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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.

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12. Und wäre sodann Herr Erwin unter Zusage in fünf Jahren in's
Vaterland- zurückzukommen, mit dem Gelübde, Eid und Händedruck, was
Alles sie ihm erwiedert, von ihr schieden.

13. Nachdem hat sie mich beten, auf schickliche Weis Herrn Altendorfen
von seinem Vorhaben abzulenken, daß sie mög Ruh vor ihm haben.

14. Konnt aber nicht sogleich an ihn kommen, sintemahl er mich wenig
achtet und oft höhnischen Blicks anschaute.

13. Endlich hab aber meiner natürlichen Furchtsamkeit ein End gemacht,
und ihm vorstellt, wie das Fräulein Stell" nit könnt eingehen auf seine An¬
träge, weil sie durch feierliche Gelübde anders gebunden, was ein Edelherr
seiner Ehr zu gut schätzen müßt.

16. Wider Vermuthen war auch Herr Altendorf ganz freundlich,
dankte auch vor die Nachricht.,.....nun hier abstehe von seiner Nei¬
gung, aber das war eitel Schein, denn ihm wohnte im Herzen der Schalk.

17. In dieser Zeit nun war Anno 1637 noch ein sehr verarmter Herr
von Adel Herr Friedemann von Harras, aus dessen Stamm vor vielen Jahren
die Vikarey, auf der ich.....fundirt worden hierher, welcher bei.....
Heinrichen sich bittend erwirket die Einkünfte und Nutzungen solcher Bicarey
auf sein Lebzeit zu genießen, weshalb ich als fürstlich befehle, wie bekannt
worden, alsbald gerne daraus resignirte, in Maaßen Herr Waldenbeck
fort und fort siechte und mir Zuspruch geschah, solch Stelle nach seinem Tode
zu erhalten.

18. Wie es denn auch gär nit lange dauert, daß mein lieber Bruder
und Freund geschieden ist, wonach ich Pfarrer worden.

19. Als nun gedachter Herr Friedemann von Harras schon ziemlich
bejahrter mit seiner noch jugendlichen Frauen auf der Vicarey Einzug halten,
hat sich auch alsbald Herr von Altendorf bei ihm eingethan, und ist um
die Frauen herumgangen sodaß Fräulein Stella ansetzt Ruhe vor ihm hatte,
und seiner gänzlich loszusein glaubte, zumal er nur ganz fern sich ihr nahte.

20. Herr Friedemann von Harras hat aber solch fürstlich Gnad nicht
lang genossen, sondern ist darauf plötzlich verschieden, und hat dann die Wittib
von neuem bei Herrn Hertzog Mauritio Bitt eingelegt, solch Vicarey Nutzung
auf ihr Lebzeit gnädig zu überlassen, was ihr auch brieflich zugesichert worden,
mit Bemerk, daß nach derselben Tode die Vicarey der Kirch wieder anheim
fallen sollte.

21. Herr Altendorf hat darauf Harras Wittib gefreit, und hat eben nit
schön Verwaltung auf dem überlassenen Sitzthum trieben, sondern ist ganz
liederlich umgangen, weshalb die Einkünft nit zureichen mochten, und er Pfiff
und Schlenken mannigfach im Kopf trug.

22. Herr Soto, anmeist aber das Fra'illam stelln, welche im Geheim


12. Und wäre sodann Herr Erwin unter Zusage in fünf Jahren in's
Vaterland- zurückzukommen, mit dem Gelübde, Eid und Händedruck, was
Alles sie ihm erwiedert, von ihr schieden.

13. Nachdem hat sie mich beten, auf schickliche Weis Herrn Altendorfen
von seinem Vorhaben abzulenken, daß sie mög Ruh vor ihm haben.

14. Konnt aber nicht sogleich an ihn kommen, sintemahl er mich wenig
achtet und oft höhnischen Blicks anschaute.

13. Endlich hab aber meiner natürlichen Furchtsamkeit ein End gemacht,
und ihm vorstellt, wie das Fräulein Stell« nit könnt eingehen auf seine An¬
träge, weil sie durch feierliche Gelübde anders gebunden, was ein Edelherr
seiner Ehr zu gut schätzen müßt.

16. Wider Vermuthen war auch Herr Altendorf ganz freundlich,
dankte auch vor die Nachricht.,.....nun hier abstehe von seiner Nei¬
gung, aber das war eitel Schein, denn ihm wohnte im Herzen der Schalk.

17. In dieser Zeit nun war Anno 1637 noch ein sehr verarmter Herr
von Adel Herr Friedemann von Harras, aus dessen Stamm vor vielen Jahren
die Vikarey, auf der ich.....fundirt worden hierher, welcher bei.....
Heinrichen sich bittend erwirket die Einkünfte und Nutzungen solcher Bicarey
auf sein Lebzeit zu genießen, weshalb ich als fürstlich befehle, wie bekannt
worden, alsbald gerne daraus resignirte, in Maaßen Herr Waldenbeck
fort und fort siechte und mir Zuspruch geschah, solch Stelle nach seinem Tode
zu erhalten.

