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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.

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schaften im verflossenen Jahrzehnt in Großbritanien, Belgien, Frankreich und
Deutschland bereits eingeführt worden.

Die letztere besteht in Frankreich und Belgien, während in England und
Deutschland eine gemischte Einrichtung existirt, welche aber voraussichtlich
früher oder später ebenfalls zur völligen Centralisation der Notenausgabe
führen wird. Eine lehrreiche Analogie für diese Annahme gewährt die Bank¬
geschichte Frankreichs. Da bestanden bis zum Jahre 1848 neben der Bank
von Frankreich noch neun selbständige Provinzial-Zettelbanken in den Städten,
Rouen, Lyon, Havres, Lille, Toulouse, Orleans, Marseille, Nantes, Bordeaux.
Im Jahre 1848 wurden diese Provinzial-Zettelbanken aufgehoben und mit
der Bank von Frankreich vereinigt und das Capital der letzteren entsprechend
vermehrt. Die Gründe, welche zu diesem Schritt geführt hatten, lagen theils
in der Gebcchrung dieser Banken selbst, theils in allgemeinen Interessen.
Die Geschäftsführung dieser neun Banken hatte sich nämlich nicht durchweg
als vortheilhaft erwiesen.

Man klagte darüber -- und diese Klage fand auch in der Bank-Enquete
von 1865 noch ihren Wiederhall -- daß die Noten dieser Banken nicht leicht
außerhalb ihres Umkreises circulirten; daß die letzteren selbst nicht alle wünsch¬
bare Solidität darboten; daß ihre Hülfsquellen nicht immer genügend waren;
und daß mehrere unter ihnen ihren gewöhnlichen Discontosatz nur dadurch
aufrecht erhalten konnten, daß sie Discontirungen verweigerten. Der allge¬
meine Grund zur Fusion dieser Banken mit der Bank von Frankreich bestand
hauptsächlich darin, daß man die Notencirculation intensiv und extensiv zu
stärken hoffte. Derselbe fand in der nachfolgenden Erfahrung seine vollkom¬
mene Rechtfertigung. Die Noten der Bank von Frankreich gewannen in der
Folge mehr Credit und eine größere Umlaufsfähigkeit. Im ersten Jahre
zeigte der Gesammtnotenumlauf zwar keine wesentliche Veränderung, denn die
Bank von Frankreich gab 1848 126 Millionen Franken mehr Noten aus als
1847, wovon 80 Millionen um die hingezogenen Noten der Provinzial-
Zettelbanken zu ersetzen. Schon vom Jahre 1849 an sing der Notenumlauf
aber an beträchtlicher zu steigen, so daß es der Mühe lohnt, einen Blick aus
die nachfolgenden Zahlen zu werfen.


[Beginn Spaltensatz]
Im Jahre Notenumlauf der Bank von
Frankreich
1847 .... Fr. 247,166,200
1848 . . . . " 373,510,400 '
1840 ...... 434,089,000
1850 ..... 491,827,900
1851....." 529,546,800
1852 ....., 620,881,400
1853 . . . . " 660,108,300

[Spaltenumbruch]
Im Jahre Notenumlauf der Bank von
Frankreich
1854 .... Fr. 614,540,200
1855.....640,103,000
1856 . . . . ., 623,261,300
1857 ...... 605,350,200
1858 ... . . ., 624,907,000
1859 . . . . " 719,787,000
1860 . . . . " 749,715,300

[Ende Spaltensatz]

schaften im verflossenen Jahrzehnt in Großbritanien, Belgien, Frankreich und
Deutschland bereits eingeführt worden.

Die letztere besteht in Frankreich und Belgien, während in England und
Deutschland eine gemischte Einrichtung existirt, welche aber voraussichtlich
früher oder später ebenfalls zur völligen Centralisation der Notenausgabe
führen wird. Eine lehrreiche Analogie für diese Annahme gewährt die Bank¬
geschichte Frankreichs. Da bestanden bis zum Jahre 1848 neben der Bank
von Frankreich noch neun selbständige Provinzial-Zettelbanken in den Städten,
Rouen, Lyon, Havres, Lille, Toulouse, Orleans, Marseille, Nantes, Bordeaux.
Im Jahre 1848 wurden diese Provinzial-Zettelbanken aufgehoben und mit
der Bank von Frankreich vereinigt und das Capital der letzteren entsprechend
vermehrt. Die Gründe, welche zu diesem Schritt geführt hatten, lagen theils
in der Gebcchrung dieser Banken selbst, theils in allgemeinen Interessen.
Die Geschäftsführung dieser neun Banken hatte sich nämlich nicht durchweg
als vortheilhaft erwiesen.

