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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band.

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an. die der Dichtheit der einzelnen Planeten annähernd entsprechen, so würde
der Merkur aus Silber, die Venus aus Jod, die Erde aus Antimon, der
Mars aus Schwerspat!), der Jupiter aus Ebenholz, der Sarurn aus Ahorn,
der Uranus etwa aus Wachs und der Neptun aus Bernstein bestehen können.
Der Merkur hat demzufolge die größte Dichtheit, aber nur dieser Planet ist
dichter als die Erde, und unter den übrigen Planeten ist der Saturn am
wenigsten dicht. Die Erde hat folglich auch in dieser Betrachtung keine Aus¬
zeichnung erhalten.

Bei Ermittelung der Schwere der verschiedenen Körper auf den Ober¬
flächen der Planeten, welche durch die Anziehungskraft der Massen derselben
verursacht wird, ist neben der Masse des betreffenden Weltkörpers immer auch
dessen Größe in Erwägung zu ziehen; denn die Gesammtmasse wirkt von dem in
ihrer Mitte gelegnen Schwerpunkte aus, und je weiter ein Gegenstand von diesem
Punkte entfernt ist, desto geringer ist die Einwirkung der ihn anziehenden Gesammt¬
masse aus ihn. Hieraus hat sich Folgendes ergeben: ein Gegenstand, der auf
der Erde 100 Pfund wöge, würde auf der Sonne 2840, aus dem Merkur
dagegen nur SO, auf der Venus 90, auf dem Mars wieder nur S0, auf dem
Jupiter am Aequator 217 und an den Polen 283, auf dem Saturn am
Aequator 75 und an den Polen 137, auf dem Uranus 76 und auf dem Neptun
blos 36 Pfund wiegen.

Ebenfalls von der Masse und Größe der Planeten ist die Geschwindig-
keit abhängig, mit welcher ein über deren Oberfläche befindlicher losgelassner
Körper nach dieser Oberfläche hinfällt, und zwar wird diese Geschwindigkeit
nach einem bestimmten Gesetze desto größer, je länger es währt, bis der Körper
die Oberfläche erreicht. Man bestimmt aber hierbei nur die Anfangsgeschwindig¬
keit, die in der ersten Secunde des Fallens. Ueber der Oberfläche der Erde
durchfällt ein Körper in der ersten Secunde Is Fuß, während er auf dem
Merkur nur 7. auf der Venus 14, auf dem Mars 7^, auf dem Jupiter
am Aequator 33 und an den Polen 41, auf dem Saturn am Aequator 14
und an den Polen 19, auf dem Uranus 11 und auf dem Neptun 20, auf
der Sonne aber 428 Fuß durchfällt. Auf letzterer würde uns ein Fa^
von der Höhe eines einzigen Fußes zerschmettern, während wir auf dem Mer¬
kur, wo wir nur die Hälfte des auf der Erde sich zeigenden Gewichtes haben,
und in der ersten Secunde nicht ganz halb so rasch als auf jener fallen, ohne
Schaden aus der zweiten Etage eines Hauses auf das Straßenpflaster hinab¬
springen könnten.

Fassen wir schlieMch die aus der Dichtheit und Größe folgende Schwere
der Sonne und der Planeten ins Auge, so finden wir, daß, nach Gewichten von
1 Billion Centnern gewogen, die Sonne über 54,000 Millionen, der Merkur
über 9000, die Venus mehr als 100,000, die Erde über 123,000, der Mars


an. die der Dichtheit der einzelnen Planeten annähernd entsprechen, so würde
der Merkur aus Silber, die Venus aus Jod, die Erde aus Antimon, der
Mars aus Schwerspat!), der Jupiter aus Ebenholz, der Sarurn aus Ahorn,
der Uranus etwa aus Wachs und der Neptun aus Bernstein bestehen können.
Der Merkur hat demzufolge die größte Dichtheit, aber nur dieser Planet ist
dichter als die Erde, und unter den übrigen Planeten ist der Saturn am
wenigsten dicht. Die Erde hat folglich auch in dieser Betrachtung keine Aus¬
zeichnung erhalten.

Bei Ermittelung der Schwere der verschiedenen Körper auf den Ober¬
flächen der Planeten, welche durch die Anziehungskraft der Massen derselben
verursacht wird, ist neben der Masse des betreffenden Weltkörpers immer auch
dessen Größe in Erwägung zu ziehen; denn die Gesammtmasse wirkt von dem in
ihrer Mitte gelegnen Schwerpunkte aus, und je weiter ein Gegenstand von diesem
Punkte entfernt ist, desto geringer ist die Einwirkung der ihn anziehenden Gesammt¬
masse aus ihn. Hieraus hat sich Folgendes ergeben: ein Gegenstand, der auf
der Erde 100 Pfund wöge, würde auf der Sonne 2840, aus dem Merkur
dagegen nur SO, auf der Venus 90, auf dem Mars wieder nur S0, auf dem
Jupiter am Aequator 217 und an den Polen 283, auf dem Saturn am
Aequator 75 und an den Polen 137, auf dem Uranus 76 und auf dem Neptun
blos 36 Pfund wiegen.

