Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.Scheidungen gekommen wäre. Es war e!n Vorpostenkrieg, der sich im Grunde Von den kleinen Kämpfen zieht nur einer unsere Blicke auf sich, sowohl Es war dies der letzte größere Bortheil, den die Franzosen erfochten- ') Sieger, Geschichte Franz Sforza's. --
Scheidungen gekommen wäre. Es war e!n Vorpostenkrieg, der sich im Grunde Von den kleinen Kämpfen zieht nur einer unsere Blicke auf sich, sowohl Es war dies der letzte größere Bortheil, den die Franzosen erfochten- ') Sieger, Geschichte Franz Sforza's. —
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0382" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/133670"/> <p xml:id="ID_1220" prev="#ID_1219"> Scheidungen gekommen wäre. Es war e!n Vorpostenkrieg, der sich im Grunde<lb/> genommen darum drehte, welche der beiden Parteien von den im Frühling<lb/> nach den Abruzzen ziehenden Heerden den Zoll erheben solle. Ehe dieser<lb/> Streitpunkt mit den Waffen entschieden wurde, sollen 600,000 Stück kleineres<lb/> und 200,000 Stück größeres Bich zu Grunde gegangen sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_1221"> Von den kleinen Kämpfen zieht nur einer unsere Blicke auf sich, sowohl<lb/> wegen seiner Rühmlichkeit für deutsche Landsleute als weil er lehrt, wie richtig<lb/> Gonzalo de Cordova urtheilte, als er die allzulanger deutschen Piken verwarf.<lb/> — 700 deutsche Knechte in aragonischem Solde marschierten unter dem Haupt¬<lb/> mann Heiderlin von Troia nach Luceria. Sie waren völlig ohne Reiterei<lb/> und ohne Geschütz. Unterwegs stießen sie unvermuthet auf das französische<lb/> Heer. Sie setzten im Viereck ihren Marsch fort, und wie oft auch die fran¬<lb/> zösische Gendarmerie attakirte; der undurchdringliche Pikenwald trieb sie jedes¬<lb/> mal zurück. Die Argoulets beschossen das Viereck nun mit Arkebusen; eine<lb/> große Zahl fiel; aber die andern setzten ihren Weg unerschüttert fort. Keiner<lb/> dachte an Flucht oder Ergebung. So gelangten sie an den Chilone-Fluß,<lb/> und hier mußten sie, um ihn zu Passiren, ihr Viereck auflösen. An das Ufer<lb/> aber waren ihnen feindliche Gensdarmes vorausgeeilt und erwarteten sie.<lb/> Nach aufgelöster Ordnung wurde die Pinke nutzlos und die Deutschen fielen<lb/> bis auf den letzten Mann.*)</p><lb/> <p xml:id="ID_1222" next="#ID_1223"> Es war dies der letzte größere Bortheil, den die Franzosen erfochten-<lb/> Gonzalo manövrirte so geschickt, daß die Gegner immer weiter nordwärts<lb/> gedrängt wurden. Die militärischen Erfolge wurden, wie gewöhnlich, von<lb/> politischen begleitet. Die Colonnas traten zur aragonischer Partei über-<lb/> Die Benetianer sandten Ferrantin 800 Gendarmes, 600 leichte Reiter und<lb/> 3000 Fußgänger unter dem Markgrafen von Mantua zu Hilfe und liehen<lb/> ihm 15,000 Ducaten. — Dennoch hätten sich die Franzosen wohl halten<lb/> können, wenn ihnen König Charles zur Bezahlung der Schweizer auch nur<lb/> einen Theil der großen Geldsummen gesandt hätte, welche er damals für sein<lb/> Vergnügen verschwendete; aber das geschah nicht. Die feindlichen Befehls¬<lb/> haber, welche Montpensier's Verlegenheit kannten, wichen der von ihm bet<lb/> Benevent angebotenen Schlacht klüglich aus, und nun verließ ihn ein großer<lb/> Theil seiner fremden Söldner. Vergeblich suchte er sich durch einen raschen<lb/> Marsch nach Venosa einer ihn bedrohenden Umzingelung durch den Feind zu<lb/> entziehn. Bald war das französische Heer zu Atella in Folge meisterhafter<lb/> Schachzüge von der vereinten Macht der Aragonesen eingeschlossen, und hier<lb/> wo ihm jede Zufuhr abgeschnitten war, sah es sich, verlassen von dem in<lb/> Hofgenüsse und Liebestaumel versunkenen Könige, nach 32tägiger Anschließung</p><lb/> <note xml:id="FID_85" place="foot"> ') Sieger, Geschichte Franz Sforza's. —</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0382]
Scheidungen gekommen wäre. Es war e!n Vorpostenkrieg, der sich im Grunde
genommen darum drehte, welche der beiden Parteien von den im Frühling
nach den Abruzzen ziehenden Heerden den Zoll erheben solle. Ehe dieser
Streitpunkt mit den Waffen entschieden wurde, sollen 600,000 Stück kleineres
und 200,000 Stück größeres Bich zu Grunde gegangen sein.