Man klagte darüber — und diese Klage fand auch in der Bank-Enquete
von 1865 noch ihren Wiederhall — daß die Noten dieser Banken nicht leicht
außerhalb ihres Umkreises circulirten; daß die letzteren selbst nicht alle wünsch¬
bare Solidität darboten; daß ihre Hülfsquellen nicht immer genügend waren;
und daß mehrere unter ihnen ihren gewöhnlichen Discontosatz nur dadurch
aufrecht erhalten konnten, daß sie Discontirungen verweigerten. Der allge¬
meine Grund zur Fusion dieser Banken mit der Bank von Frankreich bestand
hauptsächlich darin, daß man die Notencirculation intensiv und extensiv zu
stärken hoffte. Derselbe fand in der nachfolgenden Erfahrung seine vollkom¬
mene Rechtfertigung. Die Noten der Bank von Frankreich gewannen in der
Folge mehr Credit und eine größere Umlaufsfähigkeit. Im ersten Jahre
zeigte der Gesammtnotenumlauf zwar keine wesentliche Veränderung, denn die
Bank von Frankreich gab 1848 126 Millionen Franken mehr Noten aus als
1847, wovon 80 Millionen um die hingezogenen Noten der Provinzial-
Zettelbanken zu ersetzen. Schon vom Jahre 1849 an sing der Notenumlauf
aber an beträchtlicher zu steigen, so daß es der Mühe lohnt, einen Blick aus
die nachfolgenden Zahlen zu werfen.


[Beginn Spaltensatz]
Im Jahre Notenumlauf der Bank von
Frankreich
1847 .... Fr. 247,166,200
1848 . . . . „ 373,510,400 '
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[Spaltenumbruch]
Im Jahre Notenumlauf der Bank von
Frankreich
1854 .... Fr. 614,540,200
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[0072] schaften im verflossenen Jahrzehnt in Großbritanien, Belgien, Frankreich und Deutschland bereits eingeführt worden. Die letztere besteht in Frankreich und Belgien, während in England und Deutschland eine gemischte Einrichtung existirt, welche aber voraussichtlich früher oder später ebenfalls zur völligen Centralisation der Notenausgabe führen wird. Eine lehrreiche Analogie für diese Annahme gewährt die Bank¬ geschichte Frankreichs. Da bestanden bis zum Jahre 1848 neben der Bank von Frankreich noch neun selbständige Provinzial-Zettelbanken in den Städten, Rouen, Lyon, Havres, Lille, Toulouse, Orleans, Marseille, Nantes, Bordeaux. Im Jahre 1848 wurden diese Provinzial-Zettelbanken aufgehoben und mit der Bank von Frankreich vereinigt und das Capital der letzteren entsprechend vermehrt. Die Gründe, welche zu diesem Schritt geführt hatten, lagen theils in der Gebcchrung dieser Banken selbst, theils in allgemeinen Interessen. Die Geschäftsführung dieser neun Banken hatte sich nämlich nicht durchweg als vortheilhaft erwiesen. Man klagte darüber — und diese Klage fand auch in der Bank-Enquete von 1865 noch ihren Wiederhall — daß die Noten dieser Banken nicht leicht außerhalb ihres Umkreises circulirten; daß die letzteren selbst nicht alle wünsch¬ bare Solidität darboten; daß ihre Hülfsquellen nicht immer genügend waren; und daß mehrere unter ihnen ihren gewöhnlichen Discontosatz nur dadurch aufrecht erhalten konnten, daß sie Discontirungen verweigerten. Der allge¬ meine Grund zur Fusion dieser Banken mit der Bank von Frankreich bestand hauptsächlich darin, daß man die Notencirculation intensiv und extensiv zu stärken hoffte. Derselbe fand in der nachfolgenden Erfahrung seine vollkom¬ mene Rechtfertigung. Die Noten der Bank von Frankreich gewannen in der Folge mehr Credit und eine größere Umlaufsfähigkeit. Im ersten Jahre zeigte der Gesammtnotenumlauf zwar keine wesentliche Veränderung, denn die Bank von Frankreich gab 1848 126 Millionen Franken mehr Noten aus als 1847, wovon 80 Millionen um die hingezogenen Noten der Provinzial- Zettelbanken zu ersetzen. Schon vom Jahre 1849 an sing der Notenumlauf aber an beträchtlicher zu steigen, so daß es der Mühe lohnt, einen Blick aus die nachfolgenden Zahlen zu werfen. Im Jahre Notenumlauf der Bank von Frankreich 1847 .... Fr. 247,166,200 1848 . . . . „ 373,510,400 ' 1840 ...... 434,089,000 1850 ..... 491,827,900 1851.....„ 529,546,800 1852 ....., 620,881,400 1853 . . . . „ 660,108,300 Im Jahre Notenumlauf der Bank von Frankreich 1854 .... Fr. 614,540,200 1855.....640,103,000 1856 . . . . ., 623,261,300 1857 ...... 605,350,200 1858 ... . . ., 624,907,000 1859 . . . . „ 719,787,000 1860 . . . . „ 749,715,300

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134976/72>, abgerufen am 06.02.2025.