Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band.daß in obigen Rechnungen die Zusammenkunft auch ihr pecuniäres Echo findet. "Item gescheut den fremden meistern Steinmetzen oj kanndel wälisch Es war nämlich Sitte, daß den fremden zureisenden Meistern ein Ehren- Auf dem Regensburger von vielen Meistern und Gesellen besuchten Ka¬ Die erste Versammlung zu Regensburg, welcher andere zu Speier und So haben wir Meister und Gesellen desselben Handwerks alle die dann daß in obigen Rechnungen die Zusammenkunft auch ihr pecuniäres Echo findet. „Item gescheut den fremden meistern Steinmetzen oj kanndel wälisch Es war nämlich Sitte, daß den fremden zureisenden Meistern ein Ehren- Auf dem Regensburger von vielen Meistern und Gesellen besuchten Ka¬ Die erste Versammlung zu Regensburg, welcher andere zu Speier und So haben wir Meister und Gesellen desselben Handwerks alle die dann <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0150" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/134496"/> <p xml:id="ID_422" prev="#ID_421"> daß in obigen Rechnungen die Zusammenkunft auch ihr pecuniäres Echo findet.<lb/> Und in der That lesen wir folgende Kostenrechnung:</p><lb/> <p xml:id="ID_423"> „Item gescheut den fremden meistern Steinmetzen oj kanndel wälisch<lb/> Wein je ^' Koph um xjv obul- oj tardi frankenwein je 1 Koph um obul.<lb/> facit iij/S v^' den."</p><lb/> <p xml:id="ID_424"> Es war nämlich Sitte, daß den fremden zureisenden Meistern ein Ehren-<lb/> trunk zugebracht wurde, wozu ein schwerer italienischer Wein, Muscateller,<lb/> Malvasier und Rynfall (Rivoglio) genommen wurde. Auch Dürer berichtet<lb/> auf seiner Niederländischen Reise, daß ihm an verschiedenen Orten, wie Frank¬<lb/> furt, Mainz, Köln und Amsterdam der Ehrentrunk credenzt sei.</p><lb/> <p xml:id="ID_425"> Auf dem Regensburger von vielen Meistern und Gesellen besuchten Ka¬<lb/> pitel wurde nun das Zunftstatut der allgemeinen deutschen Bauhütte festge¬<lb/> stellt. Eine Original-Urkunde befindet sich zu Insbruck im Schatzarchive,<lb/> Lade 130. Dieselbe ist von Feil in den Berichten des Wiener Alterthums¬<lb/> vereins Bd. III. S. 301. mitgetheilt. Es giebt indessen noch eine ganze An¬<lb/> zahl zum Theil abweichender Recensionen. Eine derselben ist von Heideloff<lb/> in seiner Bauhütte des Mittelalters S. 34 ff. abgedruckt. Diese letztere ist<lb/> indessen nicht diejenige von 1459, wie Heideloff meint, sondern von 1480, wie<lb/> aus einer Vergleichung beider Recensionen hervorgeht.</p><lb/> <p xml:id="ID_426"> Die erste Versammlung zu Regensburg, welcher andere zu Speier und<lb/> Straßburg vorausgegangen waren, führte nämlich zu Differenzen mit der<lb/> Baseler Hütte, die sich nicht in allen Punkten einverstanden erklärte und den<lb/> berechtigten Eigenthümlichkeiten von Land und Leuten Rechnung getragen<lb/> wissen wollte. Die Sache wird in dem Bestätigungsbriese Kaiser Maximilian's<lb/> von 1498 folgendermaßen erwähnt:</p><lb/> <p xml:id="ID_427" next="#ID_428"> So haben wir Meister und Gesellen desselben Handwerks alle die dann<lb/> in Capitelsweise bei einander gewesen sind zu Speier, zu Straßburg und<lb/> Regensburg in dem Jahr da man zählte tausend vierhundert neunundfünfzig<lb/> im Namen und anstatt unser und aller Meister und Gesellen unsres ganzen<lb/> gemeinen Handwerkes obgemeld solch alt Herkommen erneuert und geläutert,<lb/> diese Ordnung und Bruderschaft gütlichen und freundlichen vereint und die<lb/> einhelliglich aufgesetzt auch gelobt und versprochen für uns und für all unsre<lb/> Nachkommen getreulich zu halten. Nun ist etlich Irrung gewesen<lb/> unter unserm Handwerk, darumb etlich Meister und Gesellen<lb/> zu Basel zusammen sind kommen im Jahr als man zählte<lb/> Tausend vierhundertneunzig und sieben darnach zu Straßburg<lb/> im acht und neunzigsten Jahre aber viel Meister und Gesellen zusammen sind<lb/> kommen und dasselb etliche Artikel gemildert, die zu hart sind gewesen im<lb/> Buche, dadurch diese Bruderschaft gehindert ist worden und haben beschlossen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0150]
daß in obigen Rechnungen die Zusammenkunft auch ihr pecuniäres Echo findet.
