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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band.

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Staaten zu wenig, sondern darin, daß es dort zu viel Papiergeld giebt,
daß dies Papiergeld uneinlösbar und daher von schwankendem Werthe ist,
daß das amerikanische Volk mit seinem Reichthum schlecht gewirthschaftet hat
und daß die meisten öffentlichen Verwaltungen in Amerika die Städte und
Ernzelstaaten, ja die ganze Union leichtsinniger Weise mit Schulden überlastet
haben. Sie findet endlich, daß es die Ursache aller dieser großen Uebelstände
erneuern und noch vergrößern hieße, wenn man die Masse des uneinlösbaren
Papiergeldes vermehren wollte. Wir lassen die Platform der Demokraten
von New-Uork hier in wörtlicher Uebersetzung folgen; dieselbe lautet:

1) Gold und Silber sind das einzige gesetzliche Zahlungsmittel lMe puto
Iczgal tenäer), uneinlösbares Papiergeld ist nicht zulässig. -- 2) Die Rückkehr
zur Baarzcrhlung ist unausgesetzt anzubahnen; kein Schritt darf hier rück¬
wärts gethan werden. -- 3) Die Bundesschuld ist in klingender Münze
(coin) zu bezahlen; die Versprechungen der Nation müssen heilig gehalten
Werden. -- 4) Zoll- und Steuerreform (reveinis rstorm): nur der Einkünfte
wegen sind Zölle und Bundessteuern zu erheben; keine Betheiligung der Re¬
gierung bei Monopolen und kein Schutz derselben durch sie.*) -- 6) Selbst¬
regierung (Iioms rule): weise Beschränkung der Beamtenbesugnisse in den
Communen, den Einzelstaaten und der ganzen Union; keine übermäßige Cen¬
tralisation. -- 6) Gleiche und prompte Justiz für Alle: keine einseitig par¬
teiische Gesetzgebung (no partM leZislÄtion), keine einseitig parteiische Be¬
steuerung (ne> xartial taxation). -- 7) Eine freie Presse; keine Knebelungs¬
gesetze (no Mg la^of). -- 8) Freiheit des Individuums; gerechte Accise-
gesetze; keine Aufwandsgesetze (ne> suinptUÄrv Ja>of). 9) Strenge Ver¬
antwortlichkeit der öffentlichen Beamten durch eine verbesserte Civil- und Cri-
Minalgesetzgebung; aus öffentlichen Geldern darf kein Privatvortheil gezogen
werden. -- 10) Im Interesse des Gemeinwohls muß der Staat die Con¬
trolle über alle Corporationen haben, die von ihm Freibriefe oder Privilegien
erhalten haben. -- 11) Die herrschende Partei ist für die durch sie veran¬
laßte Gesetzgebung verantwortlich zu halten. -- 12) Das Präsidentenamt
ist ein öffentliches Vertrauensamt (a, xublio ernst), kein Privaterwerbniß (not
K private pöryuisitk); ein dritter Amtstermin des Präsidenten ist unzu¬
lässig. -- 13) Sparsamkeit in allen öffentlichen Ausgaben, damit die Arbeit
Möglichst wenig belastet werde.

Dieses Wahlprogramm der demokratischen Partei hat sicherlich einen ge¬
sunden metallischen Klang, jenen Klang, von dem der bekannte amerikanische
Finanzmann M c. Cullo es sagte, daß er den bisherigen Hartgelderklärungen



*) Wir empfehlen dem "gegen den Strom" schwimmenden Herrn v. Kardorff, der sich
so gern auf amerikanische Zoll- und Steuerpolitik beruft, angelegentlichst das Studium der
Platform der New-Borker Demokratie.

Staaten zu wenig, sondern darin, daß es dort zu viel Papiergeld giebt,
daß dies Papiergeld uneinlösbar und daher von schwankendem Werthe ist,
daß das amerikanische Volk mit seinem Reichthum schlecht gewirthschaftet hat
und daß die meisten öffentlichen Verwaltungen in Amerika die Städte und
Ernzelstaaten, ja die ganze Union leichtsinniger Weise mit Schulden überlastet
haben. Sie findet endlich, daß es die Ursache aller dieser großen Uebelstände
erneuern und noch vergrößern hieße, wenn man die Masse des uneinlösbaren
Papiergeldes vermehren wollte. Wir lassen die Platform der Demokraten
von New-Uork hier in wörtlicher Uebersetzung folgen; dieselbe lautet:

1) Gold und Silber sind das einzige gesetzliche Zahlungsmittel lMe puto
Iczgal tenäer), uneinlösbares Papiergeld ist nicht zulässig. — 2) Die Rückkehr
zur Baarzcrhlung ist unausgesetzt anzubahnen; kein Schritt darf hier rück¬
wärts gethan werden. — 3) Die Bundesschuld ist in klingender Münze
(coin) zu bezahlen; die Versprechungen der Nation müssen heilig gehalten
Werden. — 4) Zoll- und Steuerreform (reveinis rstorm): nur der Einkünfte
wegen sind Zölle und Bundessteuern zu erheben; keine Betheiligung der Re¬
gierung bei Monopolen und kein Schutz derselben durch sie.*) — 6) Selbst¬
regierung (Iioms rule): weise Beschränkung der Beamtenbesugnisse in den
Communen, den Einzelstaaten und der ganzen Union; keine übermäßige Cen¬
tralisation. — 6) Gleiche und prompte Justiz für Alle: keine einseitig par¬
teiische Gesetzgebung (no partM leZislÄtion), keine einseitig parteiische Be¬
steuerung (ne> xartial taxation). — 7) Eine freie Presse; keine Knebelungs¬
gesetze (no Mg la^of). — 8) Freiheit des Individuums; gerechte Accise-
gesetze; keine Aufwandsgesetze (ne> suinptUÄrv Ja>of). 9) Strenge Ver¬
antwortlichkeit der öffentlichen Beamten durch eine verbesserte Civil- und Cri-
Minalgesetzgebung; aus öffentlichen Geldern darf kein Privatvortheil gezogen
werden. — 10) Im Interesse des Gemeinwohls muß der Staat die Con¬
trolle über alle Corporationen haben, die von ihm Freibriefe oder Privilegien
erhalten haben. — 11) Die herrschende Partei ist für die durch sie veran¬
laßte Gesetzgebung verantwortlich zu halten. — 12) Das Präsidentenamt
ist ein öffentliches Vertrauensamt (a, xublio ernst), kein Privaterwerbniß (not
K private pöryuisitk); ein dritter Amtstermin des Präsidenten ist unzu¬
lässig. — 13) Sparsamkeit in allen öffentlichen Ausgaben, damit die Arbeit
Möglichst wenig belastet werde.

Dieses Wahlprogramm der demokratischen Partei hat sicherlich einen ge¬
sunden metallischen Klang, jenen Klang, von dem der bekannte amerikanische
Finanzmann M c. Cullo es sagte, daß er den bisherigen Hartgelderklärungen



*) Wir empfehlen dem „gegen den Strom" schwimmenden Herrn v. Kardorff, der sich
so gern auf amerikanische Zoll- und Steuerpolitik beruft, angelegentlichst das Studium der
Platform der New-Borker Demokratie.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148596/179>, abgerufen am 22.07.2024.