Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.Landtags stärker vertreten sein, als im "Negierungsclub" so wird gewiß die Wir glauben damit den engen Zusammenhang der kirchenpolitischen Dennoch hatte die von Mainz aus direct mit der Colportage der Adresse Sachlich ist diese Erklärung des Bischofs so bedeutungslos, wie das Or¬ Landtags stärker vertreten sein, als im „Negierungsclub" so wird gewiß die Wir glauben damit den engen Zusammenhang der kirchenpolitischen Dennoch hatte die von Mainz aus direct mit der Colportage der Adresse Sachlich ist diese Erklärung des Bischofs so bedeutungslos, wie das Or¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0042" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/133330"/> <p xml:id="ID_117" prev="#ID_116"> Landtags stärker vertreten sein, als im „Negierungsclub" so wird gewiß die<lb/> Auffrischung nur wohlthätig auf den Letzteren einwirken.</p><lb/> <p xml:id="ID_118"> Wir glauben damit den engen Zusammenhang der kirchenpolitischen<lb/> Frage, wie wir sie früher skizzirt, mit der nationalen Parteipolitik innerhalb<lb/> Landes klar dargethan zu haben.--Inzwischen hat auch der Bischof von<lb/> Hefele sich in den letzten Tagen wieder etwas bemerklich gemacht. Derselbe<lb/> hat nämlich, als ihm Herr von Loe in Mainz die bekannte Papstadresse mit<lb/> dem Ersuchen um deren amtliche Verbreitung in der Diöcese zusandte, er¬<lb/> widert: „daß das bischöfliche Ordinariat sich mit der Versendung der bewu߬<lb/> ten Adreßformulare an die katholischen Gemeinden des Landes aus verschie¬<lb/> denen Gründen nicht befassen könne, namentlich auch darum nicht, weil wir<lb/> unsererseits durchaus nicht sagen können, unsere weltliche Regierung habe ihre<lb/> gegen die Kirche ergriffenen Maßregeln neuerdings noch vermehrt."</p><lb/> <p xml:id="ID_119"> Dennoch hatte die von Mainz aus direct mit der Colportage der Adresse<lb/> betraute Redaction des Anzeigers vom Jpf die Billigung der Adresse durch<lb/> den Bischof behauptet, worauf derselbe in offieiöser Weise die eben ausgeho¬<lb/> bene Stelle seines Briefs an Herrn von Los, — welche sich allerdings nur<lb/> auf die amtliche Verbreitung bezieht — im deutschen Volksblatt publi-<lb/> ciren ließ.</p><lb/> <p xml:id="ID_120"> Sachlich ist diese Erklärung des Bischofs so bedeutungslos, wie das Or¬<lb/> gan, in welchem sie erfolgte. Die Curie hat allen Grund, mit der Haltung<lb/> des Herrn v. Hefele, auch wenn er die Japstadresse nicht selbst verbreitet, zu¬<lb/> frieden zu sein. Thatsächlich wird ja längst die ganze Diöcese von Mainz<lb/> aus regiert — die wenigen noch vorhandenen Geistlichen der alten Schule<lb/> sind durch ein sorgfältig organisirtes Denunciationssystem in ihrem Einfluß<lb/> völlig paralystrt —; Herr v. Hefele aber sichert gerade, indem er der Regie¬<lb/> rung jeden Anlaß zu einem Conflict von sich aus zu entwinden sucht, der<lb/> Partei des Herrn v. Ketteler ihre unbedingte Herrschaft über Kirche und Schule<lb/> in Württemberg. So lange Herr v. Hefele auf das thatsächliche Regiment<lb/> seines Mainzer Collegen im eigenen Hause nicht eifersüchtig wird, gönnt ihm<lb/> die Curie gern ein ruhiges Stillleben bis ans Ende seiner Tage. Ganz so<lb/> verhält es sich auch mit dem Preßorgan des Herrn v. Hefele, dem soeben<lb/> wieder erstandenen deutschen Volksblatt. Das katholische Volk liest ganz an¬<lb/> dere Blätter als das Organ des Rottenburger Bischofs: ja letzteres ist als<lb/> Volksleetüre vom Clerus geradezu verpönt, aber um so werthvoller ist seine<lb/> Existenz zur Irreleitung der mit der katholischen Bewegung weniger vertrau¬<lb/> ten protestantischen Kreise der Residenz: es täuscht objectiv über den wahren<lb/> Zustand der Dinge, und ist damit das passende Pendant des Herrn v. He¬<lb/> f<note type="byline"> «.</note> ele selbst. ' </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0042]
Landtags stärker vertreten sein, als im „Negierungsclub" so wird gewiß die
Auffrischung nur wohlthätig auf den Letzteren einwirken.
