Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.Aber der Kaiser dachte anders. Wie ein unglücklicher Spieler sein Alles, Gegen 7 Uhr abends faßte er den Entschluß, die 24 Bataillone Zehn Bataillone der alten Garde traten den Marsch nach Belle-Alliance Den Angriff auf die britische Front bereitete die französische Artillerie Die alte Garde rückte in zwei Kolonnen von je 4 Bataillonen vor; 2 Die Garde-Kolonne links gelangte gar nicht bis auf die Höhe. Das Der Rückzug dieser zehn Garde-Bataillone zwang auch die Division, Quiot Aber der Kaiser dachte anders. Wie ein unglücklicher Spieler sein Alles, Gegen 7 Uhr abends faßte er den Entschluß, die 24 Bataillone Zehn Bataillone der alten Garde traten den Marsch nach Belle-Alliance Den Angriff auf die britische Front bereitete die französische Artillerie Die alte Garde rückte in zwei Kolonnen von je 4 Bataillonen vor; 2 Die Garde-Kolonne links gelangte gar nicht bis auf die Höhe. Das Der Rückzug dieser zehn Garde-Bataillone zwang auch die Division, Quiot <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0468" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/133756"/> <p xml:id="ID_1536"> Aber der Kaiser dachte anders. Wie ein unglücklicher Spieler sein Alles,<lb/> sein Letztes auf eine einzige Karte setzt, so versuchte Napoleon, mit den<lb/> Garden nicht nur das Mögliche zu retten, sondern das Unmögliche zu ge¬<lb/> winnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1537"> Gegen 7 Uhr abends faßte er den Entschluß, die 24 Bataillone<lb/> seiner Garden zu theilen zum Angriff auf die Mitte der eng¬<lb/> lischen Schlachstellung und zur Ver es eidigun g Plancenoits. Dem<lb/> Angriff gegen Wellington sollten sich alle noch verfügbaren Reste der Armee<lb/> anschließen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1538"> Zehn Bataillone der alten Garde traten den Marsch nach Belle-Alliance<lb/> an, um zwischen der Brüsseler Straße und Schloß Hougomont gegen das<lb/> englische Centrum vorzugehn. Zwölf Bataillone (davon 8 der jungen Garde)<lb/> wandten sich gegen Plancenoit. Zwei Garde-Bataillone blieben bei Ras-<lb/> somme zurück.</p><lb/> <p xml:id="ID_1539"> Den Angriff auf die britische Front bereitete die französische Artillerie<lb/> noch einmal durch eine heftige Kanonade vor; und wie früher an die Spitze<lb/> der Reiterkolonnen, so setzte sich Ney jetzt an die der alten Garde, welche mit<lb/> lautem Viviz l'ümxgi-tur! am Kaiser vorüberzog. Dieser selbst begab sich zur<lb/> Division Quiot, um sie über La Haye-Sainte vorzutreiben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1540"> Die alte Garde rückte in zwei Kolonnen von je 4 Bataillonen vor; 2<lb/> Bataillone folgten in Reserve. — Die Kolonne rechts stieß auf die englische<lb/> Garde-Brigade Maitland. Bis auf wenige Schritte kamen die bärenmützi-<lb/> gen Grenadiere heran; noch immer war nichts von den Briten zu sehen; denn<lb/> sie lagen, des feindlichen Geschützfeuers wegen, am Boden. Nur im Pulver¬<lb/> dampf der nächsten englischen Batterie erkannten die Grenadiere die Umrisse<lb/> einer Reitergruppe: — dort hielt der Herzog mit seinem Stäbe. — Auf ein¬<lb/> mal ertönte die scharfe Stimme Wellingtons „Dp gu^räh! make res.ä)'!"<lb/> Da erhoben sich die englischen Garden und ein furchtbares Feuer schmetterte<lb/> in die Franzosen; in einer Minute stürzten gegen 300 Mann todt oder ver¬<lb/> wundet zusammen. Ohne Kommando fing die alte Garde an, zu deployiren.<lb/> Das war ihr Verderben; ihre Verluste wuchsen dadurch, und nun ging die<lb/> englische Brigade Maitland zum Bajonettangriff vor. Die französische Kolonne<lb/> machte Kehrt. Vergebens schrie Ney, dem das fünfte Pferd unter dem Leibe<lb/> erschossen wurde, wüthend den Grenadieren zu: „leckes, lo savW-vous ltonc:<lb/> j>In» inoui-ir?" Es war umsonst; sie flohen zurück.</p><lb/> <p xml:id="ID_1541"> Die Garde-Kolonne links gelangte gar nicht bis auf die Höhe. Das<lb/> Kreuzfeuer und die Bajonettangriffe der Engländer warfen sie schon früher<lb/> zurück. Die beiden Reserve-Bataillone gingen mit zurück.</p><lb/> <p xml:id="ID_1542"> Der Rückzug dieser zehn Garde-Bataillone zwang auch die Division, Quiot<lb/> La Haye - Sainte zu räumen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0468]
Aber der Kaiser dachte anders. Wie ein unglücklicher Spieler sein Alles,
sein Letztes auf eine einzige Karte setzt, so versuchte Napoleon, mit den
Garden nicht nur das Mögliche zu retten, sondern das Unmögliche zu ge¬
winnen.
