Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.völkerung verlassen, wenn dieselbe von ergiebigeren Goldfeldern hörte, und die Harte grub ein wenig nach Gold, schulmeisterte ein wenig, versuchte sich Im Jahre 18S7 trieb ihn irgend eine Strömung zurück nach San Francisco Inzwischen hatte der junge Schriftsteller geheirathet, und eine wachsende Im Jahre 1864 wurde er zum Secretär der Münzstätte der Vereinigten völkerung verlassen, wenn dieselbe von ergiebigeren Goldfeldern hörte, und die Harte grub ein wenig nach Gold, schulmeisterte ein wenig, versuchte sich Im Jahre 18S7 trieb ihn irgend eine Strömung zurück nach San Francisco Inzwischen hatte der junge Schriftsteller geheirathet, und eine wachsende Im Jahre 1864 wurde er zum Secretär der Münzstätte der Vereinigten <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0306" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/133594"/> <p xml:id="ID_956" prev="#ID_955"> völkerung verlassen, wenn dieselbe von ergiebigeren Goldfeldern hörte, und die<lb/> vorher von ihnen so werth gehaltenen „Claims" nahmen ebenso unstäte<lb/> Schaaren ein.</p><lb/> <p xml:id="ID_957"> Harte grub ein wenig nach Gold, schulmeisterte ein wenig, versuchte sich<lb/> ein wenig als Setzer und Zeitungsschreiber unter diesem Volk an der Grenze<lb/> der Gesittung, überkletterte Berggipfel und durchzog wilde Schluchten als<lb/> berittener Eilbote einer Postgesellschaft oder arbeitete als Agent derselben Ge¬<lb/> sellschaft in den kleinen Bergstädten, die wir in den „Argonautengeschichten"<lb/> unter den Namen Sandy Bar, Poker Flat und Wingdam geschildert fanden.<lb/> Aber diese ganze Zeit über war in ihm der Künstler bereits thätig, wenn<lb/> auch vor der Hand nur durch Eindringen in die malerische Natur und die<lb/> seltsame Menschenwelt, die ihn als Atmosphäre umgab, und durch Aufnahme<lb/> der Stimmung und der Farben jener Natur und der Sitte, Denkart und<lb/> Redeweise dieser Menschen in ein treues Gedächtniß.</p><lb/> <p xml:id="ID_958"> Im Jahre 18S7 trieb ihn irgend eine Strömung zurück nach San Francisco<lb/> — in „die Bai", wie die anmuthtge Seestadt von den wandernden Söhnen<lb/> der Abenteuerlichkeit zärtlich genannt wurde. „Die Bai" war das Stückchen<lb/> Himmel, wo es kühle Seewinde, lustiges Leben und gelegentlich Spuren jenes<lb/> verfeinerten Lebensgenusses gab, den man damals als ein fernliegendes, nur<lb/> schwach noch in der Erinnerung haftendes Gut ansah, welches allein in „den<lb/> Staaten" zu finden sei. Hier entwickelte sich Harte rasch zu einem gewandten<lb/> jungen Schriftsteller. Indem er im Setzersaal einer literarischen Wochenschrift<lb/> arbeitete, setzte er eines Tages versuchsweise einige von seinen eignen an¬<lb/> muthigen kleinen Skizzen. Dieselben wurden vom Redacteur bemerkt und nach<lb/> ihrem Werthe erkannt, und die Folge war, daß er vom Setzkasten und<lb/> Winkelhaken in die Redaktion der „Golden Era" befördert wurde, wo einige<lb/> von den hübschen Skizzen, die dem zweiten Bande der „Argonautengeschichten"<lb/> in der Grunow'schen Uebersetzung beigegeben sind, geschrieben wurden.</p><lb/> <p xml:id="ID_959"> Inzwischen hatte der junge Schriftsteller geheirathet, und eine wachsende<lb/> Familie verbot weiteres Umherschweifen. Er schrieb allerlei, was noch nicht<lb/> gesammelt worden ist; und sowohl in den täglich erscheinenden Blättern San<lb/> Franciscos als in der eine Zeit lang von ihm redigirten Wochenschrift „The<lb/> Californian" begegnete man unzähligen Beiträgen aus seiner Feder, welche<lb/> die periodische Literatur jener Zeiten bereicherten und den californischen<lb/> Journalismus jene höhere Bedeutung verliehen, die ihm jetzt- völlig abhanden<lb/> gekommen zu sein scheint.</p><lb/> <p xml:id="ID_960" next="#ID_961"> Im Jahre 1864 wurde er zum Secretär der Münzstätte der Vereinigten<lb/> Staaten in San Francisco ernannt, eine Stellung, die ihm während der<lb/> sechs Jahre, die er sie bekleidete, Muße und Gelegenheit zu sorgfältigerer<lb/> Arbeit gab, als die war, welche er bis dahin zu leisten im Stande gewesen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0306]
völkerung verlassen, wenn dieselbe von ergiebigeren Goldfeldern hörte, und die
vorher von ihnen so werth gehaltenen „Claims" nahmen ebenso unstäte
Schaaren ein.
