Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band.sind, und daß dieser Planet böser Einwirkungen (auf die Menschheit der Erde) "Saturn, ein Niesenball, ein Stern mit Todcsstrahlen! So geht es noch drei Strophen weiter. Seine Ringe kreisen "gierig lodernd" Sehr wunderlich sind die Behauptungen, die Fourier und seine Schule sind, und daß dieser Planet böser Einwirkungen (auf die Menschheit der Erde) „Saturn, ein Niesenball, ein Stern mit Todcsstrahlen! So geht es noch drei Strophen weiter. Seine Ringe kreisen „gierig lodernd" Sehr wunderlich sind die Behauptungen, die Fourier und seine Schule <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0310" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/134656"/> <p xml:id="ID_941" prev="#ID_940"> sind, und daß dieser Planet böser Einwirkungen (auf die Menschheit der Erde)<lb/> voll ist". Neuerdings aber hat Victor Hugo noch Schauerlicheres von ihm<lb/> phantasirt, wenn er singt:</p><lb/> <quote> „Saturn, ein Niesenball, ein Stern mit Todcsstrahlen!<lb/> Des Himmels Pest! Ein Kerkerpfuhl der finstern Nacht!<lb/> Ein Reich verflucht zu Noth, zu Pein, zu Qualen!<lb/> Der Holle Frost und co'ge Nacht!"</quote><lb/> <p xml:id="ID_942"> So geht es noch drei Strophen weiter. Seine Ringe kreisen „gierig lodernd"<lb/> um ihn, an seinem „ehernen Himmel wohnen die Schrecken", „die Sonne<lb/> flieht vor ihm", die andern Welten „schauen zu ihm, dem Quell des Jam¬<lb/> mers, zitternd hin".</p><lb/> <p xml:id="ID_943" next="#ID_944"> Sehr wunderlich sind die Behauptungen, die Fourier und seine Schule<lb/> sich von den Planeten und ihrem Leben zusammenphantasirt haben. Nach<lb/> ihrer Meinung sind die verschiedenen lebenden Organismen, die Menschen,<lb/> Thiere und Pflanzen Erzeugnisse von Ausströmungen aus den magnetischen<lb/> Polen der Planeten, auf denen sie sich befinden, und die selbst belebte Wesen<lb/> sind. Da jeder Planet seine besonder Seele, seine eigene Sinnesart, seine nur<lb/> ihm zukommenden Leidenschaften und Triebe besitzt, so folgt, daß die Bevöl¬<lb/> kerung eines jeden seinem Charakter entspricht. Der Mensch steht keineswegs<lb/> höher als das Gestirn, das er bewohnt, im Gegentheil wird die Menschenseele<lb/> von der Seele ihres Planeten beherrscht, die ihn mit dem Schöpfer verbindet,<lb/> Die Planeten leben und sterben wie alle andern Wesen, beim Hinscheiden un¬<lb/> serer Erde wird deren Seele alle Menschenseelen mit sich führen und empor¬<lb/> heben, damit sie eine neue Laufbahn auf einem andern Weltkörper beginnen, z. B.<lb/> auf einem Kometen, der dann verdichtet und geebnet sein wird. Die Welten<lb/> bilden eine himmlische Rangordnung nach den Gruppen oder Universen, deren<lb/> Glieder sie sind. Die Menschheit des Saturn z. B. ist sehr vorgeschritten,<lb/> was der strahlende Ring, eine Art Heiligenschein, andeutet, der diesen Pla¬<lb/> neten umgiebt, und den unsre Erde ebenfalls bekommen wird, sobald die<lb/> Menschheit derselben in die Zeit der allgemeinen Harmonie eingetreten sein<lb/> wird. Das Grundgesetz der Welt ist die Liebe, die Zuneigung, die nicht nur<lb/> die Seelen, sondern auch die von uns für unbeseelt gehaltene Dinge erfüllt und<lb/> bewegt. Alles vom Sandkorn bis zur Sonne empfindet Zuneigung. „Das<lb/> Prinzip der „Angelbewegung der Himmelsmechanik", sagt der Fourierist<lb/> Toussenel, „ist die Zuneigung. Das höchste Glück der Gestirne wie aller belebten<lb/> Wesen besteht darin, zu erzeugen, ihre schöpferische Kraft zu bethätigen. Ohne<lb/> dieses gebieterische Bedürfniß, zu lieben und zu schaffen würden die Welten zu<lb/> Grunde gehen. Die Planeten, höhere Wesen als ihre Menschen, erzeugen aus<lb/> und durch sich selbst, sie besitzen das Vermögen, durch Verbindung ihrer Grund-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0310]
sind, und daß dieser Planet böser Einwirkungen (auf die Menschheit der Erde)
voll ist". Neuerdings aber hat Victor Hugo noch Schauerlicheres von ihm
phantasirt, wenn er singt:
„Saturn, ein Niesenball, ein Stern mit Todcsstrahlen!
