Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.wozu Karl indessen nicht geneigt war.*) Doch waren die Unterhandlungen Im Heere Charles' waltete, französischen Angaben nach, ausgezeichnete Nachdem Charles zu Rom seinen Frieden mit dem Papste geschlossen, brach Die Armee zog nun langsam vorwärts, beinahe wie es jedem Einzelnen ") Schmidt. Geschichte von Frankreich.
wozu Karl indessen nicht geneigt war.*) Doch waren die Unterhandlungen Im Heere Charles' waltete, französischen Angaben nach, ausgezeichnete Nachdem Charles zu Rom seinen Frieden mit dem Papste geschlossen, brach Die Armee zog nun langsam vorwärts, beinahe wie es jedem Einzelnen ») Schmidt. Geschichte von Frankreich.
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0342" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/133630"/> <p xml:id="ID_1080" prev="#ID_1079"> wozu Karl indessen nicht geneigt war.*) Doch waren die Unterhandlungen<lb/> mit Alexander keinesweges freundlicher Art und zweimal wurde das Geschütz<lb/> gegen die Engelsburg in Batterie gefahren, um der Sprache der Diplomaten<lb/> Nachdruck zu geben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1081"> Im Heere Charles' waltete, französischen Angaben nach, ausgezeichnete<lb/> Mannszucht; einige schottische Garden, die sich Gewaltthätigkeiten gegen<lb/> Juden erlaubt hatten, wurden streng bestraft. Die Italiener versichern da¬<lb/> gegen, daß die zechenden und spielenden Soldknechte sich allen nur denkbaren<lb/> Ausschweifungen hingegeben hätten, und daß der Papst, vorzugsweise, um die<lb/> Stadt von diesen wüsten Banden zu befreien, eingewilligt habe, dem Könige<lb/> die römischen Festungen Spoleto, Terracina und Civita vecchia bis zur Be¬<lb/> endigung des Krieges einzuräumen und ihm die Belehnung mit Neapel zu<lb/> verheißen. Verderblich für die Schweizer wurde die acht Tage nach der Besitz¬<lb/> nahme Roms erfolgte Plünderung und Zerstörung des Hauses von Rosa<lb/> Vannoza, der Maitresse des Papstes und Mutter seiner natürlichen Kinder,<lb/> welche dafür blutige Rache schwor und Wort hielt; denn da die Schweizer-<lb/> Truppen in des Königs Armee dabei besonders thätig gewesen waren, so<lb/> warf sie ihren Haß auf diese Nation, und ließ nach dem Abzug der eigent¬<lb/> lichen Thäter zur Befriedigung ihrer Rachgier die in der päpstlichen Garde<lb/> dienenden Schweizer auf die schändlichste und raffinirteste Weise ermorden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1082"> Nachdem Charles zu Rom seinen Frieden mit dem Papste geschlossen, brach<lb/> er am 28. Januar zu dem eigentlichen Feldzuge gegen Neapel auf. Er<lb/> marschierte mit der Hauptkolonne die Straße von San Germano durch Latium;<lb/> eine Seitenkolonne zog durch das Gebirge, und sogleich erklärte sich fast die<lb/> gesammte Bevölkerung der Abruzzen, in welcher auch früher das Haus Anjou<lb/> die meisten Anhänger gehabt, für den König von Frankreich als Erben der<lb/> neapolitanischen Krone. Vor der festen Stadt Monte San Giovanno,<lb/> welche den Aragonesen einst sieben Jahre lang widerstanden, zeigte sich die<lb/> Macht der französischen Artillerie. Ein vierstündiges Geschützfeuer war hin¬<lb/> reichend, die Mauern zu zertrümmern und in die Gräben zu stürzen, worauf<lb/> der Sturm und die Einnahme unmittelbar folgten. Die Garnison: 500<lb/> Soldaten und ebensoviel bewaffnete Bauern, wurde auf Befehl des Königs<lb/> hingerichtet.</p><lb/> <p xml:id="ID_1083" next="#ID_1084"> Die Armee zog nun langsam vorwärts, beinahe wie es jedem Einzelnen<lb/> beliebte. Das war nicht jener rapide Marsch Attila's oder Alarich's, der die<lb/> Reichthümer und den Glanz der römischen Civilisation in den Staub warf;<lb/> das war auch keiner jener klugen und kühnen strategischen Züge, wie sie vier<lb/> Jahrhunderte nach Charles die Heere der französischen Republik in Italien</p><lb/> <note xml:id="FID_60" place="foot"> ») Schmidt. Geschichte von Frankreich.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0342]
wozu Karl indessen nicht geneigt war.*) Doch waren die Unterhandlungen
mit Alexander keinesweges freundlicher Art und zweimal wurde das Geschütz
gegen die Engelsburg in Batterie gefahren, um der Sprache der Diplomaten
Nachdruck zu geben.