Harte grub ein wenig nach Gold, schulmeisterte ein wenig, versuchte sich
ein wenig als Setzer und Zeitungsschreiber unter diesem Volk an der Grenze
der Gesittung, überkletterte Berggipfel und durchzog wilde Schluchten als
berittener Eilbote einer Postgesellschaft oder arbeitete als Agent derselben Ge¬
sellschaft in den kleinen Bergstädten, die wir in den „Argonautengeschichten"
unter den Namen Sandy Bar, Poker Flat und Wingdam geschildert fanden.
Aber diese ganze Zeit über war in ihm der Künstler bereits thätig, wenn
auch vor der Hand nur durch Eindringen in die malerische Natur und die
seltsame Menschenwelt, die ihn als Atmosphäre umgab, und durch Aufnahme
der Stimmung und der Farben jener Natur und der Sitte, Denkart und
Redeweise dieser Menschen in ein treues Gedächtniß.
Im Jahre 18S7 trieb ihn irgend eine Strömung zurück nach San Francisco
— in „die Bai", wie die anmuthtge Seestadt von den wandernden Söhnen
der Abenteuerlichkeit zärtlich genannt wurde. „Die Bai" war das Stückchen
Himmel, wo es kühle Seewinde, lustiges Leben und gelegentlich Spuren jenes
verfeinerten Lebensgenusses gab, den man damals als ein fernliegendes, nur
schwach noch in der Erinnerung haftendes Gut ansah, welches allein in „den
Staaten" zu finden sei. Hier entwickelte sich Harte rasch zu einem gewandten
jungen Schriftsteller. Indem er im Setzersaal einer literarischen Wochenschrift
arbeitete, setzte er eines Tages versuchsweise einige von seinen eignen an¬
muthigen kleinen Skizzen. Dieselben wurden vom Redacteur bemerkt und nach
ihrem Werthe erkannt, und die Folge war, daß er vom Setzkasten und
Winkelhaken in die Redaktion der „Golden Era" befördert wurde, wo einige
von den hübschen Skizzen, die dem zweiten Bande der „Argonautengeschichten"
in der Grunow'schen Uebersetzung beigegeben sind, geschrieben wurden.
Inzwischen hatte der junge Schriftsteller geheirathet, und eine wachsende
Familie verbot weiteres Umherschweifen. Er schrieb allerlei, was noch nicht
gesammelt worden ist; und sowohl in den täglich erscheinenden Blättern San
Franciscos als in der eine Zeit lang von ihm redigirten Wochenschrift „The
Californian" begegnete man unzähligen Beiträgen aus seiner Feder, welche
die periodische Literatur jener Zeiten bereicherten und den californischen
Journalismus jene höhere Bedeutung verliehen, die ihm jetzt- völlig abhanden
gekommen zu sein scheint.
Im Jahre 1864 wurde er zum Secretär der Münzstätte der Vereinigten
Staaten in San Francisco ernannt, eine Stellung, die ihm während der
sechs Jahre, die er sie bekleidete, Muße und Gelegenheit zu sorgfältigerer
Arbeit gab, als die war, welche er bis dahin zu leisten im Stande gewesen
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