Des Himmels Pest! Ein Kerkerpfuhl der finstern Nacht!
Ein Reich verflucht zu Noth, zu Pein, zu Qualen!
Der Holle Frost und co'ge Nacht!"
So geht es noch drei Strophen weiter. Seine Ringe kreisen „gierig lodernd"
um ihn, an seinem „ehernen Himmel wohnen die Schrecken", „die Sonne
flieht vor ihm", die andern Welten „schauen zu ihm, dem Quell des Jam¬
mers, zitternd hin".
Sehr wunderlich sind die Behauptungen, die Fourier und seine Schule
sich von den Planeten und ihrem Leben zusammenphantasirt haben. Nach
ihrer Meinung sind die verschiedenen lebenden Organismen, die Menschen,
Thiere und Pflanzen Erzeugnisse von Ausströmungen aus den magnetischen
Polen der Planeten, auf denen sie sich befinden, und die selbst belebte Wesen
sind. Da jeder Planet seine besonder Seele, seine eigene Sinnesart, seine nur
ihm zukommenden Leidenschaften und Triebe besitzt, so folgt, daß die Bevöl¬
kerung eines jeden seinem Charakter entspricht. Der Mensch steht keineswegs
höher als das Gestirn, das er bewohnt, im Gegentheil wird die Menschenseele
von der Seele ihres Planeten beherrscht, die ihn mit dem Schöpfer verbindet,
Die Planeten leben und sterben wie alle andern Wesen, beim Hinscheiden un¬
serer Erde wird deren Seele alle Menschenseelen mit sich führen und empor¬
heben, damit sie eine neue Laufbahn auf einem andern Weltkörper beginnen, z. B.
auf einem Kometen, der dann verdichtet und geebnet sein wird. Die Welten
bilden eine himmlische Rangordnung nach den Gruppen oder Universen, deren
Glieder sie sind. Die Menschheit des Saturn z. B. ist sehr vorgeschritten,
was der strahlende Ring, eine Art Heiligenschein, andeutet, der diesen Pla¬
neten umgiebt, und den unsre Erde ebenfalls bekommen wird, sobald die
Menschheit derselben in die Zeit der allgemeinen Harmonie eingetreten sein
wird. Das Grundgesetz der Welt ist die Liebe, die Zuneigung, die nicht nur
die Seelen, sondern auch die von uns für unbeseelt gehaltene Dinge erfüllt und
bewegt. Alles vom Sandkorn bis zur Sonne empfindet Zuneigung. „Das
Prinzip der „Angelbewegung der Himmelsmechanik", sagt der Fourierist
Toussenel, „ist die Zuneigung. Das höchste Glück der Gestirne wie aller belebten
Wesen besteht darin, zu erzeugen, ihre schöpferische Kraft zu bethätigen. Ohne
dieses gebieterische Bedürfniß, zu lieben und zu schaffen würden die Welten zu
Grunde gehen. Die Planeten, höhere Wesen als ihre Menschen, erzeugen aus
und durch sich selbst, sie besitzen das Vermögen, durch Verbindung ihrer Grund-
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