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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.

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das Zeichen des Kreuzes als das der Erlösung, sondern auch die Darstellung
der Person Christi als Gekreuzigter, als guter Hirt, als Himmelskönig, ferner
die Darstellung der Maria, des englischen Grußes, der vier Evangelisten, verschie¬
denster Märtyrer, ja sogar ganzer Gebete und die Leidenswerkzeuge Christi
mußten dazu dienen, um die Augen der staunenden Menge auf den Geistlichen
ZU lenken. Rechnen wir noch hinzu, die Kostbarkeit des Materiales, der
leuchtenden Seide und des schimmernden Goldes und daß die Hände der
Fürstinnen oft an diesen Gewändern thätig waren, so wird uns Niemand
verübeln, wenn wir in der Kleiderpracht ein Haupt-Mittel zum Würdencul-
ws sehen, sie muß nothwendig mit letzterem fallen. Ich will die künstlerische
Bedeutung so vieler herrlichen Arbeiten, die im Dienste dieses verderblichen
Cultus entstanden sind, nicht unterschätzen, aber dennoch müssen von nun an
diese kunstvollen Gewänder in die historische Rumpelkammer der Museen
Wandern. Uebertragt auf die Wände des Gotteshauses und auf den Altar
diese auf dem Körper getragenen Bilder und Ornamente, denn dort soll Alles
herrlich sein, damit ein Jeder den Eindruck erhalte, daß Alles ohne Aus¬
nahme das Lob Gottes verkünde. Soll aber, so höre ich fragen, der Priester
sich in Nichts vom Laien unterscheiden? Gewiß antworte ich: Gebt ihm
den weißen Ueberwurf und die Stola, denn beide bedeuten die Priesterschaft,
nämlich die Reinheit der Gesinnung und die Binde, welche in der Religion
^oll mit dem Menschen vereinigt.

In Bezug auf die Heiligen-Darstellung ist zu wünschen, daß jede wahre
Poesie der Legende gerettet, jedes Zerrbild aber verbannt werde. Die Martyr¬
ien sind oft nur Greuelscenen, die für Barbaren gemalt und gemeißelt
sind. Die Passion Christi wird auch in dieser Weise von zünftigen Hand-
Werks-Malern verunstaltet und herabgewürdigt.

Wenn nach diesen Andeutungen die christliche Kunst, am Kulturkampfe
unserer Zeit sich betheiligen wollte, so könnte sie unsere Tage auch in der
Kunstgeschichte zu hochbedeutsamen machen und jenem Kampfe manches von
^ner Schärfe und Bitterkeit nehmen, ihn geistig und ideal durchdringend
^d h Friedrich Fischbach. eiligend




Jas Amtschthum in Ungarn vor der Einwanderung
der Magyaren.

Seitdem der "Ausgleich" von 1867 die Länder der Stephanskrone fast
^ständig neben die westliche Reichshälfte Oesterreichs gestellt hat. ist dort der
'"der der Nationalitäten noch nicht wieder zur Ruhe gekommen. Mit einer


das Zeichen des Kreuzes als das der Erlösung, sondern auch die Darstellung
der Person Christi als Gekreuzigter, als guter Hirt, als Himmelskönig, ferner
die Darstellung der Maria, des englischen Grußes, der vier Evangelisten, verschie¬
denster Märtyrer, ja sogar ganzer Gebete und die Leidenswerkzeuge Christi
mußten dazu dienen, um die Augen der staunenden Menge auf den Geistlichen
ZU lenken. Rechnen wir noch hinzu, die Kostbarkeit des Materiales, der
leuchtenden Seide und des schimmernden Goldes und daß die Hände der
Fürstinnen oft an diesen Gewändern thätig waren, so wird uns Niemand
verübeln, wenn wir in der Kleiderpracht ein Haupt-Mittel zum Würdencul-
ws sehen, sie muß nothwendig mit letzterem fallen. Ich will die künstlerische
Bedeutung so vieler herrlichen Arbeiten, die im Dienste dieses verderblichen
Cultus entstanden sind, nicht unterschätzen, aber dennoch müssen von nun an
diese kunstvollen Gewänder in die historische Rumpelkammer der Museen
Wandern. Uebertragt auf die Wände des Gotteshauses und auf den Altar
diese auf dem Körper getragenen Bilder und Ornamente, denn dort soll Alles
herrlich sein, damit ein Jeder den Eindruck erhalte, daß Alles ohne Aus¬
nahme das Lob Gottes verkünde. Soll aber, so höre ich fragen, der Priester
sich in Nichts vom Laien unterscheiden? Gewiß antworte ich: Gebt ihm
den weißen Ueberwurf und die Stola, denn beide bedeuten die Priesterschaft,
nämlich die Reinheit der Gesinnung und die Binde, welche in der Religion
^oll mit dem Menschen vereinigt.