Im Heere Charles' waltete, französischen Angaben nach, ausgezeichnete
Mannszucht; einige schottische Garden, die sich Gewaltthätigkeiten gegen
Juden erlaubt hatten, wurden streng bestraft. Die Italiener versichern da¬
gegen, daß die zechenden und spielenden Soldknechte sich allen nur denkbaren
Ausschweifungen hingegeben hätten, und daß der Papst, vorzugsweise, um die
Stadt von diesen wüsten Banden zu befreien, eingewilligt habe, dem Könige
die römischen Festungen Spoleto, Terracina und Civita vecchia bis zur Be¬
endigung des Krieges einzuräumen und ihm die Belehnung mit Neapel zu
verheißen. Verderblich für die Schweizer wurde die acht Tage nach der Besitz¬
nahme Roms erfolgte Plünderung und Zerstörung des Hauses von Rosa
Vannoza, der Maitresse des Papstes und Mutter seiner natürlichen Kinder,
welche dafür blutige Rache schwor und Wort hielt; denn da die Schweizer-
Truppen in des Königs Armee dabei besonders thätig gewesen waren, so
warf sie ihren Haß auf diese Nation, und ließ nach dem Abzug der eigent¬
lichen Thäter zur Befriedigung ihrer Rachgier die in der päpstlichen Garde
dienenden Schweizer auf die schändlichste und raffinirteste Weise ermorden.
Nachdem Charles zu Rom seinen Frieden mit dem Papste geschlossen, brach
er am 28. Januar zu dem eigentlichen Feldzuge gegen Neapel auf. Er
marschierte mit der Hauptkolonne die Straße von San Germano durch Latium;
eine Seitenkolonne zog durch das Gebirge, und sogleich erklärte sich fast die
gesammte Bevölkerung der Abruzzen, in welcher auch früher das Haus Anjou
die meisten Anhänger gehabt, für den König von Frankreich als Erben der
neapolitanischen Krone. Vor der festen Stadt Monte San Giovanno,
welche den Aragonesen einst sieben Jahre lang widerstanden, zeigte sich die
Macht der französischen Artillerie. Ein vierstündiges Geschützfeuer war hin¬
reichend, die Mauern zu zertrümmern und in die Gräben zu stürzen, worauf
der Sturm und die Einnahme unmittelbar folgten. Die Garnison: 500
Soldaten und ebensoviel bewaffnete Bauern, wurde auf Befehl des Königs
hingerichtet.
Die Armee zog nun langsam vorwärts, beinahe wie es jedem Einzelnen
beliebte. Das war nicht jener rapide Marsch Attila's oder Alarich's, der die
Reichthümer und den Glanz der römischen Civilisation in den Staub warf;
das war auch keiner jener klugen und kühnen strategischen Züge, wie sie vier
Jahrhunderte nach Charles die Heere der französischen Republik in Italien
») Schmidt. Geschichte von Frankreich.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |