Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.lachte und den Marsch fortzusetzen befahl. Am 7. December betrat er Der König zog nun gen Rom. Fünf Eroberer hatten vor Charles VIII. Mit beredter Zunge hat Paulus Jovius den Einmarsch beschrieben, und Grenz?,oder n. 1875. 4Z
lachte und den Marsch fortzusetzen befahl. Am 7. December betrat er Der König zog nun gen Rom. Fünf Eroberer hatten vor Charles VIII. Mit beredter Zunge hat Paulus Jovius den Einmarsch beschrieben, und Grenz?,oder n. 1875. 4Z
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lachte und den Marsch fortzusetzen befahl. Am 7. December betrat er
Aquapendente, die erste römische Stadt; die Geistlichkeit holte ihn in
feierlicher Prozession ein, und drei Tage später besetzte er Viterbo ohne
Schwertstreich und ohne nur einen feindlichen Soldaten zu erblicken.
Der König zog nun gen Rom. Fünf Eroberer hatten vor Charles VIII.
an die Thore der ewigen Stadt gepocht: Brennus, Hannibal, Alarich, Vitiges
und Totilas; nur dreien von ihnen, dem Gallier Brennus und den Gothen
Alarich und Totilas hatten sie sich geöffnet und auch diesen nur nach langen
Belagerungen. Der junge Franzosenkönig sollte ohne Kampf einziehn in die
Hauptstadt der Cäsaren. Papst Alexander, obgleich er doch erst vor kurzem
die Festungswerke Roms hatte herstellen lassen, benahm sich so schwach und
haltungslos, daß er allen Parteien verächtlich wurde. Es war deutlich, daß
der Kirchenfürst keinen andern Ausweg wußte, als Intrigue und Verrath.
Er schickte Abgesandte, zuletzt seinen eignen Beichtvater, an den König und
erbot sich in Bezug auf Neapel zu allen möglichen Concessionen, wenn die
französische Armee Rom nicht berühren wolle. Dies aber war ganz gegen den
Sinn des Königs, welcher ebenen jener Stadt als Sieger einziehen wollte,
wo Cäsar triumphirt hatte, dessen Commentarien (die ja auch damals schon
in der Schule gelesen wurden) ihm noch in frischem Andenken waren. In¬
dessen ließ er sich doch durch die Verschlagenheit seines Gegners aufhalten und
verlor drei Wochen. Das mächtige römische Haus der Colonna arbeitete in¬
zwischen für Frankreich, und an demselben Tage, an welchem die neapolitanischen
Truppen die ewige Stadt räumten, zog das französische Heer durch die zM-ta,
'tot poxolo ein. Es war die Sylvesternacht d. I. 1494. Eine Menge
Fackeln und Lampen beleuchteten das acht Stunden währende Schauspiel;
das Geschrei „^raneia" und „0o1onng," zerriß die Luft.
Mit beredter Zunge hat Paulus Jovius den Einmarsch beschrieben, und
wem erkennt aus seiner Schilderung, wie sehr ihm namentlich das französische
beschütz und das schweizerisch-deutsche Fußvolk imponirten. Vor allem fiel
ihm auf, daß diese Artillerie so beweglich war, daß sie der Reiteret im Trabe
Zu folgen vermochte (ut eyuituin cul-kam aequivribus in weis g,<Zkt,<Z(Zunret).
200 französische Ritter, von der edelsten Geburt oder durch eine ritterliche
That bereits ausgezeichnet, umgaben den König persönlich. Sie übertrafen
durch zierliche Kleidung und reichen Waffenschmuck noch die Pracht des übrigen
Heeres. — In solcher Begleitung ritt Charles, abermals in voller Rüstung,
also mit den Ansprüchen eines Siegers, in Rom ein, um, wie er sagte, dem
heiligen Vater seine Obedienz zu beweisen. Dieser hatte sich indeß aus Furcht
und Mißtrauen in die Engelsburg eingeschlossen, und in der That forderten
Mehre Cardinäle den König zur Absetzung des verbrecherischen Papstes auf,
Grenz?,oder n. 1875. 4Z
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