Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.Albrecht von Braunschweig, sowie mit der Schlacht bei Sedemünden in Karl der Große hatte die Gegend, wo Hameln später entstand, dem Darauf griff der Bischof zum Schwerte, und seine Gegner thaten des¬ Nach dem hamelnschen Garnisonsprediger Fein, dem Andere beipflichte- Das klingt nicht gerade unverständig, ist aber ohne Hinzunahme eines Albrecht von Braunschweig, sowie mit der Schlacht bei Sedemünden in Karl der Große hatte die Gegend, wo Hameln später entstand, dem Darauf griff der Bischof zum Schwerte, und seine Gegner thaten des¬ Nach dem hamelnschen Garnisonsprediger Fein, dem Andere beipflichte- Das klingt nicht gerade unverständig, ist aber ohne Hinzunahme eines <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0506" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/133794"/> <p xml:id="ID_1719" prev="#ID_1718"> Albrecht von Braunschweig, sowie mit der Schlacht bei Sedemünden in<lb/> Verbindung.</p><lb/> <p xml:id="ID_1720"> Karl der Große hatte die Gegend, wo Hameln später entstand, dem<lb/> Abte von Fulda zu Lehen gegeben. Dieser übergab das Lehen an die Edeln<lb/> von Erzen, und als diese Familie ausstarb, kam es an die Grasen von<lb/> Eberstein, und der Abt von Fulda gab dazu seine Einwilligung. Später,<lb/> im Jahre 1239, wollte der damalige Abt Heinrich von Erthal, seine Hoheits¬<lb/> rechte über das inzwischen zur Stadt erwachsene und zu dem Herzog Albrecht<lb/> in ein Unterthänigkeitsverhältnisz getretene Hameln an den Bischof Widekind<lb/> von Minden verkaufen. Die Stadt und der Graf von Eberstein legten da¬<lb/> gegen Einspruch ein.</p><lb/> <p xml:id="ID_1721"> Darauf griff der Bischof zum Schwerte, und seine Gegner thaten des¬<lb/> gleichen. Bei Sedemünden, wo der Herzog Albrecht mit dem Grafen von<lb/> Wunstors und der wehrbaren hamelnschen Jugend Stellung genommen hatte,<lb/> kam es am 28. Juli 12S9 zur Schlacht mit den Bischöflichen, die nach heißem<lb/> Kampfe mit einem vollständigen Siege der letzteren endigte. Die Hameln¬<lb/> schen hatten dabei besonders starke Verluste erlitten, viele waren auf der<lb/> Wahlstatt geblieben, eine große Anzahl anderer wurde vom Bischof als<lb/> Gefangene fortgeführt. Um sie zurückzubekommen, unterwarf sich die Stadt<lb/> schon im October allen Forderungen Widekind's.</p><lb/> <p xml:id="ID_1722"> Nach dem hamelnschen Garnisonsprediger Fein, dem Andere beipflichte-<lb/> sen, wäre dieser Vorgang der Keim unsrer Sage. Die hamelnschen Kinder<lb/> gingen, wie dieser Erklärer meint, in den Berg, das heißt, sie wurden den<lb/> Augen ihrer Eltern durch die Berge vor dem Osterthore entzogen, als sie<lb/> dem Herzog Albrecht zu Hülse eilten. Sie kamen in Siebenbürgen wieder<lb/> heraus, das will sagen, die vom Bischof gefangen Weggeführten kehrten, als<lb/> man sich verglichen, durch die sieben Berge, die zwischen Hameln und Minden<lb/> liegen, nach der Stadt zurück. Der Rattenfänger könnte dann ein Abenteurer<lb/> sein, der den kriegerischen Sinn der Bürger durch Musik geweckt und belebt<lb/> hätte und der ausrückenden jungen Mannschaft als Pfeifer vorangegangen<lb/> wäre. Vielleicht war er auch der Anführer, als welcher er sich durch auf¬<lb/> fallende bunte Tracht auszeichnete, und erst nach dem traurigen Verlauf<lb/> der Sache mochte der Anführer als Verführer betrachtet worden sein und<lb/> als solcher mit allerhand Zuthat im Volksmunde fortgelebt haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1723" next="#ID_1724"> Das klingt nicht gerade unverständig, ist aber ohne Hinzunahme eines<lb/> andern Elementes nicht zu brauchen. Die Schlacht bei Sedemünden und<lb/> was ihr folgte, ist nur ein geschichtlicher Anhaltspunkt, an welchem eine aus<lb/> heidnischer Zeit im Volke der Wesergegenden, wie in allen Germanen, ja in<lb/> allen Ariern fortlebende Mythe sich krystallisirte. Der Rattenfänger von<lb/> Hameln ist wie das trojanische Pferd, das schon im indischen Epos vorkommt,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0506]
Albrecht von Braunschweig, sowie mit der Schlacht bei Sedemünden in
Verbindung.
