Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

gleichmäßigen Tiefe von 17 bis 22 Faden, während derselbe westlich vor
Crim Bishop Rock nach Crim Rocks jäh bis 30 Faden Tiefe von 17 Faden
abfällt. Drei engl. Seemeilen östlich von Bishop Rock liegen die Felseninseln
von Rosevear. welche sichelförmig von Süd nach Nord östlich der Retarrier-
ledges sich erheben. In dieser Felsengruppe sind mehrere Inseln, welche so
hoch über das Wasser emporragen, daß sie gegen die Verheerungen der herein¬
brechenden See einigen Schutz gewähren. Besonders die Insel Rosevear selbst
liegt geschützt gegen hochgehende See, weil, nach der für sie gefährlichsten
Richtung, die Retarrier Ledges die Gewalt der Wogen brechen. Diese Insel
Rosevear bietet Raum und Höhe über der See genug, um das Aufstellen
eines Dampfnebelhorns zu gestatten. Die Erbauung eines Maschinenhauses,
das Aufstellen eines Nebelhorns oder einer Libelle mit einer Dampfmaschine
von hinreichender Kraft, circa 3 Pferdekräften, nebst allen Arbeiten, welche damit
verbunden sein mögen, kann unter den schwierigsten Verhältnissen doch kaum
200000 Mark oder 10000 L. Se. kosten. Ich weiß, daß die Nebelhörner, welche
die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika auf Sandy Hook, Cap bot,
Block Island, Race Point aufstellte, unter den schwierigsten Verhältnissen auf
35000 Dolls. oder 140,000 Mark zu stehen kamen. Der Untergang des
Schiller allein verschlang 300000 Dolls. Gold. 800000 Dolls. Werth an
Ladung und ebensoviel mindestens in dem Werth des Dampfers selbst, von
den vielen Menschen nicht zu sprechen. Und nun kommt zu diesem furcht¬
baren Debet noch der Werth zweier Dampfer hinzu.

Daß ein solches Dampfnebelhorn eine genügende Warnungskraft hat,
wird den Lesern der Grenzboten aus Nachstehendem erkenntlich. Im Früh¬
ling 1866 wurde die Frage der Errichtung von ausreichenden Nebelsignalen,
die gegen die Stürme, und gegen das stete Geräusch an Bord eines großen
Dampfers noch mehrere Meilen von der Küste gehört werden sollten, in den
maßgebenden Kreisen der amerikanischen Leuchthurmbehörden erwogen. Der dritte
Ingenieur des 3. Leuchtthurm-Distrikts, New York, ein geborner Badenser
Namens Joseph Lederle, erhielt den Auftrag, die Experimente zu machen. JH
war damals als ausführender Ingenieur ebenfalls in diesem Distrikt thätig
und begleitete die erste Versuchs-Erpedition. Auf Sandyhook war ein Dampf-
Nebelhorn mit einer Maschine von vier Pferdekräften aufgestellt worden. Wir
dampften gegen eine sehr kräftige Nordostbrise dem Ocean zu, während in
Sandyhook das Dampfhorn seine fürchterlichen Töne ins Weite schleuderte.
Wir fuhren nach Nordosten; mit Bezug auf die Lage des Horns hatte also
dessen Schall direcr gegen die besagte frische Brise anzukämpfen. Wir verloren
den Schall in einer Entfernung von über 7 engl. Meilen oder 14000 Meter.
Beim Zurückfahren lief unser Dampfer im Bogen nach Süden, und je mehr
wir Wind und Horn auf dieselbe Seite erhielten, um so stärker wurde der Schall,


gleichmäßigen Tiefe von 17 bis 22 Faden, während derselbe westlich vor
Crim Bishop Rock nach Crim Rocks jäh bis 30 Faden Tiefe von 17 Faden
abfällt. Drei engl. Seemeilen östlich von Bishop Rock liegen die Felseninseln
von Rosevear. welche sichelförmig von Süd nach Nord östlich der Retarrier-
ledges sich erheben. In dieser Felsengruppe sind mehrere Inseln, welche so
hoch über das Wasser emporragen, daß sie gegen die Verheerungen der herein¬
brechenden See einigen Schutz gewähren. Besonders die Insel Rosevear selbst
liegt geschützt gegen hochgehende See, weil, nach der für sie gefährlichsten
Richtung, die Retarrier Ledges die Gewalt der Wogen brechen. Diese Insel
Rosevear bietet Raum und Höhe über der See genug, um das Aufstellen
eines Dampfnebelhorns zu gestatten. Die Erbauung eines Maschinenhauses,
das Aufstellen eines Nebelhorns oder einer Libelle mit einer Dampfmaschine
von hinreichender Kraft, circa 3 Pferdekräften, nebst allen Arbeiten, welche damit
verbunden sein mögen, kann unter den schwierigsten Verhältnissen doch kaum
200000 Mark oder 10000 L. Se. kosten. Ich weiß, daß die Nebelhörner, welche
die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika auf Sandy Hook, Cap bot,
Block Island, Race Point aufstellte, unter den schwierigsten Verhältnissen auf
35000 Dolls. oder 140,000 Mark zu stehen kamen. Der Untergang des
Schiller allein verschlang 300000 Dolls. Gold. 800000 Dolls. Werth an
Ladung und ebensoviel mindestens in dem Werth des Dampfers selbst, von
den vielen Menschen nicht zu sprechen. Und nun kommt zu diesem furcht¬
baren Debet noch der Werth zweier Dampfer hinzu.

