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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band.

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mehr als 16,000. der Jupiter beinahe 45 Millionen. Saturn fast 12^ Mil¬
lionen, der Uranus nahezu 2 Millionen und der Neptun ziemlich 3 Millionen
solcher Gewichte schwer ist.

Ueberblicken wir nun die aus den Massen und Größen abgeleiteten An¬
gaben, so vermögen wir auch hier keinerlei Bevorzugung der Erde zu erkennen.
Wohl aber bemerken wir, daß die Dinge und Wesen aus manchen Planeten
sehr verschieden von den Dingen und Wesen der Erde gestaltet sein müssen,
wenn sie unter den dort stattfindenden Einflüssen der Masse und Größe Be¬
stand haben sollen. Doch folgt aus dieser Verschiedenheit keineswegs, daß die
Planetenwesen ohne geistiges Leben sind, ja die Menschen des Mars und der
Venus können denen auf der Erde sehr ähnlich sein. Schon auf der Erde
finden wir im Meere größere Thiere als auf dem Festlande. Jeder Körper
wird im Wasser um soviel leichter, als die Menge des Wassers wiegt, das
er durch sein Eindringen verdrängt, und so bewegen sich die Riesenthiere des
Oceans in ihrem Element viel leichter, als ihnen dieß auf dem Festlande
möglich sein würde, und diese Anschauung läßt sich leicht auf die Natur der
lebenden Wesen andrer Planeten übertragen. Von dem Augenblicke an, wo
die Bewegung der Erde und die Größe der feststehenden Sonne erkannt waren,
mußten die Astronomen und Philosophen es seltsam finden, daß ein so un¬
geheures Gestirn wie die letztere nur die Rolle einer Lampe und eines Ofens
für die kleine Erde zu spielen bestimmt sei, die fast unbemerkbar eingeordnet
ist in eine Reihe zum guten Theil viel größerer Planeten. Die Ungereimt¬
heit dieser Meinung trat noch klarer hervor, als man entdeckte, daß die Venus
ungefähr dieselbe Größe, dieselben Gebirge und Ebnen, Jahreszeiten und
Jahre, Tage und Nächte wie die Erde hat, und man schloß aus diesen Aehn-
lichkeiten, daß diese beiden Weltkörper wie in ihrer Gestaltung und Bewegung
sich auch nach ihrer Bestimmung im Universum ähnlich seien, mit andern
Worten, daß wie die Erde auch die Venus Bewohner haben müsse. Als man
aber dann die riesenhaften Welten des Jupiter und des Saturn, umgeben von
ihren glänzenden Monden und Ringen erblickte, wurde man unwiderstehlich
vor die Alternative gestellt, entweder jenen kleinen Planeten den Besitz lebender
Wesen abzusprechen oder dem Jupiter und Saturn Bewohner zuzuweisen,
welche in ihrer Natur denen der Erde und der Venus überlegen sind. Je¬
denfalls kann jetzt nur derjenige noch der Erde den obersten Rang unter den
Himmelskörpern anweisen und sie allein für den Sitz des organischen Lebens,
der Vernunft, der Cultur und der Geschichte halten, welcher mit dem Pastor
Knak der alten Ansicht huldigt, daß sie der feststehende Mittelpunkt
des Alls und dieses nur in Beziehung auf sie und ihre Bedürfnisse ge¬
schaffen sei.

Wenn alle Planeten, wie es scheint, sich eignen, gleich der Erde Träger


mehr als 16,000. der Jupiter beinahe 45 Millionen. Saturn fast 12^ Mil¬
lionen, der Uranus nahezu 2 Millionen und der Neptun ziemlich 3 Millionen
solcher Gewichte schwer ist.

Ueberblicken wir nun die aus den Massen und Größen abgeleiteten An¬
gaben, so vermögen wir auch hier keinerlei Bevorzugung der Erde zu erkennen.
Wohl aber bemerken wir, daß die Dinge und Wesen aus manchen Planeten
sehr verschieden von den Dingen und Wesen der Erde gestaltet sein müssen,
wenn sie unter den dort stattfindenden Einflüssen der Masse und Größe Be¬
stand haben sollen. Doch folgt aus dieser Verschiedenheit keineswegs, daß die
Planetenwesen ohne geistiges Leben sind, ja die Menschen des Mars und der
Venus können denen auf der Erde sehr ähnlich sein. Schon auf der Erde
finden wir im Meere größere Thiere als auf dem Festlande. Jeder Körper
wird im Wasser um soviel leichter, als die Menge des Wassers wiegt, das
er durch sein Eindringen verdrängt, und so bewegen sich die Riesenthiere des
Oceans in ihrem Element viel leichter, als ihnen dieß auf dem Festlande
möglich sein würde, und diese Anschauung läßt sich leicht auf die Natur der
lebenden Wesen andrer Planeten übertragen. Von dem Augenblicke an, wo
die Bewegung der Erde und die Größe der feststehenden Sonne erkannt waren,
mußten die Astronomen und Philosophen es seltsam finden, daß ein so un¬
geheures Gestirn wie die letztere nur die Rolle einer Lampe und eines Ofens
für die kleine Erde zu spielen bestimmt sei, die fast unbemerkbar eingeordnet
ist in eine Reihe zum guten Theil viel größerer Planeten. Die Ungereimt¬
heit dieser Meinung trat noch klarer hervor, als man entdeckte, daß die Venus
ungefähr dieselbe Größe, dieselben Gebirge und Ebnen, Jahreszeiten und
Jahre, Tage und Nächte wie die Erde hat, und man schloß aus diesen Aehn-
lichkeiten, daß diese beiden Weltkörper wie in ihrer Gestaltung und Bewegung
sich auch nach ihrer Bestimmung im Universum ähnlich seien, mit andern
Worten, daß wie die Erde auch die Venus Bewohner haben müsse. Als man
aber dann die riesenhaften Welten des Jupiter und des Saturn, umgeben von
ihren glänzenden Monden und Ringen erblickte, wurde man unwiderstehlich
vor die Alternative gestellt, entweder jenen kleinen Planeten den Besitz lebender
Wesen abzusprechen oder dem Jupiter und Saturn Bewohner zuzuweisen,
welche in ihrer Natur denen der Erde und der Venus überlegen sind. Je¬
denfalls kann jetzt nur derjenige noch der Erde den obersten Rang unter den
Himmelskörpern anweisen und sie allein für den Sitz des organischen Lebens,
der Vernunft, der Cultur und der Geschichte halten, welcher mit dem Pastor
Knak der alten Ansicht huldigt, daß sie der feststehende Mittelpunkt
des Alls und dieses nur in Beziehung auf sie und ihre Bedürfnisse ge¬
schaffen sei.

Wenn alle Planeten, wie es scheint, sich eignen, gleich der Erde Träger


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148596/337>, abgerufen am 22.07.2024.