Karl der Große hatte die Gegend, wo Hameln später entstand, dem
Abte von Fulda zu Lehen gegeben. Dieser übergab das Lehen an die Edeln
von Erzen, und als diese Familie ausstarb, kam es an die Grasen von
Eberstein, und der Abt von Fulda gab dazu seine Einwilligung. Später,
im Jahre 1239, wollte der damalige Abt Heinrich von Erthal, seine Hoheits¬
rechte über das inzwischen zur Stadt erwachsene und zu dem Herzog Albrecht
in ein Unterthänigkeitsverhältnisz getretene Hameln an den Bischof Widekind
von Minden verkaufen. Die Stadt und der Graf von Eberstein legten da¬
gegen Einspruch ein.
Darauf griff der Bischof zum Schwerte, und seine Gegner thaten des¬
gleichen. Bei Sedemünden, wo der Herzog Albrecht mit dem Grafen von
Wunstors und der wehrbaren hamelnschen Jugend Stellung genommen hatte,
kam es am 28. Juli 12S9 zur Schlacht mit den Bischöflichen, die nach heißem
Kampfe mit einem vollständigen Siege der letzteren endigte. Die Hameln¬
schen hatten dabei besonders starke Verluste erlitten, viele waren auf der
Wahlstatt geblieben, eine große Anzahl anderer wurde vom Bischof als
Gefangene fortgeführt. Um sie zurückzubekommen, unterwarf sich die Stadt
schon im October allen Forderungen Widekind's.
Nach dem hamelnschen Garnisonsprediger Fein, dem Andere beipflichte-
sen, wäre dieser Vorgang der Keim unsrer Sage. Die hamelnschen Kinder
gingen, wie dieser Erklärer meint, in den Berg, das heißt, sie wurden den
Augen ihrer Eltern durch die Berge vor dem Osterthore entzogen, als sie
dem Herzog Albrecht zu Hülse eilten. Sie kamen in Siebenbürgen wieder
heraus, das will sagen, die vom Bischof gefangen Weggeführten kehrten, als
man sich verglichen, durch die sieben Berge, die zwischen Hameln und Minden
liegen, nach der Stadt zurück. Der Rattenfänger könnte dann ein Abenteurer
sein, der den kriegerischen Sinn der Bürger durch Musik geweckt und belebt
hätte und der ausrückenden jungen Mannschaft als Pfeifer vorangegangen
wäre. Vielleicht war er auch der Anführer, als welcher er sich durch auf¬
fallende bunte Tracht auszeichnete, und erst nach dem traurigen Verlauf
der Sache mochte der Anführer als Verführer betrachtet worden sein und
als solcher mit allerhand Zuthat im Volksmunde fortgelebt haben.
Das klingt nicht gerade unverständig, ist aber ohne Hinzunahme eines
andern Elementes nicht zu brauchen. Die Schlacht bei Sedemünden und
was ihr folgte, ist nur ein geschichtlicher Anhaltspunkt, an welchem eine aus
heidnischer Zeit im Volke der Wesergegenden, wie in allen Germanen, ja in
allen Ariern fortlebende Mythe sich krystallisirte. Der Rattenfänger von
Hameln ist wie das trojanische Pferd, das schon im indischen Epos vorkommt,
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