Von den kleinen Kämpfen zieht nur einer unsere Blicke auf sich, sowohl
wegen seiner Rühmlichkeit für deutsche Landsleute als weil er lehrt, wie richtig
Gonzalo de Cordova urtheilte, als er die allzulanger deutschen Piken verwarf.
— 700 deutsche Knechte in aragonischem Solde marschierten unter dem Haupt¬
mann Heiderlin von Troia nach Luceria. Sie waren völlig ohne Reiterei
und ohne Geschütz. Unterwegs stießen sie unvermuthet auf das französische
Heer. Sie setzten im Viereck ihren Marsch fort, und wie oft auch die fran¬
zösische Gendarmerie attakirte; der undurchdringliche Pikenwald trieb sie jedes¬
mal zurück. Die Argoulets beschossen das Viereck nun mit Arkebusen; eine
große Zahl fiel; aber die andern setzten ihren Weg unerschüttert fort. Keiner
dachte an Flucht oder Ergebung. So gelangten sie an den Chilone-Fluß,
und hier mußten sie, um ihn zu Passiren, ihr Viereck auflösen. An das Ufer
aber waren ihnen feindliche Gensdarmes vorausgeeilt und erwarteten sie.
Nach aufgelöster Ordnung wurde die Pinke nutzlos und die Deutschen fielen
bis auf den letzten Mann.*)
Es war dies der letzte größere Bortheil, den die Franzosen erfochten-
Gonzalo manövrirte so geschickt, daß die Gegner immer weiter nordwärts
gedrängt wurden. Die militärischen Erfolge wurden, wie gewöhnlich, von
politischen begleitet. Die Colonnas traten zur aragonischer Partei über-
Die Benetianer sandten Ferrantin 800 Gendarmes, 600 leichte Reiter und
3000 Fußgänger unter dem Markgrafen von Mantua zu Hilfe und liehen
ihm 15,000 Ducaten. — Dennoch hätten sich die Franzosen wohl halten
können, wenn ihnen König Charles zur Bezahlung der Schweizer auch nur
einen Theil der großen Geldsummen gesandt hätte, welche er damals für sein
Vergnügen verschwendete; aber das geschah nicht. Die feindlichen Befehls¬
haber, welche Montpensier's Verlegenheit kannten, wichen der von ihm bet
Benevent angebotenen Schlacht klüglich aus, und nun verließ ihn ein großer
Theil seiner fremden Söldner. Vergeblich suchte er sich durch einen raschen
Marsch nach Venosa einer ihn bedrohenden Umzingelung durch den Feind zu
entziehn. Bald war das französische Heer zu Atella in Folge meisterhafter
Schachzüge von der vereinten Macht der Aragonesen eingeschlossen, und hier
wo ihm jede Zufuhr abgeschnitten war, sah es sich, verlassen von dem in
Hofgenüsse und Liebestaumel versunkenen Könige, nach 32tägiger Anschließung
') Sieger, Geschichte Franz Sforza's. —
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