Und in der That lesen wir folgende Kostenrechnung:
„Item gescheut den fremden meistern Steinmetzen oj kanndel wälisch
Wein je ^' Koph um xjv obul- oj tardi frankenwein je 1 Koph um obul.
facit iij/S v^' den."
Es war nämlich Sitte, daß den fremden zureisenden Meistern ein Ehren-
trunk zugebracht wurde, wozu ein schwerer italienischer Wein, Muscateller,
Malvasier und Rynfall (Rivoglio) genommen wurde. Auch Dürer berichtet
auf seiner Niederländischen Reise, daß ihm an verschiedenen Orten, wie Frank¬
furt, Mainz, Köln und Amsterdam der Ehrentrunk credenzt sei.
Auf dem Regensburger von vielen Meistern und Gesellen besuchten Ka¬
pitel wurde nun das Zunftstatut der allgemeinen deutschen Bauhütte festge¬
stellt. Eine Original-Urkunde befindet sich zu Insbruck im Schatzarchive,
Lade 130. Dieselbe ist von Feil in den Berichten des Wiener Alterthums¬
vereins Bd. III. S. 301. mitgetheilt. Es giebt indessen noch eine ganze An¬
zahl zum Theil abweichender Recensionen. Eine derselben ist von Heideloff
in seiner Bauhütte des Mittelalters S. 34 ff. abgedruckt. Diese letztere ist
indessen nicht diejenige von 1459, wie Heideloff meint, sondern von 1480, wie
aus einer Vergleichung beider Recensionen hervorgeht.
Die erste Versammlung zu Regensburg, welcher andere zu Speier und
Straßburg vorausgegangen waren, führte nämlich zu Differenzen mit der
Baseler Hütte, die sich nicht in allen Punkten einverstanden erklärte und den
berechtigten Eigenthümlichkeiten von Land und Leuten Rechnung getragen
wissen wollte. Die Sache wird in dem Bestätigungsbriese Kaiser Maximilian's
von 1498 folgendermaßen erwähnt:
So haben wir Meister und Gesellen desselben Handwerks alle die dann
in Capitelsweise bei einander gewesen sind zu Speier, zu Straßburg und
Regensburg in dem Jahr da man zählte tausend vierhundert neunundfünfzig
im Namen und anstatt unser und aller Meister und Gesellen unsres ganzen
gemeinen Handwerkes obgemeld solch alt Herkommen erneuert und geläutert,
diese Ordnung und Bruderschaft gütlichen und freundlichen vereint und die
einhelliglich aufgesetzt auch gelobt und versprochen für uns und für all unsre
Nachkommen getreulich zu halten. Nun ist etlich Irrung gewesen
unter unserm Handwerk, darumb etlich Meister und Gesellen
zu Basel zusammen sind kommen im Jahr als man zählte
Tausend vierhundertneunzig und sieben darnach zu Straßburg
im acht und neunzigsten Jahre aber viel Meister und Gesellen zusammen sind
kommen und dasselb etliche Artikel gemildert, die zu hart sind gewesen im
Buche, dadurch diese Bruderschaft gehindert ist worden und haben beschlossen
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