Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.Es scheint, als ob der Flußübergang den Mailändern mehr Mühe ver¬ Weit gefährlicher als dieser Anfall in der Front der Avantgarde war Eine günstigere Wendung für die Franzosen nahm der Kampf, als das Daß Fußvolk eilte nach; die Kerntruppe der schweren Reiter erlag ') ilsmoiros So I^tremvMv.
Es scheint, als ob der Flußübergang den Mailändern mehr Mühe ver¬ Weit gefährlicher als dieser Anfall in der Front der Avantgarde war Eine günstigere Wendung für die Franzosen nahm der Kampf, als das Daß Fußvolk eilte nach; die Kerntruppe der schweren Reiter erlag ') ilsmoiros So I^tremvMv.
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0375" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/133663"/> <p xml:id="ID_1191"> Es scheint, als ob der Flußübergang den Mailändern mehr Mühe ver¬<lb/> ursacht habe, als sie erwartet hatten. Das theils felsige, theils lehmige und<lb/> mit dichtem Gestrüpp bewachsene Ufer erwies sich steil, der Bergstrom durch<lb/> das nächtliche Gewitter ungewöhnlich angeschwollen. So war das Fußvolk<lb/> noch nicht geordnet, als die Töte Trivuleto's schon herankam, und nur die<lb/> Reisigen Gajazzo's waren kampffertig und attakirten auch. Aber sie lösten<lb/> sich bald vor der Furia der französischen Ritter auf, und die Hellebarden der<lb/> Schweizer zeigten sich der italienischen Fußvolksbewaffnung ebenfalls sehr<lb/> überlegen. Paulus Jovius erzählt, wie die Oberdeutschen zu lachen ange¬<lb/> fangen hätten, als sie bemerkten, daß die italienische Infanterie in der Weise<lb/> geordnet gewesen, daß die Armbrustschützen das dritte Glied hinter den Piken<lb/> und den Partisanen bildeten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1192"> Weit gefährlicher als dieser Anfall in der Front der Avantgarde war<lb/> Gonzaga's Angriff auf den Rücken der Arrieregarde. Er zeichnete sich indessen<lb/> mehr durch kunstgerechte Geschlossenheit als durch Feuer und Ungestüm aus.<lb/> König Charles dagegen, sobald er die Nachhut angegriffen sah, zauderte<lb/> nicht, seine ganze Bataille sofort mit in die Wagschale zu werfen. Sie<lb/> machte kehrt; Charles selbst jagte ihr mit eingelegter Lanze voraus. Solange<lb/> die Lanzen nicht zersplittert, waren die Venetianer im Vortheil; denn die<lb/> italienischen Lanzen waren länger als die französischen. Als man aber zum<lb/> Schwerte kam, fiel die Linke des Königs, nämlich 20 Schilde Aymar's de Prie,<lb/> die Edelleute des Hauses und einige starke Deutsche in Gonzaga's Flanke*) und<lb/> brachten ihm ernste Verluste bei. Dennoch hatten die Franzosen einen harten<lb/> Stand; denn sie waren im Rücken und von der Seite angegriffen; Gonzaga<lb/> drang tief in den Feind ein und suchte sich mit äußerster Anstrengung des<lb/> Königs selbst zu bemächtigen, der sich wiederholt in großer Gefahr befand.<lb/> Wenige Schritte von ihm wurde der Bastard von Orleans gefangen genom¬<lb/> men. Charles verdankte den Schutz seiner Person zu nicht geringem Theile<lb/> den langen Degen der schottischen Schützen und den Aexten der Fußknechte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1193"> Eine günstigere Wendung für die Franzosen nahm der Kampf, als das<lb/> Gefecht in der Front der Avantgarde gegen Gajazzo definitiv entschieden war<lb/> und die Homines d'Armes des Marschalls von Gie nun dem Könige zu<lb/> Hilfe eilen konnten. Dabei fiel Rudolph