Ebenfalls von der Masse und Größe der Planeten ist die Geschwindig-
keit abhängig, mit welcher ein über deren Oberfläche befindlicher losgelassner
Körper nach dieser Oberfläche hinfällt, und zwar wird diese Geschwindigkeit
nach einem bestimmten Gesetze desto größer, je länger es währt, bis der Körper
die Oberfläche erreicht. Man bestimmt aber hierbei nur die Anfangsgeschwindig¬
keit, die in der ersten Secunde des Fallens. Ueber der Oberfläche der Erde
durchfällt ein Körper in der ersten Secunde Is Fuß, während er auf dem
Merkur nur 7. auf der Venus 14, auf dem Mars 7^, auf dem Jupiter
am Aequator 33 und an den Polen 41, auf dem Saturn am Aequator 14
und an den Polen 19, auf dem Uranus 11 und auf dem Neptun 20, auf
der Sonne aber 428 Fuß durchfällt. Auf letzterer würde uns ein Fa^
von der Höhe eines einzigen Fußes zerschmettern, während wir auf dem Mer¬
kur, wo wir nur die Hälfte des auf der Erde sich zeigenden Gewichtes haben,
und in der ersten Secunde nicht ganz halb so rasch als auf jener fallen, ohne
Schaden aus der zweiten Etage eines Hauses auf das Straßenpflaster hinab¬
springen könnten.

Fassen wir schlieMch die aus der Dichtheit und Größe folgende Schwere
der Sonne und der Planeten ins Auge, so finden wir, daß, nach Gewichten von
1 Billion Centnern gewogen, die Sonne über 54,000 Millionen, der Merkur
über 9000, die Venus mehr als 100,000, die Erde über 123,000, der Mars


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[0336] an. die der Dichtheit der einzelnen Planeten annähernd entsprechen, so würde der Merkur aus Silber, die Venus aus Jod, die Erde aus Antimon, der Mars aus Schwerspat!), der Jupiter aus Ebenholz, der Sarurn aus Ahorn, der Uranus etwa aus Wachs und der Neptun aus Bernstein bestehen können. Der Merkur hat demzufolge die größte Dichtheit, aber nur dieser Planet ist dichter als die Erde, und unter den übrigen Planeten ist der Saturn am wenigsten dicht. Die Erde hat folglich auch in dieser Betrachtung keine Aus¬ zeichnung erhalten. Bei Ermittelung der Schwere der verschiedenen Körper auf den Ober¬ flächen der Planeten, welche durch die Anziehungskraft der Massen derselben verursacht wird, ist neben der Masse des betreffenden Weltkörpers immer auch dessen Größe in Erwägung zu ziehen; denn die Gesammtmasse wirkt von dem in ihrer Mitte gelegnen Schwerpunkte aus, und je weiter ein Gegenstand von diesem Punkte entfernt ist, desto geringer ist die Einwirkung der ihn anziehenden Gesammt¬ masse aus ihn. Hieraus hat sich Folgendes ergeben: ein Gegenstand, der auf der Erde 100 Pfund wöge, würde auf der Sonne 2840, aus dem Merkur dagegen nur SO, auf der Venus 90, auf dem Mars wieder nur S0, auf dem Jupiter am Aequator 217 und an den Polen 283, auf dem Saturn am Aequator 75 und an den Polen 137, auf dem Uranus 76 und auf dem Neptun blos 36 Pfund wiegen. Ebenfalls von der Masse und Größe der Planeten ist die Geschwindig- keit abhängig, mit welcher ein über deren Oberfläche befindlicher losgelassner Körper nach dieser Oberfläche hinfällt, und zwar wird diese Geschwindigkeit nach einem bestimmten Gesetze desto größer, je länger es währt, bis der Körper die Oberfläche erreicht. Man bestimmt aber hierbei nur die Anfangsgeschwindig¬ keit, die in der ersten Secunde des Fallens. Ueber der Oberfläche der Erde durchfällt ein Körper in der ersten Secunde Is Fuß, während er auf dem Merkur nur 7. auf der Venus 14, auf dem Mars 7^, auf dem Jupiter am Aequator 33 und an den Polen 41, auf dem Saturn am Aequator 14 und an den Polen 19, auf dem Uranus 11 und auf dem Neptun 20, auf der Sonne aber 428 Fuß durchfällt. Auf letzterer würde uns ein Fa^ von der Höhe eines einzigen Fußes zerschmettern, während wir auf dem Mer¬ kur, wo wir nur die Hälfte des auf der Erde sich zeigenden Gewichtes haben, und in der ersten Secunde nicht ganz halb so rasch als auf jener fallen, ohne Schaden aus der zweiten Etage eines Hauses auf das Straßenpflaster hinab¬ springen könnten. Fassen wir schlieMch die aus der Dichtheit und Größe folgende Schwere der Sonne und der Planeten ins Auge, so finden wir, daß, nach Gewichten von 1 Billion Centnern gewogen, die Sonne über 54,000 Millionen, der Merkur über 9000, die Venus mehr als 100,000, die Erde über 123,000, der Mars

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148596/336>, abgerufen am 22.07.2024.