18. Wie es denn auch gär nit lange dauert, daß mein lieber Bruder
und Freund geschieden ist, wonach ich Pfarrer worden.

19. Als nun gedachter Herr Friedemann von Harras schon ziemlich
bejahrter mit seiner noch jugendlichen Frauen auf der Vicarey Einzug halten,
hat sich auch alsbald Herr von Altendorf bei ihm eingethan, und ist um
die Frauen herumgangen sodaß Fräulein Stella ansetzt Ruhe vor ihm hatte,
und seiner gänzlich loszusein glaubte, zumal er nur ganz fern sich ihr nahte.

20. Herr Friedemann von Harras hat aber solch fürstlich Gnad nicht
lang genossen, sondern ist darauf plötzlich verschieden, und hat dann die Wittib
von neuem bei Herrn Hertzog Mauritio Bitt eingelegt, solch Vicarey Nutzung
auf ihr Lebzeit gnädig zu überlassen, was ihr auch brieflich zugesichert worden,
mit Bemerk, daß nach derselben Tode die Vicarey der Kirch wieder anheim
fallen sollte.

21. Herr Altendorf hat darauf Harras Wittib gefreit, und hat eben nit
schön Verwaltung auf dem überlassenen Sitzthum trieben, sondern ist ganz
liederlich umgangen, weshalb die Einkünft nit zureichen mochten, und er Pfiff
und Schlenken mannigfach im Kopf trug.

22. Herr Soto, anmeist aber das Fra'illam stelln, welche im Geheim


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[0475] 12. Und wäre sodann Herr Erwin unter Zusage in fünf Jahren in's Vaterland- zurückzukommen, mit dem Gelübde, Eid und Händedruck, was Alles sie ihm erwiedert, von ihr schieden. 13. Nachdem hat sie mich beten, auf schickliche Weis Herrn Altendorfen von seinem Vorhaben abzulenken, daß sie mög Ruh vor ihm haben. 14. Konnt aber nicht sogleich an ihn kommen, sintemahl er mich wenig achtet und oft höhnischen Blicks anschaute. 13. Endlich hab aber meiner natürlichen Furchtsamkeit ein End gemacht, und ihm vorstellt, wie das Fräulein Stell« nit könnt eingehen auf seine An¬ träge, weil sie durch feierliche Gelübde anders gebunden, was ein Edelherr seiner Ehr zu gut schätzen müßt. 16. Wider Vermuthen war auch Herr Altendorf ganz freundlich, dankte auch vor die Nachricht.,.....nun hier abstehe von seiner Nei¬ gung, aber das war eitel Schein, denn ihm wohnte im Herzen der Schalk. 17. In dieser Zeit nun war Anno 1637 noch ein sehr verarmter Herr von Adel Herr Friedemann von Harras, aus dessen Stamm vor vielen Jahren die Vikarey, auf der ich.....fundirt worden hierher, welcher bei..... Heinrichen sich bittend erwirket die Einkünfte und Nutzungen solcher Bicarey auf sein Lebzeit zu genießen, weshalb ich als fürstlich befehle, wie bekannt worden, alsbald gerne daraus resignirte, in Maaßen Herr Waldenbeck fort und fort siechte und mir Zuspruch geschah, solch Stelle nach seinem Tode zu erhalten. 18. Wie es denn auch gär nit lange dauert, daß mein lieber Bruder und Freund geschieden ist, wonach ich Pfarrer worden. 19. Als nun gedachter Herr Friedemann von Harras schon ziemlich bejahrter mit seiner noch jugendlichen Frauen auf der Vicarey Einzug halten, hat sich auch alsbald Herr von Altendorf bei ihm eingethan, und ist um die Frauen herumgangen sodaß Fräulein Stella ansetzt Ruhe vor ihm hatte, und seiner gänzlich loszusein glaubte, zumal er nur ganz fern sich ihr nahte. 20. Herr Friedemann von Harras hat aber solch fürstlich Gnad nicht lang genossen, sondern ist darauf plötzlich verschieden, und hat dann die Wittib von neuem bei Herrn Hertzog Mauritio Bitt eingelegt, solch Vicarey Nutzung auf ihr Lebzeit gnädig zu überlassen, was ihr auch brieflich zugesichert worden, mit Bemerk, daß nach derselben Tode die Vicarey der Kirch wieder anheim fallen sollte. 21. Herr Altendorf hat darauf Harras Wittib gefreit, und hat eben nit schön Verwaltung auf dem überlassenen Sitzthum trieben, sondern ist ganz liederlich umgangen, weshalb die Einkünft nit zureichen mochten, und er Pfiff und Schlenken mannigfach im Kopf trug. 22. Herr Soto, anmeist aber das Fra'illam stelln, welche im Geheim

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134976/475>, abgerufen am 06.02.2025.