Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.festigt ist." Mir würde es sicher ebenso wenig schwer fallen, als dies für Bekanntlich hatte Stein eine Anzahl von Gehülfen und Mitarbeitern Nun ist es allerdings eine der schwierigsten Aufgaben, genau abzumessen festigt ist." Mir würde es sicher ebenso wenig schwer fallen, als dies für Bekanntlich hatte Stein eine Anzahl von Gehülfen und Mitarbeitern Nun ist es allerdings eine der schwierigsten Aufgaben, genau abzumessen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0491" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/133779"/> <p xml:id="ID_1667" prev="#ID_1666"> festigt ist." Mir würde es sicher ebenso wenig schwer fallen, als dies für<lb/> Herrn Nasemann ein leichtes sein würde, aus der Provinz Preußen noch eine<lb/> Wolke von Zeugen herbeizuschaffen, die alle, von unbedingter Verehrung für<lb/> Schön erfüllt, aus die Richtigkeit seiner Erzählung sogar zu schwören sich<lb/> bereit erklaren würden. Es wäre andererseits leicht, aus dem Kreise der Zeit¬<lb/> genossen jenen Freunden eine stattliche Zahl von Anklägern und Gegnern<lb/> entgegenzustellen. Aber alle diese Aussagen der Freunde wie der Feinde<lb/> Schön's fallen hier nicht entscheidend ins Gewicht. Es gilt nicht auf Zeug¬<lb/> nisse sich zu berufen, die schließlich nichts als eine Wiederholung dessen sind,<lb/> was Schön einst den Zeugen mündlich erzählt hat; es gilt an den Resten<lb/> gleichzeitiger Ueberlieferung Schön's Erzählung zu prüfen oder doch Erwägun¬<lb/> gen anzustellen, die anderer Natur sind als Citate aus Schön's Munde oder<lb/> Wiederholuvg dieser Citate durch seine Freunde. Es wird aber nöthig sein,<lb/> dabei genau festzuhalten, um welche Behauptungen Schön's es sich eigentlich<lb/> handelt. Indem wir über ein Detail streiten, — und die Abfassung eines<lb/> Erlasses ist nichts weiter als ein einzelnes Detail, — müssen wir uns vorsehen,<lb/> daß wir nicht den Kernpunkt und die Tendenz der Schön'schen Erzählung<lb/> aus den Augen verlieren oder allzusehr abschwächen. Nach meiner Ansicht<lb/> steht im Grunde nicht sowohl der größere oder geringere Antheil<lb/> Schön's an jenen großen Thaten von 1807 —1813 in Frage, sondern recht<lb/> eigentlich der Anspruch Stein's an die Gesetzgebung, die seinen<lb/> Namen trägt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1668"> Bekanntlich hatte Stein eine Anzahl von Gehülfen und Mitarbeitern<lb/> um sich versammelt, durch deren Rath und Gutachten, durch deren persönliche<lb/> und amtliche Thätigkeit die von Stein projektirten und betriebenen Reformen<lb/> durchgeführt und thetlweise mit Gesetzeskraft bekleidet worden sind. Im Kreise<lb/> dieser Gehülfen und Mitarbeiter stand auch Schön; ja grade er war Einer<lb/> der thätigsten und rührigsten Genossen bei der Reformarbeit, wenn er nicht<lb/> vielleicht gradezu der thätigste und wirksamste Gehülfe Stein's zu nennen ist.<lb/> Die hervorragenden Verdienste Schön's um die neue Gesetzgebung sind bereit¬<lb/> willigst von allen Darstellern jener Zeit anerkannt. Mir ist es nicht gegen¬<lb/> wärtig, daß sie irgendwo in Abrede gestellt wären; selbstverständlich habe<lb/> ich niemals daran denken können, etwas von ihnen wegzustreichen. Ich<lb/> glaube auch nicht, daß Herr Nasemann beabsichtigt, mir diesen Vorwurf<lb/> zu machen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1669" next="#ID_1670"> Nun ist es allerdings eine der schwierigsten Aufgaben, genau abzumessen<lb/> und festzustellen, wie viel von dem Verdienste Aller an dem einzelnen Ge¬<lb/> setze jedem Einzelnen der Mitarbeiter zukommt. Wer von ihnen die Vorar¬<lb/> beiten, wer die Materialsammlung und Motivirung, wer etwa wichtige Ab¬<lb/> änderungen bei der Vorberathung und Vorbereitung eines neuen Gesetzes ge-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0491]