Gegen 7 Uhr abends faßte er den Entschluß, die 24 Bataillone
seiner Garden zu theilen zum Angriff auf die Mitte der eng¬
lischen Schlachstellung und zur Ver es eidigun g Plancenoits. Dem
Angriff gegen Wellington sollten sich alle noch verfügbaren Reste der Armee
anschließen.
Zehn Bataillone der alten Garde traten den Marsch nach Belle-Alliance
an, um zwischen der Brüsseler Straße und Schloß Hougomont gegen das
englische Centrum vorzugehn. Zwölf Bataillone (davon 8 der jungen Garde)
wandten sich gegen Plancenoit. Zwei Garde-Bataillone blieben bei Ras-
somme zurück.
Den Angriff auf die britische Front bereitete die französische Artillerie
noch einmal durch eine heftige Kanonade vor; und wie früher an die Spitze
der Reiterkolonnen, so setzte sich Ney jetzt an die der alten Garde, welche mit
lautem Viviz l'ümxgi-tur! am Kaiser vorüberzog. Dieser selbst begab sich zur
Division Quiot, um sie über La Haye-Sainte vorzutreiben.
Die alte Garde rückte in zwei Kolonnen von je 4 Bataillonen vor; 2
Bataillone folgten in Reserve. — Die Kolonne rechts stieß auf die englische
Garde-Brigade Maitland. Bis auf wenige Schritte kamen die bärenmützi-
gen Grenadiere heran; noch immer war nichts von den Briten zu sehen; denn
sie lagen, des feindlichen Geschützfeuers wegen, am Boden. Nur im Pulver¬
dampf der nächsten englischen Batterie erkannten die Grenadiere die Umrisse
einer Reitergruppe: — dort hielt der Herzog mit seinem Stäbe. — Auf ein¬
mal ertönte die scharfe Stimme Wellingtons „Dp gu^räh! make res.ä)'!"
Da erhoben sich die englischen Garden und ein furchtbares Feuer schmetterte
in die Franzosen; in einer Minute stürzten gegen 300 Mann todt oder ver¬
wundet zusammen. Ohne Kommando fing die alte Garde an, zu deployiren.
Das war ihr Verderben; ihre Verluste wuchsen dadurch, und nun ging die
englische Brigade Maitland zum Bajonettangriff vor. Die französische Kolonne
machte Kehrt. Vergebens schrie Ney, dem das fünfte Pferd unter dem Leibe
erschossen wurde, wüthend den Grenadieren zu: „leckes, lo savW-vous ltonc:
j>In» inoui-ir?" Es war umsonst; sie flohen zurück.
Die Garde-Kolonne links gelangte gar nicht bis auf die Höhe. Das
Kreuzfeuer und die Bajonettangriffe der Engländer warfen sie schon früher
zurück. Die beiden Reserve-Bataillone gingen mit zurück.
Der Rückzug dieser zehn Garde-Bataillone zwang auch die Division, Quiot
La Haye - Sainte zu räumen.
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