In Bezug auf die Heiligen-Darstellung ist zu wünschen, daß jede wahre
Poesie der Legende gerettet, jedes Zerrbild aber verbannt werde. Die Martyr¬
ien sind oft nur Greuelscenen, die für Barbaren gemalt und gemeißelt
sind. Die Passion Christi wird auch in dieser Weise von zünftigen Hand-
Werks-Malern verunstaltet und herabgewürdigt.

Wenn nach diesen Andeutungen die christliche Kunst, am Kulturkampfe
unserer Zeit sich betheiligen wollte, so könnte sie unsere Tage auch in der
Kunstgeschichte zu hochbedeutsamen machen und jenem Kampfe manches von
^ner Schärfe und Bitterkeit nehmen, ihn geistig und ideal durchdringend
^d h Friedrich Fischbach. eiligend




Jas Amtschthum in Ungarn vor der Einwanderung
der Magyaren.

Seitdem der „Ausgleich" von 1867 die Länder der Stephanskrone fast
^ständig neben die westliche Reichshälfte Oesterreichs gestellt hat. ist dort der
'"der der Nationalitäten noch nicht wieder zur Ruhe gekommen. Mit einer


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[0427] das Zeichen des Kreuzes als das der Erlösung, sondern auch die Darstellung der Person Christi als Gekreuzigter, als guter Hirt, als Himmelskönig, ferner die Darstellung der Maria, des englischen Grußes, der vier Evangelisten, verschie¬ denster Märtyrer, ja sogar ganzer Gebete und die Leidenswerkzeuge Christi mußten dazu dienen, um die Augen der staunenden Menge auf den Geistlichen ZU lenken. Rechnen wir noch hinzu, die Kostbarkeit des Materiales, der leuchtenden Seide und des schimmernden Goldes und daß die Hände der Fürstinnen oft an diesen Gewändern thätig waren, so wird uns Niemand verübeln, wenn wir in der Kleiderpracht ein Haupt-Mittel zum Würdencul- ws sehen, sie muß nothwendig mit letzterem fallen. Ich will die künstlerische Bedeutung so vieler herrlichen Arbeiten, die im Dienste dieses verderblichen Cultus entstanden sind, nicht unterschätzen, aber dennoch müssen von nun an diese kunstvollen Gewänder in die historische Rumpelkammer der Museen Wandern. Uebertragt auf die Wände des Gotteshauses und auf den Altar diese auf dem Körper getragenen Bilder und Ornamente, denn dort soll Alles herrlich sein, damit ein Jeder den Eindruck erhalte, daß Alles ohne Aus¬ nahme das Lob Gottes verkünde. Soll aber, so höre ich fragen, der Priester sich in Nichts vom Laien unterscheiden? Gewiß antworte ich: Gebt ihm den weißen Ueberwurf und die Stola, denn beide bedeuten die Priesterschaft, nämlich die Reinheit der Gesinnung und die Binde, welche in der Religion ^oll mit dem Menschen vereinigt. In Bezug auf die Heiligen-Darstellung ist zu wünschen, daß jede wahre Poesie der Legende gerettet, jedes Zerrbild aber verbannt werde. Die Martyr¬ ien sind oft nur Greuelscenen, die für Barbaren gemalt und gemeißelt sind. Die Passion Christi wird auch in dieser Weise von zünftigen Hand- Werks-Malern verunstaltet und herabgewürdigt. Wenn nach diesen Andeutungen die christliche Kunst, am Kulturkampfe unserer Zeit sich betheiligen wollte, so könnte sie unsere Tage auch in der Kunstgeschichte zu hochbedeutsamen machen und jenem Kampfe manches von ^ner Schärfe und Bitterkeit nehmen, ihn geistig und ideal durchdringend ^d h Friedrich Fischbach. eiligend Jas Amtschthum in Ungarn vor der Einwanderung der Magyaren. Seitdem der „Ausgleich" von 1867 die Länder der Stephanskrone fast ^ständig neben die westliche Reichshälfte Oesterreichs gestellt hat. ist dort der '"der der Nationalitäten noch nicht wieder zur Ruhe gekommen. Mit einer

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134976/427>, abgerufen am 05.02.2025.