festigt ist." Mir würde es sicher ebenso wenig schwer fallen, als dies für
Herrn Nasemann ein leichtes sein würde, aus der Provinz Preußen noch eine
Wolke von Zeugen herbeizuschaffen, die alle, von unbedingter Verehrung für
Schön erfüllt, aus die Richtigkeit seiner Erzählung sogar zu schwören sich
bereit erklaren würden. Es wäre andererseits leicht, aus dem Kreise der Zeit¬
genossen jenen Freunden eine stattliche Zahl von Anklägern und Gegnern
entgegenzustellen. Aber alle diese Aussagen der Freunde wie der Feinde
Schön's fallen hier nicht entscheidend ins Gewicht. Es gilt nicht auf Zeug¬
nisse sich zu berufen, die schließlich nichts als eine Wiederholung dessen sind,
was Schön einst den Zeugen mündlich erzählt hat; es gilt an den Resten
gleichzeitiger Ueberlieferung Schön's Erzählung zu prüfen oder doch Erwägun¬
gen anzustellen, die anderer Natur sind als Citate aus Schön's Munde oder
Wiederholuvg dieser Citate durch seine Freunde. Es wird aber nöthig sein,
dabei genau festzuhalten, um welche Behauptungen Schön's es sich eigentlich
handelt. Indem wir über ein Detail streiten, — und die Abfassung eines
Erlasses ist nichts weiter als ein einzelnes Detail, — müssen wir uns vorsehen,
daß wir nicht den Kernpunkt und die Tendenz der Schön'schen Erzählung
aus den Augen verlieren oder allzusehr abschwächen. Nach meiner Ansicht
steht im Grunde nicht sowohl der größere oder geringere Antheil
Schön's an jenen großen Thaten von 1807 —1813 in Frage, sondern recht
eigentlich der Anspruch Stein's an die Gesetzgebung, die seinen
Namen trägt.
Bekanntlich hatte Stein eine Anzahl von Gehülfen und Mitarbeitern
um sich versammelt, durch deren Rath und Gutachten, durch deren persönliche
und amtliche Thätigkeit die von Stein projektirten und betriebenen Reformen
durchgeführt und thetlweise mit Gesetzeskraft bekleidet worden sind. Im Kreise
dieser Gehülfen und Mitarbeiter stand auch Schön; ja grade er war Einer
der thätigsten und rührigsten Genossen bei der Reformarbeit, wenn er nicht
vielleicht gradezu der thätigste und wirksamste Gehülfe Stein's zu nennen ist.
Die hervorragenden Verdienste Schön's um die neue Gesetzgebung sind bereit¬
willigst von allen Darstellern jener Zeit anerkannt. Mir ist es nicht gegen¬
wärtig, daß sie irgendwo in Abrede gestellt wären; selbstverständlich habe
ich niemals daran denken können, etwas von ihnen wegzustreichen. Ich
glaube auch nicht, daß Herr Nasemann beabsichtigt, mir diesen Vorwurf
zu machen.
Nun ist es allerdings eine der schwierigsten Aufgaben, genau abzumessen
und festzustellen, wie viel von dem Verdienste Aller an dem einzelnen Ge¬
setze jedem Einzelnen der Mitarbeiter zukommt. Wer von ihnen die Vorar¬
beiten, wer die Materialsammlung und Motivirung, wer etwa wichtige Ab¬
änderungen bei der Vorberathung und Vorbereitung eines neuen Gesetzes ge-
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