Gonzaga und gleichzeitig ließen die<lb/> Stradioten des Markgrafen plötzlich vom Gefechte ab. Denn sie hatten ihre Ge¬<lb/> fährten bemerkt, welche mit Beute beladen, nach Plünderung des französischen<lb/> Trains, durch den Taro zurück ritten, und zögerten keinen Augenblick, auch<lb/> ihrerseits zur Plünderung aufzubrechen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1194" next="#ID_1195"> Daß Fußvolk eilte nach; die Kerntruppe der schweren Reiter erlag</p><lb/> <note xml:id="FID_77" place="foot"> ') ilsmoiros So I^tremvMv.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0375]
Es scheint, als ob der Flußübergang den Mailändern mehr Mühe ver¬
ursacht habe, als sie erwartet hatten. Das theils felsige, theils lehmige und
mit dichtem Gestrüpp bewachsene Ufer erwies sich steil, der Bergstrom durch
das nächtliche Gewitter ungewöhnlich angeschwollen. So war das Fußvolk
noch nicht geordnet, als die Töte Trivuleto's schon herankam, und nur die
Reisigen Gajazzo's waren kampffertig und attakirten auch. Aber sie lösten
sich bald vor der Furia der französischen Ritter auf, und die Hellebarden der
Schweizer zeigten sich der italienischen Fußvolksbewaffnung ebenfalls sehr
überlegen. Paulus Jovius erzählt, wie die Oberdeutschen zu lachen ange¬
fangen hätten, als sie bemerkten, daß die italienische Infanterie in der Weise
geordnet gewesen, daß die Armbrustschützen das dritte Glied hinter den Piken
und den Partisanen bildeten.
Weit gefährlicher als dieser Anfall in der Front der Avantgarde war
Gonzaga's Angriff auf den Rücken der Arrieregarde. Er zeichnete sich indessen
mehr durch kunstgerechte Geschlossenheit als durch Feuer und Ungestüm aus.
König Charles dagegen, sobald er die Nachhut angegriffen sah, zauderte
nicht, seine ganze Bataille sofort mit in die Wagschale zu werfen. Sie
machte kehrt; Charles selbst jagte ihr mit eingelegter Lanze voraus. Solange
die Lanzen nicht zersplittert, waren die Venetianer im Vortheil; denn die
italienischen Lanzen waren länger als die französischen. Als man aber zum
Schwerte kam, fiel die Linke des Königs, nämlich 20 Schilde Aymar's de Prie,
die Edelleute des Hauses und einige starke Deutsche in Gonzaga's Flanke*) und
brachten ihm ernste Verluste bei. Dennoch hatten die Franzosen einen harten
Stand; denn sie waren im Rücken und von der Seite angegriffen; Gonzaga
drang tief in den Feind ein und suchte sich mit äußerster Anstrengung des
Königs selbst zu bemächtigen, der sich wiederholt in großer Gefahr befand.
Wenige Schritte von ihm wurde der Bastard von Orleans gefangen genom¬
men. Charles verdankte den Schutz seiner Person zu nicht geringem Theile
den langen Degen der schottischen Schützen und den Aexten der Fußknechte.
Eine günstigere Wendung für die Franzosen nahm der Kampf, als das
Gefecht in der Front der Avantgarde gegen Gajazzo definitiv entschieden war
und die Homines d'Armes des Marschalls von Gie nun dem Könige zu
Hilfe eilen konnten. Dabei fiel Rudolph Gonzaga und gleichzeitig ließen die
Stradioten des Markgrafen plötzlich vom Gefechte ab. Denn sie hatten ihre Ge¬
fährten bemerkt, welche mit Beute beladen, nach Plünderung des französischen
Trains, durch den Taro zurück ritten, und zögerten keinen Augenblick, auch
ihrerseits zur Plünderung aufzubrechen.
Daß Fußvolk eilte nach; die Kerntruppe der schweren Reiter erlag
') ilsmoiros So I^tremvMv.
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