Daß ein solches Dampfnebelhorn eine genügende Warnungskraft hat,
wird den Lesern der Grenzboten aus Nachstehendem erkenntlich. Im Früh¬
ling 1866 wurde die Frage der Errichtung von ausreichenden Nebelsignalen,
die gegen die Stürme, und gegen das stete Geräusch an Bord eines großen
Dampfers noch mehrere Meilen von der Küste gehört werden sollten, in den
maßgebenden Kreisen der amerikanischen Leuchthurmbehörden erwogen. Der dritte
Ingenieur des 3. Leuchtthurm-Distrikts, New York, ein geborner Badenser
Namens Joseph Lederle, erhielt den Auftrag, die Experimente zu machen. JH
war damals als ausführender Ingenieur ebenfalls in diesem Distrikt thätig
und begleitete die erste Versuchs-Erpedition. Auf Sandyhook war ein Dampf-
Nebelhorn mit einer Maschine von vier Pferdekräften aufgestellt worden. Wir
dampften gegen eine sehr kräftige Nordostbrise dem Ocean zu, während in
Sandyhook das Dampfhorn seine fürchterlichen Töne ins Weite schleuderte.
Wir fuhren nach Nordosten; mit Bezug auf die Lage des Horns hatte also
dessen Schall direcr gegen die besagte frische Brise anzukämpfen. Wir verloren
den Schall in einer Entfernung von über 7 engl. Meilen oder 14000 Meter.
Beim Zurückfahren lief unser Dampfer im Bogen nach Süden, und je mehr
wir Wind und Horn auf dieselbe Seite erhielten, um so stärker wurde der Schall,


