt, er¬
greifen wir mit Freuden das Wort an dieser Stelle, die vornehmlich den Zweck
hat, dem Leser gediegene, würdige Festgeschenke zu empfehlen, um aus dieses
herrliche Buch die Aufmerksamkeit zu lenken. Es ist wahrhaft erhebend zu
sehen, wie von den verschiedensten Seiten die Kräfte in unserm Volke sich regen,
um das ewig junge, ewig schöne Land, das unserm größten Dichter die Voll¬
endung des geistigen Adels gebracht, dessen nationale Entwickelung der unsern
so innig verwandt ist, dem deutschen Volke vertraut zu machen, uns mit
heißer Sehnsucht zu erfüllen, das Land und Volk der italischen Halbinsel selbst
zu schauen. Der alte treue Eckardt der deutschen Reisenden, Bädeker, hat eine
neue (von d. Bl. besonders besprochene) Ausgabe seines „Italien" veranstaltet.
Sein ehrenwerther Concurrent, Meyer's Bibl. Institut, hat die höchst ein¬
gehenden und gewissenhaften Studien von Gsell-Fels auf italischen Boden in
einer neuen starken Ausgabe soeben wieder erscheinen lassen — für zeitknappe
Reisende zusammengedrängt in einem praktischen Auszug „Italien in fünfzig
Tagen" —; unsere letzte Weihnachtsbücherschau wies am Schlüsse auf die gro߬
artige Ausgabe von Michelangelo's Gedichten bei Alphons Dürr. Aber das
vorliegende Werk füllt breit und ganz die Lücke aus, welche alle diese Bücher
noch lassen: es schildert und zeigt uns in Wort und Bild, die beide sich gleich-
werthig und gleichbedeutend gegenüberstehen, das reiche, glückliche Land in
dem ganzen Zauber seiner südlichen Eigenart, seiner ungeheuren Geschichte,
seiner unvergänglichen Poesie und Harmonie, und es wird wohl wenige Leser
geben, die, wenn sie das Buch aus der Hand legen, nicht sehnsüchtige Lust
verspüren, diese Herrlichkeit in Natur mit eigenen Augen zu schauen. Selten
ist ein so ausgedehntes Lieferungswerk mit Text und Bildern ausgestattet


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[0402] Weihnachtsöücherschau. Eines der erfreulichsten Beispiele tüchtiger Regsamkeit und Unternehmungs¬ lust auf dem Gebiete des Kunstverlags bietet die gute Firma I. Engelhorn in Stuttgart. Kaum ist das Prachtwerk „Italien" in Lieferungen, unter einer seltenen Gunst des Publikums, zu Ende geführt, so beginnt ein neues, ebenso umfangreiches, und, nach der ersten Lieferung zu urtheilen, ebenso gehaltvolles Werk: „Das Schweizerland", zu erscheinen. Wenn diese Blätter bisher noch keine Notiz genommen von dem schönen Werke „Italien, eine Wanderung von den Alpen bis zum Aetna", während alle Tagesblätter bei jeder einzelnen neuen Lieferung voll des Lobes waren, so mögen Leser und Verleger das unsrer Gewohnheit zu Gute halten, in der Hauptsache nur abgeschlossene literarische Erscheinungen zu prüfen. Der Charakter der Revue bringt es mit sich, daß ihr Urtheil langsamer sich ein¬ stellt, als in den Blättern, die der Tag bringt, die aber auch meist mit dem Tage dahingehen. Nun aber, da das Werk abgeschlossen vor uns liegt, er¬ greifen wir mit Freuden das Wort an dieser Stelle, die vornehmlich den Zweck hat, dem Leser gediegene, würdige Festgeschenke zu empfehlen, um aus dieses herrliche Buch die Aufmerksamkeit zu lenken. Es ist wahrhaft erhebend zu sehen, wie von den verschiedensten Seiten die Kräfte in unserm Volke sich regen, um das ewig junge, ewig schöne Land, das unserm größten Dichter die Voll¬ endung des geistigen Adels gebracht, dessen nationale Entwickelung der unsern so innig verwandt ist, dem deutschen Volke vertraut zu machen, uns mit heißer Sehnsucht zu erfüllen, das Land und Volk der italischen Halbinsel selbst zu schauen. Der alte treue Eckardt der deutschen Reisenden, Bädeker, hat eine neue (von d. Bl. besonders besprochene) Ausgabe seines „Italien" veranstaltet. Sein ehrenwerther Concurrent, Meyer's Bibl. Institut, hat die höchst ein¬ gehenden und gewissenhaften Studien von Gsell-Fels auf italischen Boden in einer neuen starken Ausgabe soeben wieder erscheinen lassen — für zeitknappe Reisende zusammengedrängt in einem praktischen Auszug „Italien in fünfzig Tagen" —; unsere letzte Weihnachtsbücherschau wies am Schlüsse auf die gro߬ artige Ausgabe von Michelangelo's Gedichten bei Alphons Dürr. Aber das vorliegende Werk füllt breit und ganz die Lücke aus, welche alle diese Bücher noch lassen: es schildert und zeigt uns in Wort und Bild, die beide sich gleich- werthig und gleichbedeutend gegenüberstehen, das reiche, glückliche Land in dem ganzen Zauber seiner südlichen Eigenart, seiner ungeheuren Geschichte, seiner unvergänglichen Poesie und Harmonie, und es wird wohl wenige Leser geben, die, wenn sie das Buch aus der Hand legen, nicht sehnsüchtige Lust verspüren, diese Herrlichkeit in Natur mit eigenen Augen zu schauen. Selten ist ein so ausgedehntes Lieferungswerk mit Text und Bildern ausgestattet

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148596/402>, abgerufen am 22.07.2024.