Wir glauben damit den engen Zusammenhang der kirchenpolitischen
Frage, wie wir sie früher skizzirt, mit der nationalen Parteipolitik innerhalb
Landes klar dargethan zu haben.--Inzwischen hat auch der Bischof von
Hefele sich in den letzten Tagen wieder etwas bemerklich gemacht. Derselbe
hat nämlich, als ihm Herr von Loe in Mainz die bekannte Papstadresse mit
dem Ersuchen um deren amtliche Verbreitung in der Diöcese zusandte, er¬
widert: „daß das bischöfliche Ordinariat sich mit der Versendung der bewu߬
ten Adreßformulare an die katholischen Gemeinden des Landes aus verschie¬
denen Gründen nicht befassen könne, namentlich auch darum nicht, weil wir
unsererseits durchaus nicht sagen können, unsere weltliche Regierung habe ihre
gegen die Kirche ergriffenen Maßregeln neuerdings noch vermehrt."
Dennoch hatte die von Mainz aus direct mit der Colportage der Adresse
betraute Redaction des Anzeigers vom Jpf die Billigung der Adresse durch
den Bischof behauptet, worauf derselbe in offieiöser Weise die eben ausgeho¬
bene Stelle seines Briefs an Herrn von Los, — welche sich allerdings nur
auf die amtliche Verbreitung bezieht — im deutschen Volksblatt publi-
ciren ließ.
Sachlich ist diese Erklärung des Bischofs so bedeutungslos, wie das Or¬
gan, in welchem sie erfolgte. Die Curie hat allen Grund, mit der Haltung
des Herrn v. Hefele, auch wenn er die Japstadresse nicht selbst verbreitet, zu¬
frieden zu sein. Thatsächlich wird ja längst die ganze Diöcese von Mainz
aus regiert — die wenigen noch vorhandenen Geistlichen der alten Schule
sind durch ein sorgfältig organisirtes Denunciationssystem in ihrem Einfluß
völlig paralystrt —; Herr v. Hefele aber sichert gerade, indem er der Regie¬
rung jeden Anlaß zu einem Conflict von sich aus zu entwinden sucht, der
Partei des Herrn v. Ketteler ihre unbedingte Herrschaft über Kirche und Schule
in Württemberg. So lange Herr v. Hefele auf das thatsächliche Regiment
seines Mainzer Collegen im eigenen Hause nicht eifersüchtig wird, gönnt ihm
die Curie gern ein ruhiges Stillleben bis ans Ende seiner Tage. Ganz so
verhält es sich auch mit dem Preßorgan des Herrn v. Hefele, dem soeben
wieder erstandenen deutschen Volksblatt. Das katholische Volk liest ganz an¬
dere Blätter als das Organ des Rottenburger Bischofs: ja letzteres ist als
Volksleetüre vom Clerus geradezu verpönt, aber um so werthvoller ist seine
Existenz zur Irreleitung der mit der katholischen Bewegung weniger vertrau¬
ten protestantischen Kreise der Residenz: es täuscht objectiv über den wahren
Zustand der Dinge, und ist damit das passende Pendant des Herrn v. He¬
f «. ele selbst. '
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