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0350" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/134696"/>
          <p xml:id="ID_1052" prev="#ID_1051"> gleichmäßigen Tiefe von 17 bis 22 Faden, während derselbe westlich vor<lb/>
Crim Bishop Rock nach Crim Rocks jäh bis 30 Faden Tiefe von 17 Faden<lb/>
abfällt. Drei engl. Seemeilen östlich von Bishop Rock liegen die Felseninseln<lb/>
von Rosevear. welche sichelförmig von Süd nach Nord östlich der Retarrier-<lb/>
ledges sich erheben. In dieser Felsengruppe sind mehrere Inseln, welche so<lb/>
hoch über das Wasser emporragen, daß sie gegen die Verheerungen der herein¬<lb/>
brechenden See einigen Schutz gewähren. Besonders die Insel Rosevear selbst<lb/>
liegt geschützt gegen hochgehende See, weil, nach der für sie gefährlichsten<lb/>
Richtung, die Retarrier Ledges die Gewalt der Wogen brechen. Diese Insel<lb/>
Rosevear bietet Raum und Höhe über der See genug, um das Aufstellen<lb/>
eines Dampfnebelhorns zu gestatten. Die Erbauung eines Maschinenhauses,<lb/>
das Aufstellen eines Nebelhorns oder einer Libelle mit einer Dampfmaschine<lb/>
von hinreichender Kraft, circa 3 Pferdekräften, nebst allen Arbeiten, welche damit<lb/>
verbunden sein mögen, kann unter den schwierigsten Verhältnissen doch kaum<lb/>
200000 Mark oder 10000 L. Se. kosten. Ich weiß, daß die Nebelhörner, welche<lb/>
die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika auf Sandy Hook, Cap bot,<lb/>
Block Island, Race Point aufstellte, unter den schwierigsten Verhältnissen auf<lb/>
35000 Dolls. oder 140,000 Mark zu stehen kamen. Der Untergang des<lb/>
Schiller allein verschlang 300000 Dolls. Gold. 800000 Dolls. Werth an<lb/>
Ladung und ebensoviel mindestens in dem Werth des Dampfers selbst, von<lb/>
den vielen Menschen nicht zu sprechen. Und nun kommt zu diesem furcht¬<lb/>
baren Debet noch der Werth zweier Dampfer hinzu.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1053" next="#ID_1054"> Daß ein solches Dampfnebelhorn eine genügende Warnungskraft hat,<lb/>
wird den Lesern der Grenzboten aus Nachstehendem erkenntlich. Im Früh¬<lb/>
ling 1866 wurde die Frage der Errichtung von ausreichenden Nebelsignalen,<lb/>
die gegen die Stürme, und gegen das stete Geräusch an Bord eines großen<lb/>
Dampfers noch mehrere Meilen von der Küste gehört werden sollten, in den<lb/>
maßgebenden Kreisen der amerikanischen Leuchthurmbehörden erwogen. Der dritte<lb/>
Ingenieur des 3. Leuchtthurm-Distrikts, New York, ein geborner Badenser<lb/>
Namens Joseph Lederle, erhielt den Auftrag, die Experimente zu machen. JH<lb/>
war damals als ausführender Ingenieur ebenfalls in diesem Distrikt thätig<lb/>
und begleitete die erste Versuchs-Erpedition. Auf Sandyhook war ein Dampf-<lb/>
Nebelhorn mit einer Maschine von vier Pferdekräften aufgestellt worden. Wir<lb/>
dampften gegen eine sehr kräftige Nordostbrise dem Ocean zu, während in<lb/>
Sandyhook das Dampfhorn seine fürchterlichen Töne ins Weite schleuderte.<lb/>
Wir fuhren nach Nordosten; mit Bezug auf die Lage des Horns hatte also<lb/>
dessen Schall direcr gegen die besagte frische Brise anzukämpfen. Wir verloren<lb/>
den Schall in einer Entfernung von über 7 engl. Meilen oder 14000 Meter.<lb/>
Beim Zurückfahren lief unser Dampfer im Bogen nach Süden, und je mehr<lb/>
wir Wind und Horn auf dieselbe Seite erhielten, um so stärker wurde der Schall,</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0350] gleichmäßigen Tiefe von 17 bis 22 Faden, während derselbe westlich vor Crim Bishop Rock nach Crim Rocks jäh bis 30 Faden Tiefe von 17 Faden abfällt. Drei engl. Seemeilen östlich von Bishop Rock liegen die Felseninseln von Rosevear. welche sichelförmig von Süd nach Nord östlich der Retarrier- ledges sich erheben. In dieser Felsengruppe sind mehrere Inseln, welche so hoch über das Wasser emporragen, daß sie gegen die Verheerungen der herein¬ brechenden See einigen Schutz gewähren. Besonders die Insel Rosevear selbst liegt geschützt gegen hochgehende See, weil, nach der für sie gefährlichsten Richtung, die Retarrier Ledges die Gewalt der Wogen brechen. Diese Insel Rosevear bietet Raum und Höhe über der See genug, um das Aufstellen eines Dampfnebelhorns zu gestatten. Die Erbauung eines Maschinenhauses, das Aufstellen eines Nebelhorns oder einer Libelle mit einer Dampfmaschine von hinreichender Kraft, circa 3 Pferdekräften, nebst allen Arbeiten, welche damit verbunden sein mögen, kann unter den schwierigsten Verhältnissen doch kaum 200000 Mark oder 10000 L. Se. kosten. Ich weiß, daß die Nebelhörner, welche die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika auf Sandy Hook, Cap bot, Block Island, Race Point aufstellte, unter den schwierigsten Verhältnissen auf 35000 Dolls. oder 140,000 Mark zu stehen kamen. Der Untergang des Schiller allein verschlang 300000 Dolls. Gold. 800000 Dolls. Werth an Ladung und ebensoviel mindestens in dem Werth des Dampfers selbst, von den vielen Menschen nicht zu sprechen. Und nun kommt zu diesem furcht¬ baren Debet noch der Werth zweier Dampfer hinzu. Daß ein solches Dampfnebelhorn eine genügende Warnungskraft hat, wird den Lesern der Grenzboten aus Nachstehendem erkenntlich. Im Früh¬ ling 1866 wurde die Frage der Errichtung von ausreichenden Nebelsignalen, die gegen die Stürme, und gegen das stete Geräusch an Bord eines großen Dampfers noch mehrere Meilen von der Küste gehört werden sollten, in den maßgebenden Kreisen der amerikanischen Leuchthurmbehörden erwogen. Der dritte Ingenieur des 3. Leuchtthurm-Distrikts, New York, ein geborner Badenser Namens Joseph Lederle, erhielt den Auftrag, die Experimente zu machen. JH war damals als ausführender Ingenieur ebenfalls in diesem Distrikt thätig und begleitete die erste Versuchs-Erpedition. Auf Sandyhook war ein Dampf- Nebelhorn mit einer Maschine von vier Pferdekräften aufgestellt worden. Wir dampften gegen eine sehr kräftige Nordostbrise dem Ocean zu, während in Sandyhook das Dampfhorn seine fürchterlichen Töne ins Weite schleuderte. Wir fuhren nach Nordosten; mit Bezug auf die Lage des Horns hatte also dessen Schall direcr gegen die besagte frische Brise anzukämpfen. Wir verloren den Schall in einer Entfernung von über 7 engl. Meilen oder 14000 Meter. Beim Zurückfahren lief unser Dampfer im Bogen nach Süden, und je mehr wir Wind und Horn auf dieselbe Seite erhielten, um so stärker wurde der Schall,

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148596
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148596/350
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148596/350>, abgerufen am 22.07.2024.